Zum Abschluss der achten Runde der österreichischen Bundesliga traf die Wiener Austria im Heimspiel auf den Tabellenletzten St. Pölten. Dabei hatte man nach der... Analyse: Austria feiert Kantersieg gegen St. Pölten

Zum Abschluss der achten Runde der österreichischen Bundesliga traf die Wiener Austria im Heimspiel auf den Tabellenletzten St. Pölten. Dabei hatte man nach der 1:5-Schlappe am Donnerstag gegen Milan nur wenig Zeit der Reflexion und musste sich deshalb bereits auf die nächste Aufgabe einstellen. Nicht gerade erleichtert wurde dieses Unterfangen durch einige Ausfälle und Umstellungen, was sich auch auf das Spiel der Veilchen auswirkte. Auf der anderen Seite feierte Neo-Trainer Lederer sein Debüt bei den Wölfen und die Gäste hofften dementsprechend auf den „Trainer-Effekt“ gegen den Favoriten aus der Hauptstadt.

Systemumstellung und neue Ausrichtung nach Trainerwechsel

Die Gäste aus Niederösterreich reisten mit einem neuen Trainergespann nach Wien und hatten nur wenige Tage Zeit, ihre Spielidee zu vermitteln und die Mannschaft auf dieses schwierige Auswärtsspiel vorzubereiten. Im Vorfeld überraschte Trainer Lederer auch mit der Aufstellung etwas. Nachdem man aufgrund des aufgebotenen Personals eher mit einem 5-3-2 rechnete, stellte dies sich am Feld als ein klares 4-1-4-1 heraus, in welchem Stürmer Riski auf den rechten- und Kapitän Thürauer auf den linken Flügel aufgestellt wurden. Genauso überraschend war, dass der nominelle Innenverteidiger Petrovic die Position des alleinigen Sechsers vor der Abwehr übernahm. Zunächst nahm man sich durch die Umstellungen vor, aus einer gesicherten Abwehr heraus nach vorne zu kommen und agierte zunächst etwas tiefer und abwartender. Man formierte sich in einem raumorientierten 4-1-4-1 Block in der eigenen Hälfte, verzichtete auf höheres Anlaufen und konzentrierte sich vorerst darauf, die Räume in der Defensive zu verschließen und speziell das Zentrum zuzustellen.

Jedoch wollte man nicht nur destruktiv und passiv auf den Gegner warten, sondern man nahm sich auch vor Fußball zu spielen und einen kontinuierlichen Spielaufbau zu forcieren, statt nur auf Ballverluste zu lauern und lange Bälle zu spielen. Dabei sah man durchaus die Philosophie von Lederer nach nur wenigen Trainingstagen bereits und dies war ein kleiner Ausblick, wie man St. Pölten wohl in Zukunft zu erwarten hat. Die Innenverteidiger positionierten sich dabei sehr breit und versuchten den Gegner zu strecken, während Sechser Petrovic sich davor bewegte und auch mal nach hinten abkippte. Lange Bälle sollten wenn möglich vermieden werden und der Trainer forderte immer wieder lautstark die Situationen spielerisch zu lösen. Interessant war dabei auch die Asymmetrie im Mittelfeld, mit der man zu Werke ging. Während Kapitän Thürauer öfter ins Zentrum einrückte, um dort Überzahl zu schaffen, agierte sein Pendant auf der anderen Seite Riski wesentlich direkter und startete oft in die Spitze, um dort dem Gegner mit seiner Schnelligkeit Schwierigkeiten zu bereiten.

Die Veilchen mit Rotation und einem Debütanten

Die violetten Gastgeber mussten durch die verletzungsbedingten Ausfälle in der Innenverteidigung und die fehlende Arbeitserlaubnis von Neuzugang Ruan Renato kreativ werden. Nun musste der nominelle Sechser Serbest in der Verteidigung aushelfen, während Kapitän Holzhauser mal wieder die Rolle als alleiniger Sechser vor der Abwehr übernahm. Aufgrund dessen feiere auch ein Neuzugang sein Debüt in der Startelf. Der Nigerianer Ibrahim Alhassan durfte im zentralen Mittelfeld neben De Paula ran und das, obwohl er erst einen Tag zuvor aus Nigeria zurückkehrte. An der Spielanlage änderte sich deswegen relativ wenig- die Austria versuchte wie gewohnt viel Ballbesitz zu haben und das Spiel zu kontrollieren.

