Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (74): Lieber Patrick Pentz!

Tormann ParadeJeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag schicken wir unseren Brief an den aktuellen Austria-Tormann…

Lieber Patrick Pentz!

Die Wiener Austria hatte in ihrer langen Geschichte immer gute Torleute. Heinz Lindner und Robert Almer sind aus der jüngeren Vergangenheit bekannt. Früher gab es Knaller, Koncilia, Wohlfahrt – alles Topgoalies, die Österreich international vertreten haben. Der Anspruch, gepflegten Fußball zu spielen, endet eben nicht vor dem „letzten Mann“. Das violette Favoriten ist für einen Tormann also eine super Adresse, um sich für Höheres zu qualifizieren. Doch im Moment läuft es für niemanden am Verteilerkreis rund. Die letzte Spielzeit verlief mehr als enttäuschend: Die Meistergruppe wurde verpasst, zudem hat der „Akademikerverein“ mit guter Wirtschaftsvernetzung plötzlich massive Geldprobleme. Erst die Troubles mit dem Stadion, jetzt kein Hauptsponsor auf der Wäsch‘ – und aus sportlicher Sicht – setzt es vor dem Saisonauftakt noch eine saftige Testspielniederlage. Das erste Ligaspiel am Freitag hat sich mit der Niederlage gegen den LASK in diese Serie eingereiht. Alles andere als optimal. Dein Chef, Peter Stöger, hat es schon relativ zeitnah nach seinem Amtsantritt gesagt: Ihr müsst euch darauf konzentrieren euren Job bestmöglich zu machen, aber das schafft ihr im Moment nicht.

Lieber Patrick, ich hatte immer das Gefühl, du seist ein Spieler, der weiß worum es geht. Fußball ist dir sehr, sehr wichtig, aber dir ist bewusst, dass es mehr im Leben gibt. Vor allem scheint dir klar zu sein, dass man mit Verbissenheit nichts erreicht: Konzentration ja, Engstirnigkeit nein. Außerdem kannst du mit jenen Nebengeräuschen, die wir leider gewohnt sind, gut umgehen: Ich erinnere mich daran, dass du die Morddrohungen gegen dich nach dem 327. Wiener Derby – sehr besonnen – als „einfach peinlich“ bezeichnet hast. Natürlich müssen solche Vorkomnisse verurteilt werden, genauso sollte es aber klar sein, dass diese gesellschaftlichen Probleme nicht am Fußballplatz gelöst werden können.

Es haben wohl viele FAK-Anhänger gehofft, ihr würdet am Freitag den Reset-Knopf drücken und die Spielzeit 2020/21 mit einem guten Ergebnis beginnen. Leider setzte es aber eine Auswärtsniederlage und du hast bei dem Gegentor keine gute Figur gemacht. Das ist bitter. Als unverbesserlicher Optimist hast du jedoch im Post-Match-Interview betont, dass ihr jedenfalls auf die Performance der zweiten 45 Minuten aufbauen könnt. Böse Zungen würden sagen, die Austria ist im Moment so am Sand, dass man sich wirklich an jedem Funken Hoffnung festkrallen muss. So ist es. Das ist der status quo und damit muss man umgehen können. Victor Adler, der Urvater der SPÖ, hat einst gesagt: „Ich bin Optimist durch und durch, aus Temperament und aus Prinzip … Aus Prinzip, weil ich glaube, bemerkt zu haben, dass nur der Optimismus was zuwege bringt. Der Pessimismus ist seiner Natur nach impotent.“ Das hast du mit deinen (wenigen) 23 Jahren verstanden. Hoffentlich kannst du diesen Enthusiasmus deinen Mitspielern und deinem sonstigen Umfeld einimpfen, denn Zuversicht kann man in jeder Lebenslage brauchen.

Kopf hoch!

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag