Zum Abschluss der fünften Runde in der österreichischen Bundesliga musste die Wiener Austria auswärts beim vermeintlichen Lieblingsgegner Mattersburg ran, gegen den man die lang... Analyse: Austria setzt Erfolgslauf in Mattersburg fort

Zum Abschluss der fünften Runde in der österreichischen Bundesliga musste die Wiener Austria auswärts beim vermeintlichen Lieblingsgegner Mattersburg ran, gegen den man die lang anhaltende Serie an ungeschlagenen Spielen weiter ausbauen wollte. Nach etwas zerfahrenem Beginn schien es zunächst so, als würde es den Veilchen auch diesmal gelingen, die volle Punkteausbeute aus dem Pappel-Stadion mitzunehmen. In einer turbulenten zweiten Halbzeit gelang jedoch den Gastgebern etwas überraschend der Ausgleich, allerdings musste kurze Zeit später Torschütze Höller nach einem brutalen Tackling mit Rot vom Platz. Die nachfolgende Abwehrschlacht der Mattersburger stellte die Austria vor einige Probleme und erst in der Schlussphase gelang den Gästen der erlösende 2:1 Führungstreffer, der den Grundstein für den Sieg letztendlich legte.

Mattersburger Pressingsversuch mit einigen Teilerfolgen

Die Austria hatte nach dem harten Fight am Donnerstag im Europacup nur wenige Tage Zeit, sich auf das schwierige Spiel gegen Mattersburg vorzubereiten und anständig zu regenerieren. Dennoch entschied sich Trainer Fink nur punktuell zu rotieren und beließ es letztlich bei nur drei Veränderungen in der Startelf, was die Wichtigkeit dieser Partie durchaus offenbarte. Man passte das System darüber hinaus etwas an und lief in einem klaren 4-1-4-1 auf, nachdem man den angeschlagenen und wichtigen Sechser Serbest schonte. De Paula und Prokop übernahmen jeweils die Rolle des Achters, während Kapitän Holzhauser den alleinigen Sechser vor der Abwehr gab. Die Gastgeber aus Mattersburg verzichteten im Vergleich zur Partie in St. Pölten auf großartige Veränderungen und liefen im gewohnten 4-4-2/4-4-1-1 auf. Einzig Sittsam rutschte etwas überraschend für Erhardt ins defensive Mittelfeld hinein.

Die Burgenländer hatten sich im Vorfeld der Partie vorgenommen, die negative Bilanz gegen die Austria endlich zu durchbrechen und nach dreizehn sieglosen Spielen mal wieder für drei Punkte zu sorgen. Dementsprechend legte man sich einen Matchplan zurecht, in welchem man von der ersten Minute an die Gäste unter Druck setzten wollte. Die Burgenländer pressten also von Anfang an sehr hoch und wechselten oft vom 4-4-2 hin zum 4-3-3, wo sich Höller immer wieder in die erste Pressinglinie nach vorne orientieren sollte. Man wollte damit numerische Gleichzahl mit der Aufbaulinie der Austria herstellen und das Abkippen von Holzhauser damit quasi neutralisieren. Dies schien vor allem in den ersten fünfzehn Minuten auch ganz gut zu funktionieren und die Gäste taten sich schwer, konstruktiv nach vorne zu kommen bzw. sich überhaupt Chancen herauszuspielen. Die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen wirkten dabei durchaus passend und speziell das Mittelfeld schob immer wieder gut nach und unterband damit vor allem das Bespielen des Mittelfeldzentrums. Wenn man allerdings mal keinen Zugriff auf den Gegner bekam, löste man das Pressing immer wieder klug auf und ging in eine etwas tieferstehende 4-4-1-1 Formation über und versuchte eine passende eigene Kompaktheit herzustellen.

Austria mit Balanceproblemen und mangelhafter Absicherung

Die Gäste aus der Hauptstadt liefen wie bereits erwähnt in einer etwas angepassten 4-1-4-1 Anordnung auf und taten sich speziell zu Beginn doch etwas schwerer, geordnet in höhere Zonen des Spielfeldes vorzustoßen und dort für eine stabile Ballzirkulation zu sorgen. Das lag vor allem daran, dass einerseits die beiden Achter teilweise zu hoch standen und es an Verbindungen zur eigenen ersten Aufbaulinie mangelte, aber auch die Flügelspieler sich sehr breit positionierten. Deshalb gelang es Mattersburg immer wieder die Veilchen erfolgreich anzupressen, oder zumindest den langen Ball nach vorne zu erzwingen, da die Raumaufteilung nicht optimal war. Dadurch machte sich vor allem in der Anfangsphase die Abwesenheit von Serbest deutlich bemerkbar, dessen schwierige Rolle gerne unterschätzt wird und der im Spiel der Austria ein ungemein wichtiger Faktor ist.