Gegnerspezifische Anpassungen gab es aufgrund des Trainerwechsels der St. Pöltner keine zu erblicken, man konzentrierte sich eher darauf das eigene Spiel durchzubringen. Interessant war dabei zu beobachten, dass Rechtsverteidiger Klein scheinbar langsam in die Rolle von seinem Vorgänger Larsen eingeführt wird und sich zum ersten Mal öfter im Zentrum aufhielt, statt nur Breite zu geben. Naturgemäß geschah das Ganze noch nicht auf dem Niveau wie es sein Vorgänger praktiziere, jedoch möchte Trainer Fink auch in Zukunft auf das Mittel der einkippenden Außenverteidiger nicht verzichten.

Austria mit Problemen auf beiden Seiten des Balles

Das Spiel nahm zunächst den gewohnten Verlauf eines Heimspieles der Veilchen. Die Gastgeber verzeichneten von Anfang an sehr viel Ballbesitz und versuchten in Ruhe nach vorne zu kommen. Jedoch geschah dies nicht ganz so flüssig, wie man es wohl gerne gehabt hätte. St. Pölten verschloss die Räume einerseits ganz gut und die Abläufe wirkten durchaus passend einstudiert, andererseits machte sich die Austria durch hausgemachte Probleme selber das Leben schwer. Holzhauser kippte wie gewohnt in die erste Aufbaulinie ab und zeigte die negativen Aspekte dieses Stilmittels, wenn es nicht optimal ausgeführt wird. Normalerweise versucht Serbest seine Bewegungen auszubalancieren und besetzt alleine den großen Raum im Zentrum. Dadurch, dass er jedoch in der Verteidigung aushelfen musste, bekam man immer wieder folgendes Bild zu sehen:

Mangelnde Präsenz im Zentrum sorgt für eine suboptimale Anbindung nach vorne

Die St. Pöltener ließen Holzhauser gewähren und konzentrierten sich lieber darauf, dem Spielgestalter die Optionen nach vorne zu nehmen. So kam es zu solchen Konstellationen, in der meisten drei, hier sogar vier Austria-Spieler auf einer Höhe im Aufbau zu finden waren, obwohl der Gegner nur mit einem Stürmer eher halbherzig attackierte. Dadurch blieb das Zentrum wie in dieser Szene oft komplett verwaist, da sich auch die beiden Achter De Paula & Alhassan sehr hoch positionierten. Die Veilchen nahmen sich aufgrund dessen bereits frühzeitig Optionen im Spielaufbau und waren dazu gezwungen, entweder früh über die Flügel das Spiel zu eröffnen oder zum langen Ball zu greifen. Dies war allerdings leicht ausrechenbar und konnte von den Gästen gut verteidigt werden, weshalb sich die Austria zunächst schwer tat, geordnet in höhere Zonen zu stoßen und zu zwingenden Torchancen zu kommen. Es spricht dennoch für Holzhauser und seine Qualitäten in der Spieleröffnung, dass er durch tolle Zuspiele dennoch immer wieder gefährliche Situationen aus der Tiefe einleiten konnte.

Jedoch hatte man nicht nur im Ballbesitz mit einigen Problemen zu kämpfen. Auch gegen den Ball schaffte man es nicht immer eine passende Ordnung aufrechtzuerhalten und hatte wie in den letzten Spielen immer wieder mit Balanceproblemen zu kämpfen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass sehr viele Spieler meist sehr hoch vor dem Ball positioniert sind und die Struktur nach Ballverlust dadurch nicht immer optimal ist, um sofort ins Gegenpressing zu gelangen. Exemplarisch kann man dies Anhand des folgenden Bildes nachvollziehen:

Nach Ballverlust ist das gesamte Mittelfeld de facto aus dem Spiel, da auch Holzhauser zu tief hängen bleibt und den Angriff nicht passend absichert (so wie es sonst Serbest meist tut). Dadurch kamen die Gäste immer wieder zu aussichtsreichen Ballgewinnen und der Chance auf vielversprechende Umschaltaktionen, von denen manche letztlich verteidigt werden konnten, einige aber dennoch gefährlich wurden. Dennoch war es zunächst der Austria vorbehalten, für den Führungstreffer zu sorgen, der darüber hinaus schön herausgespielt wurde. Holzhauser spielte mit einem schönen vertikalen Pass De Paula im Halbraum frei, der einen Gegenspieler aussteigen ließ und auf Friesenbichler durchsteckte, der dann alleine vor dem Torwart cool blieb und per Lupfer vollstreckte. Jedoch währte die Freude bei den Veilchen nur kurz. Nachdem Petrovic nicht attackiert wurde, gelang der Ball in den Strafraum und etwas glücklich zu Riski, der nur noch zum Ausgleich einschieben musste.

