Den offiziellen Saisonauftakt in die Saison 2020/21 bestritten am Freitagabend die beiden Teams des LASK und der Wiener Austria. Bei beiden Mannschaften saßen... Analyse: LASK bezwingt zum Auftakt die Austria

 

Den offiziellen Saisonauftakt in die Saison 2020/21 bestritten am Freitagabend die beiden Teams des LASK und der Wiener Austria. Bei beiden Mannschaften saßen dabei neue Gesichter auf der Trainerbank, was der Partie eine zusätzliche Spannung verlieh. Beim LASK gab Dominik Thalhammer sein Debüt auf der Trainerbank und vertraute dabei auf größtenteils auf die Spieler der vergangenen Saison, die für Furore sorgen konnten. Der einzige Neuzugang in der Mannschaft war Flügelspieler Gruber, der von Mattersburg kam. Auf der anderen Seite gab es bei der Austria gar keine Neuverpflichtungen in der Startelf, da Routinier Suttner angeschlagen fehlte und Palmer-Brown und Teigl körperlich noch nicht fit genug waren. Daher war man gespannt, was Peter Stöger mit dem gleichen Material im Vergleich zur vergangenen Saison verändern würde.

Austria überrascht mit Aufstellung

Anhand der Vorbereitung und der Aussagen von Neo-Coach Thalhammer konnte man schon ablesen, dass sich an der Spielanlage und Philosophie der Oberösterreicher auch unter dem neuen Übungsleiter wenig ändern wird. Es wurde das gleiche 3-4-3-System forciert und auf die bewährten Kräfte gesetzt, weshalb auch kaum Neuzugänge in die Mannschaft kamen. Natürlich sollten dabei auch einige Details verändert werden, da jeder Trainer gewisse Dinge stärker in den Fokus rückt, was beim Vorgänger möglicherweise nicht so wichtig war. Die Grundprinzipien beim LASK blieben allerdings bestehen: Aggressives Gegenpressing, hohe Intensität und viele Flügelangriffe. Daher gab es im Vorfeld auch nicht so viele Rätsel bei den Linzern und man wusste ungefähr, was man zu erwarten hatte.

Ganz anders sah dies dagegen bei der Austria aus, wo Trainer Peter Stöger vielen Beobachtern mit seiner Aufstellung zunächst Rätsel aufgab. So musste unter anderem Kapitän Grünwald auf der Bank platznehmen, während mit Ebner nur ein einziger echter zentraler Mittelfeldspieler und mit Pichler, Wimmer, Sarkaria und Sax gleich vier nominelle Flügelspieler aufgeboten wurden. Im Cupspiel gegen Retz setze Stöger noch auf ein 4-4-2 mit offensiven Außenverteidigern, doch das sollte gegen den LASK gänzlich anders aussehen. Stattdessen liefen die Violetten mit einer 4-1-4-1-Grundformation auf, in der Ebner den alleinigen Sechser vor der Abwehr gab, während Sax und Sarkaria die beiden Achterpositionen bekleideten. Von der Papierform wirkte die Aufstellung durchaus mutig, hatte man doch recht wenig Kampfkraft im Mittelfeld aufgeboten und setzte stattdessen mehr auf technisch beschlagene Akteure, die ihre Vorzüge im Spiel mit dem Ball haben – wie eben Sax und Sarkaria.

Auch wenn die Aufstellung zunächst darauf hindeutete, dass die Austria gedachte offensiver zu agieren, zeigte sich auf dem Spielfeld von Anfang an ein anderes Bild. Dabei war der Matchplan der Austria gegen den LASK durchaus interessant und ungewöhnlich – man könnte sogar sagen ein bisschen extrem. Zunächst einmal verlegte man die Pressinglinie in die eigene Hälfte und überließ dem LASK den Ballbesitz, um sich auf einen kompakten und geschlossenen Defensivverbund zu fokussieren. Man passte sich darüber hinaus von der Struktur den Oberösterreichern genau an, weshalb die Anordnung der Violetten interessant anzusehen war. Die erste Verteidigungslinie präsentierte sich dann so, dass Stürmer Monschein sich vor dem zentralen Innenverteidiger Trauner positionierte und versuchte dessen Passwege nach vorne zu limitieren. Hinter Monschein standen meist versetzt die beiden „Achter“ Sax und Sarkaria, die eine wichtige Aufgabe im Defensivkonzept von Stöger einnahmen. In erster Linie positionierten sie sich in der lokalen Umgebung der beiden gegnerischen Sechser des LASK, Holland und Michorl, um sie zu bewachen und so gut es geht vom Spielaufbau abzuschneiden.