Das Fehlen von Serbest machte sich aber nicht nur im Spiel mit dem Ball bemerkbar, sondern vor allem gegen den Ball war es augenscheinlich. Aufgrund dessen, dass sich die beiden Achter teilweise sehr hoch bewegten, fehlte nach Ballverlust ab und an die passende Absicherung der Angriffe und das Gegenpressing kam so nur schwer in den Gang. Verstärkt wurden diese Probleme zusätzlich durch die etwas eigenwillige Positionierung von Holzhauser, der immer wieder etwas lethargisch auf einer Höhe mit der Innenverteidigung hängen blieb und in einigen Szenen nicht konsequent nachschob, wodurch das Zentrum nur unzureichend besetzt blieb. Im nachfolgenden Bild sieht man dies nach einem Ballgewinn der Burgenländer sehr gut:

Szene nach SVM-Ballgewinn und das verwaiste Zentrum + eigenartige Positionierung von Holzhauser

Gegen die spielschwachen Mattersburger wurden diese Löcher jedoch nur unzureichend bespielt bzw. ausgenutzt, da die Gastgeber lieber das klassische Kick & Rush bevorzugen und entweder direkt hohe Bälle nach vorne schlagen, oder den Weg über die Flügel suchen, um dann im Anschluss die Flanke in den Strafraum zu bringen und die kopfballstarken Stürmer in Szene zu setzen. Dadurch wurde die mangelhafte Balance/Absicherung bei den Veilchen nicht konsequent ausgenutzt und es gelang ihnen letztlich die Szenen dennoch zu verteidigen.

Austria findet langsam in den Rhythmus

Nach einer ziemlich zerfahrenen Anfangsphase reagierte die Austria mit einigen Anpassungen im Spiel, die sich auch sofort positiv auf das eigene Auftreten auswirkten. Einerseits wurde De Paula im Spielaufbau etwas weiter nach hinten beordert und sollte den Kontakt zu der Verteidigung suchen, um besser anspielbar zu sein. Andererseits rückte der ballnahe Flügelspieler mehr ins Zentrum statt Breite zu geben und sollte so für eine bessere Staffelung sorgen. Diese Maßnahmen schienen zu fruchten und es gelang der Austria das Pressing des Gegners besser zu umspielen und stabilere Verbindungen in der Spieleröffnung herzustellen. Diese Anpassungen und das stimmigere Auftreten wurden darüber hinaus auch noch mit dem 1:0 Führungstreffer der Gäste belohnt. Nach einem langen Ball von Holzhauser, setzte sich Prokop auf der rechten Seite durch und bediente Stürmer Friesenbichler, der sich die Chance nicht nehmen lässt und durchaus sehenswert per Direktabnahme vollendete.

Mit der Führung im Rücken wirkte das gesamte Auftreten der Wiener nun noch gefestigter und das offensive Potenzial auf dem Platz wurde noch besser ausgespielt. Die Austria schaffte es immer wieder speziell über die rechte Seite für Gefahr zu sorgen, da man diesen Raum strategisch für Überladungen nutzte und einige sehr interessante Momente dadurch kreierte. Larsen, Tajouri, Prokop und De Paula ließen immer wieder ihre technischen Fähigkeiten aufblitzen und sorgten für teils ansehnliche Kombinationen. Auch Stürmer Friesenbichler ließ sich immer wieder gut fallen und beteiligte sich am Kombinationsspiel, wodurch die Mattersburger in dieser Phase kaum Zugriff erhielten und die Austria das Spiel in allen Bereichen dominierte. Man verabsäumte es nur, für noch mehr Durchschlagskraft im letzten Drittel zu sorgen und speziell Pires ließ einige aussichtsreiche Situationen etwas leichtfertig liegen.

Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kamen die Gastgeber doch noch etwas auf und erarbeiteten sich einige im Ansatz gefährliche Situationen, welche die Austria jedoch meist mit viel Einsatz verteidigen konnte. So gingen die Gäste mit einer verdienten Pausenführung in die Kabine.

Mattersburg schlägt in Austria-Drangphase plötzlich zu

Nach dem Wiederanpfiff begannen nun für die Gastgeber intensive Minuten, in denen man in der Abwehr alle Hände voll zu tun hatte. Die Austria präsentierte sich engagiert und wollte so schnell wie möglich für das 2:0 sorgen, um die Partie endgültig für sich zu entscheiden. Man kam zu einigen gefährlichen Szenen und Eckbällen, jedoch blieb es zunächst noch bei der knappen Führung. Nach dem ersten etwas weiteren Befreiungsschlag und anschließendem vermeintlichen Foul von Holzhauser an Maierhofer auf der Mittellinie, wurde der ruhende Ball lang und weit in den Strafraum geschlagen. Dort legte dann Maierhofer überlegt per Kopf für Jano ab, dessen Schuss an der Unterkante der Latte landete. Höller war nach diesem Abpraller vom Aluminium am schnellsten zur Stelle und verwertete zum 1:1 Ausgleich. Den Ausgleichstreffer könnte man durchaus als schmeichelhaft bezeichnen, da die Gäste am Drücker waren und die Art und Weise auch nicht gerade etwas für die Fußball-Feinschmecker war.