Danach nahm die Partie bedingt durch die Treffer etwas an Fahrt auf und beide Mannschaften kamen zu guten Möglichkeiten auf die Führung. Bei den Gastgebern setzte Debütant Alhassan zunächst einen Kopfball freistehend im Strafraum am Tor vorbei, während auf der anderen Seite Sobczyk den Torhüter Hadzikic überlupfte und Kadiri in höchster Not vor der Linie klären musste. Als es so schien, als ginge es mit einem Unentschieden in die Pause, schlugen die Veilchen nochmal zu. Nachdem Friesenbichler zunächst am Torhüter Riegler scheiterte, kam der Abpraller zu Pires, der den Ball nur noch ins leere Tor einschieben musste. So ging die Austria mit einem Erfolgserlebnis in die Halbzeit und tankte nochmal Selbstvertrauen.

Austria mit wenig Risiko, St. Pölten erhöht es ein wenig

Die Gastgeber versuchten zunächst mit der Führung im Rücken das Spiel zu entschleunigen und im Ballbesitz zu bleiben. Jedoch gelang dies nicht immer, da die Gäste immer öfter den langen Ball erzwingen konnten, da sich nun auch etwas weiter aufrückten, nachdem ja lange Zeit einzig Stürmer Sobczyk für Präsenz in der gegnerischen Hälfte sorgte. Dennoch blieb der SKN höchstens im Ansatz gefährlich und schwächte sich dann auch noch selbst. Nach einem überharten Einsteigen musste Ambichl völlig zurecht vom Platz und die Gäste waren nun gezwungen, das Spiel nur noch zu zehnt fortzusetzen.

Danach hatte die Austria im Ballbesitz alle Zeit der Welt, sich den Gegner zurechtzulegen und in Ruhe zu bespielen. Der SKN baute nun zwei engmaschige Viererketten vor dem eigenen Strafraum auf und lauerte zunächst auf Kontermöglichkeiten. Die Veilchen ihrerseits wollten ihnen diese nicht zugestehen, weshalb man zumeist auf Risiko verzichtete und auf den richtigen Moment lauerte, um die eigenen Angriffe zu starten. Dadurch kam es durchaus vor, dass man in Ruhe von links nach rechts den Ball zirkulieren ließ, um auf Lücken beim Gegner zu warten. Diese Lücken kamen jedoch nur selten zum Vorschein und die Gäste verschlossen in Unterzahl im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Räume recht brav.

Erst nach und nach kamen die Gastgeber zu weiteren Torchancen, die man zunächst noch liegen ließ. Auf der anderen Seite hatte Martic die gute Möglichkeit, für den überraschenden Ausgleich zu sorgen, setzte den Ball jedoch nur an die Außenstange. Es dauerte einige Minuten, bis die Austria für die Vorentscheidung sorgte. Nach einem starken Antritt von Pires brachte dieser den Ball in die Mitte und Verteidiger Huber klärte mit der Hand, was ihm und seiner Mannschaft einen weiteren Platzverweis plus fälligen Elfmeter einbrachte. Diesen verwertete Kapitän Holzhauser trocken zum 3:1. Die Veilchen schienen nun auf den Geschmack gekommen zu sein. Einige Minuten später, steckte Alhassan auf Pires durch, der auf Friesenbichler querlegte und dieser traf dann mit dem Kopf zum 4:1.

Doch noch war der Durst nach Toren bei den Violetten nicht gestillt. Erneut tankte sich der überragende Pires auf der Seite durch und bediente den eingewechselten Monschein, der zum 5:1 Endstand verwertete.

Fazit

Die Austria feierte letztlich einen verdienten 5:1 Heimerfolg und verkürzte damit den Rückstand auf Tabellenführer Sturm Graz. Dabei war das Spiel lange Zeit nicht so deutlich, wie es das Ergebnis zunächst vermuten lässt. Die Veilchen hatten zwar wesentlich mehr Ballbesitz und etwas mehr Möglichkeiten, jedoch hatte man mit einigen Problemen zu kämpfen und machte sich so teilweise das Leben schwer. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass die Mannschaft einige Umstellungen und Ausfälle zu verkraften hatte, ganz zu schweigen von der herben Klatsche am vergangenen Donnerstag. All dies schüttelte man ab und fuhr den fünften Sieg in den letzten sechs Bundesligaspielen ein. Der SKN muss sich hingegen trotz ordentlicher Leistung letztlich deutlich geschlagen geben. Dabei war die Handschrift von Neo-Trainer Lederer durchaus nach wenigen Tagen bereits zu sehen und dies nährt zumindest die Hoffnung auf Besserung in der nahen Zukunft.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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