Austria baut Sechserkette auf

Der Plan der Austria sah es nämlich vor, den gegnerischen Spielaufbau komplett in die Hände der Dreierkette zu legen und die Sechser von diesem zu isolieren. Daher konnten sich die drei Innenverteidiger auch problemlos das Spielgerät zuspielen, jedoch sofern es nach vorne ging, versuchten die Gäste aus Wien dem LASK die Optionen zu nehmen. Sobald dann die Halbverteidiger versuchten ins Mittelfeld zu dribbeln, rückte einer der beiden Achter der Austria heraus und versuchte ihn zu stellen. Man kann davon ausgehen, dass man das strategisch so gewollt war, denn sofern ein Halbverteidiger nach vorne ging, gab es im Konter mehr Räume für die Gäste. Es entstand durch diese Vorgehensweise der Violetten auch eine „Raute“ im Mittelfeld, da Sechser Ebner die drei Spieler im Zentrum absicherte und ihren Rücken bewachte. Doch nicht nur für das Zentrum hatte man sich was überlegt, genauso wichtig war die Flügelzone des LASK, was ja der bevorzugte Ausgangspunkt für die Angriffe der Gastgeber ist.

In diesem Fall kam eine Manndeckung zum Einsatz, um da für klare Abläufe zu sorgen und keine Verwirrung aufkommen zu lassen. So kümmerten sich die Flügelspieler der Austria um die gegnerischen Flügelverteidiger, während die Außenverteidiger die Flügelstürmer deckten. Dadurch, dass beim LASK die Flügelverteidiger wie bekannt sehr weit aufrücken und oftmals Breite geben, waren die violetten Flügelspieler zu viel Defensivarbeit gezwungen und wurden auch oft nach hinten gedrückt. Die Folge war, dass die Austria oftmals de facto in einem 6-1-2-1 verteidigte – ergo teilweise mit einer Sechserkette (!) agierte. In dieser extremen Form sah man bislang wenige Mannschaften gegen den LASK auflaufen, aber die Violetten legten den Fokus schlicht auf die defensive Organisation und wollten in erster Linie den Kasten sauber halten.

Im Umschaltspiel sollten dann die technisch beschlagenen Akteure ihre Stärken ausspielen und für Gefahrenmomente sorgen, um so das aggressive Gegenpressing der Linzer auszuhebeln. Die Folge daraus war, dass der LASK recht rasch auf Ballbesitzzeiten von 70 Prozent kam und das Spiel an sich riss und beherrschte. Zu Beginn taten sich die Oberösterreicher allerdings gegen den tiefstehenden Block der Austria und die Sechserkette schwer, weshalb in der Anfangsphase viel quergespielt wurde und der LASK versuchte, den gegnerischen Block in Bewegung zu bringen. Die Wiener verteidigten diszipliniert und ließen sich oftmals nicht herauslocken. Die Absicherung klappte auch reibungslos und die Automatismen in der Defensive wirkten bei der Austria schon recht gut ausgereift.

Nach und nach allerdings konnte sich der LASK vermehrt in der gegnerischen Hälfte festsetzen und mehr Druck im letzten Drittel entfachen. Einerseits lag es daran, dass man das Mittel der andribbelnden Halbverteidiger konsequenter einsetzte und vor allem Filipovic immer wieder in die gegnerische Hälfte eindrang, um das Spiel nach vorne zu tragen, andererseits stresste man die Manndeckungen der Austria auf den Flügeln mit Rochaden und spielte gezielte lange Bälle hinter die Kette, wodurch vor allem der linke Flügel Balic in gute Situationen geschickt wurde, um seine Stärken im Dribbling auszuspielen. Folglich war auch Balic an der ersten Großchance des Spiels beteiligt, als er nach einem Dribbling mit einem Distanzschuss die Außenstange traf. Auch das Spiel auf den zweiten Ball wurde intensiviert, wodurch man mehr und mehr Zeit in der gegnerischen Hälfte verbachte.