Die Burgenländer witterten nun Morgenluft und attackierten wieder deutlich früher, um das eigene Pressing wieder in den Gang zu bringen. Durch diese Aggressivität konnte man sich weiter vorne festsetzen und kam in den folgenden Minuten auch zu einigen Standardsituationen, die ja bekanntlich zu den größten Stärken der Gastgeber zählen. Aus diesen Gelegenheiten konnte man jedoch keinen Profit schlagen und darüber hinaus schlug die Aggressivität bei Höller in brutale Härte über. Nach einem überharten Einsteigen musste der Torschütze zum Ausgleich vollkommen Zurecht vorzeitig duschen und erwies seiner Mannschaft mit dem Platzverweis natürlich einen Bärendienst.

Belagerungszustand rundum das Mattersburger-Tor und die späte Erlösung

Die Gastgeber mussten also von nun an mit nur neun Feldspielern das restliche Spiel bestreiten und formierten sich deshalb neu in einem 4-4-1, welches aber sehr oft zu einem 5-3-1 wurde, da sich Gruber immer wieder nach hinten in die letzte Abwehrlinie fallen ließ. Die Burgenländer verteidigten nun mit Mann und Maus und die Austria hatte die Aufgabe, diesen massiven und tiefstehenden Abwehrverbund zu bespielen. Jedoch war dies weit schwieriger als es zunächst klingen mag, denn die Mattersburger verstanden es gut, die eigene Kompaktheit aufrechtzuerhalten und den Veilchen keine Räume anzubieten. Dadurch mussten die Gäste viel Geduld aufbringen und den Ball über viele Stationen zirkulieren lassen, um den Gegner und dessen Ketten in Bewegung zu bringen und mögliche Lücken zu bespielen. Jedoch gelang dies nicht erfolgsstabil genug und es gelang nur selten sich richtig durchzukombinieren. Man versuchte es zwar auch mit vielen Flanken, diese waren gegen die großgewachsenen Mattersburger jedoch naturgemäß von wenig Erfolg gekrönt.

Die besten Szenen hatte man noch, sobald Prokop im Zentrum freigespielt wurde und von dort aus Tempo in Richtung gegnerisches Tor aufnehmen konnte. Potenzial hätten darüber hinaus noch die vorstoßenden Bewegungen von Innenverteidiger Kadiri gehabt, die jedoch nicht optimal eingebunden oder übersehen wurden. Darüber hinaus mangelte es auch manchmal an der unzureichenden Staffelung in der Offensive, wo speziell De Paula immer wieder Probleme mit der Positionsfindung hatte und so kaum eingebunden werden konnte.

So spielten die Veilchen viel in die Breite und nur vereinzelt vertikal oder diagonal, weshalb es für die Mattersburger naturgemäß einfacher war die Angriffe der Wiener zu verteidigen, da die eigene Ordnung nur selten aufgerissen wurde. Es dauerte schlussendlich bis zur 84.Minute, bis die Austria den erlösenden 2:1 Führungstreffer erzielen konnte. Nach einem kurz abgewehrten Martschinko-Schuss war Stürmer Monschein mit seinem ersten Ballkontakt nach seiner Einwechslung zur Stelle und stocherte den Ball ins Netz. Dadurch schien der Neuzugang auf den Geschmack gekommen und nur wenige Minuten später vollendete er einen Konter durchaus sehenswert per Lupfer zur endgültigen Entscheidung in diesem Spiel.

Fazit

Die Horrorserie der Mattersburger gegen den violetten Angstgegner geht also auch in der neuen Saison weiter. Dabei waren die Burgenländer bis auf wenige Phasen im Spiel relativ deutlich unterlegen und konnten nur selten wirklich die Partie offen gestalten. Allerdings wäre die Defensive des Gegners zu knacken gewesen, wenn man denn selber das fußballerische Potenzial in der Mannschaft nutzen würde, statt den Fokus nur auf hohe Bälle zu legen. Die Austria hingegen prologiert den Aufwärtstrend der letzten Wochen und feierte einen wichtigen Erfolg. Dabei waren die Anpassungen nach der schwierigen Anfangsphase und das spielerische Potenzial in der Offensive wohl letztlich die entscheidenden Faktoren für den verdienten Sieg. Dennoch sollte der Erfolg nicht über die einzelnen Probleme im Spiel der Veilchen hinwegtäuschen, wie die fehlende Balance und Absicherung, die ein besserer Gegner hätte ausnutzen können. Nichtsdestotrotz feierte man dennoch eine gelungene Generalprobe für das ungemein wichtige Rückspiel am Donnerstag gegen Osijek und reist somit mit breiter Brust nach St. Pölten.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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