Die Austria machte sich aber auch das Leben selbst schwer, da man ungewöhnlich viele Standardsituationen gegen die Linzer zuließ und sich oftmals nicht klug verhielt. So flogen nahezu im Minutentakt die ruhenden Bälle in den Strafraum der Austria und man hatte alle Hände voll zu tun, die Stärke bei Standards des LASK zu unterbinden. Dadurch handelte man sich noch mehr Probleme ein und bekam insgesamt wenig Entlastung. Nur ab und an konnte man gefährliche Konter fahren und die sehr aggressive Herangehensweise der Linzer aushebeln, die in der Absicherung nicht so stabil wirkten, wie noch in der vergangenen Saison. Allerdings fielen die Violetten mit vielen kleinen technischen Unsauberkeiten auf oder stoppte der LASK die Angriffe mit klugen taktischen Fouls. Die vielen zugelassenen Standardsituationen rächten sich dann auch, denn kurz vor der Halbzeitpause bediente Michorl nach einem Freistoß Neuzugang Gruber und dieser traf per Kopf zum 1:0.

LASK bleibt spielbestimmend

Auch im zweiten Durchgang änderte sich am Rhythmus und Spielgeschehen dieser Partie recht wenig und der LASK blieb weiterhin am Drücker, da die Austria nicht von ihrer eher abwartenden Haltung abrückte und trotz des Rückstands den LASK kommen ließ. Es gab kleine punktuelle Anpassungen, etwa, dass Flügelspieler Pichler etwas höher stand und die Sechserkette nicht mehr so häufig zu sehen war, wodurch man mehr Optionen im Umschaltverhalten generieren wollte. Beinahe zahlte sich das auch aus, denn die Austria kam relativ rasch zu einer aussichtsreichen Vier-gegen-Eins-Kontersituation, die jedoch Pichler mit einem schlechten Zuspiel zunichtemachte und somit auch die Möglichkeit, sich eine „hundertprozentige“ Torchance zu erspielen. Generell nahm allerdings die Qualität der Partie in dieser Phase etwas ab und es wurde zerfahrener, da sich immer mehr Fehler einschlichen und das Spiel durch viele Fouls unterbrochen wurde.

Mit Fortdauer der Partie schien es dann auch so zu sein, als würde dem LASK allmählich die Power ausgehen und man sich zunehmend darauf konzentrieren, den Vorsprung über die Ziellinie zu bringen. Daher kam die Austria auch zu mehr Spielanteilen und Ballbesitz, wodurch das Geschehen offener wurde. Austria-Trainer Stöger trug dann auch seines dazu bei, indem er Kapitän Grünwald ins Spiel brachte und in weiterer Folge auch einen weiteren Stürmer, wodurch das System zu einem 4-1-3-2 umgestellt wurde. Durch die erhöhte Präsenz in der gegnerischen Hälfte, konnte die Austria auch mehr Gefahrenmomente kreieren und kam tatsächlich auch zu einigen guten Möglichkeiten auf den Ausgleichstreffer. Die beste vergab Maudo nach einer Standardsituation, als er aus wenigen Metern freistehend per Kopf das Tor verfehlte. So brachte der LASK das Ergebnis letztlich über die Zeit und feierte einen knappen Heimsieg.

Fazit

Der LASK startete also mit einem Sieg in die neue Saison und das Trainerdebüt von Dominik Thalhammer glückte. Der Erfolg war letztlich auch verdient, konnte man über weite Strecken des Spiels die Partie kontrollieren und dominieren. Man erspielte sich einige gute Gelegenheiten und wirkte unterm Strich sehr gefestigt. Im Vergleich zur letzten Saison gab es etwas mehr spielerische Elemente und weniger Risiko, weshalb die Ballbesitzzeiten auch dementsprechend in sehr hohe Sphären stiegen. Allerdings ermöglichten die Oberösterreicher durch eine sehr hohe Abwehrlinie und eine mangelnde Staffelung der Austria einige Kontersituationen, was auch ins Auge hätte gehen können. Doch letztlich konnte man sich auch auf den sicheren Rückhalt im Kasten Alex Schlager verlassen, der notfalls zur Stelle war.

Auf der anderen Seite fällt es nicht so leicht, die Leistung der Austria einzuordnen. Einerseits trat man speziell im ersten Durchgang ultradefensiv auf und traute sich insgesamt zu wenig zu, auch wenn man immer wieder Momente hatte, wo man gefährliche Situationen kreieren konnte. In den letzten 20 Minuten konnte man dann wesentlich mehr Druck entfachen und es lag sogar der Ausgleichstreffer in der Luft, der jedoch letztlich nicht mehr fallen sollte. Für den ersten Auftritt war es gegen diesen starken Gegner insgesamt in Ordnung, auch wenn der Eindruck bleibt, dass in diesem Spiel mehr drin gewesen wäre. Interessanter wird es zu sehen sein, wie sich die Violetten gegen tiefstehende Gegner präsentieren werden, denn in den kommenden Spielen wird der Austria die Favoritenrolle zukommen.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic