Wenn der SK Rapid heute Nachmittag auf die Admira trifft, stellt sich die Mannschaft praktisch von selbst auf – und das obwohl das grün-weiße... Kopfarbeit: Rapid will in der Südstadt das Derby vergessenmachen

Wenn der SK Rapid heute Nachmittag auf die Admira trifft, stellt sich die Mannschaft praktisch von selbst auf – und das obwohl das grün-weiße Lazarett sich allmählich lichtet.

Die Verletzten Malicsek, Szántó und Dibon, sowie der nach der roten Karte im Derby gesperrte Schrammel sind die einzigen Fixausfälle auf grün-weißer Seite. Boli Bolingoli kehrt nach Krankheit in den Kader zurück. Und auch drei weitere potentielle Leistungsträger wären wieder einsatzbereit.

Schobesberger flitzt schon wieder – aber Geduld ist angesagt

Von den Langzeitverletzten ist Philipp Schobesberger am weitesten. Das Knochenödem, eine Folge seiner Knieoperation, ist verheilt und soll dem Flügelflitzer keine dauerhaften Probleme mehr bereiten. Die Befürchtung, dass das Ödem wiederkehren könnte, wurde von der medizinischen Abteilung Rapids dementiert. Der Oberösterreicher ist wieder fit und durfte bereits 105 Minuten in der zweiten Mannschaft ran. Bei seinem Comeback gegen die St.Pölten Juniors spielte er gut und leitete Arases Tor durch gutes Pressing ein.

Mangel an Matchpraxis bei Kvilitaia und Mocinic

Beim 3:6 gegen Bruck/Leitha enttäuschte Schobesberger, wurde zur Pause durch Kelvin Arase ersetzt und blieb damit bei einem ernüchternden Pausenstand von 0:4 in der Kabine. Ebenfalls mit von der Partie: Der kroatische Sechser Ivan Mocinic, der ebenfalls zur Pause ausgewechselt wurde und der georgische Brecherstürmer Giorgi Kvilitaia, der nach einer Stunde Feierabend hatte. Offensichtlich war vor allem, dass der fehlende Matchrhythmus, sowie mentale Blockaden bei den Rückkehrern noch eine Rolle spielen.

Erst nach der Länderspielpause richtig interessant

Ab sofort kann es jedoch nur noch bergauf gehen. Alle drei stehen wieder im Mannschaftstraining, brauchen schlichtweg Eingewöhnungszeit. Schobesberger fehlte 8 ½ Monate, Mocinic sieben, Kvilitaia fast drei. So richtig mit ihnen rechnen kann man wohl erst nach der Länderspielpause – bis dahin sind noch drei Bundesligarunden zu spielen, der eine oder andere Kurzeinsatz denkbar.

Wie gut wurde auf mentaler Ebene gearbeitet?

Nach dem alles in allem starken Derby stellt sich die Startelf Rapids in der Südstadt aber ohnehin praktisch von selbst auf. Das Problem wird nicht die Fitness oder die spielerische Qualität sein, sondern nach den beiden Heimenttäuschungen gegen Mattersburg und die Austria im Kopf liegen. Auch wenn es medial nicht oft behandelt wird, ist dieses Szenario eine große Bewährungsprobe für Chefcoach Djuricin. Der Mannschaft wird ohnehin nachgesagt, eine eingeschworene Einheit zu sein. Die Hauptaufgabe vor dem Admira-Spiel war jedoch eher, das Derby aus den Köpfen zu bringen.

Alle Augen auf Joelinton

Rapid kann aufgrund der aktuellen Personaldecke praktisch nur im 4-2-3-1-System auflaufen. Schwab und Auer sind auf der Doppelacht ebenso gesetzt, wie Pavelic, Sonnleitner und Wöber in der Viererkette. Bolingoli wird wohl zu seinem ersten Startelfeinsatz bei den Hütteldorfern kommen. Unter besonderer Beobachtung wird der brasilianische Angreifer Joelinton stehen, der gegen die Austria zwar ein gutes Comeback nach seiner roten Karte feierte, allerdings unter den Fans immer mehr zum Chancentod abgekanzelt wird. Der wohl beste Fußballer im Kader Rapids steht gerade vor Kvilitaias Rückkehr und der potentiellen Verpflichtung eines neuen Stürmers vor der Länderspielpause vor einer Feuerprobe.

Kann die offensive Dreierreihe die „Derbyintensität“ aufrechterhalten?

Die wohl interessanteste Frage im Spiel Rapids betrifft die offensive Dreierreihe im Mittelfeld. Mit höchster Wahrscheinlichkeit wird diese wieder von Murg, Schaub und Kuen gebildet werden – eine der zentralen Hoffnungen Rapids für die Saison 2017/18 ist, dass dieses Gespann die hohe Pressingintensität aufrechterhalten kann, die viele Fans in den ersten Spielen verblüffte. Bereits in der vergangenen Saison spielte Rapid in derselben oder ähnlichen Konstellationen, jedoch schien das Personal für hochintensives Pressing schlichtweg nicht geschaffen zu sein. In den ersten drei Ligaspielen der neuen Saison bewiesen Murg und Co., dass dem nicht so ist und rannten den spielaufbauenden Gegenspielern um die Ohren. Ohne zu glänzen, ohne spielerische Schmankerl, sondern schlichtweg indem die höchstmögliche Laufleistung abgerufen wurde.

Über eine ganze Saison kommt es auf die kleinen Spiele an

In der Seuchensaison 2016/17 war die Admira noch einer der Gegner, gegen die Rapid am liebsten spielte. Immerhin sieben Punkte holte man gegen die Südstädter – nur gegen Mattersburg und St.Pölten holte man je einen mehr. Aber gerade Spiele wie das Auswärtsduell in der Südstadt sind gewissermaßen Gradmesser für die mentale Verfassung der Mannschaft. Man wird nicht viel zum Spielen kommen, muss sich mit Drecksarbeit ins Spiel hieven und bei einer etwaigen Führung eigeninitiativ die richtige Balance zwischen Kontrolle und Risiko finden. Ob die im Vergleich zur Vorsaison fast unveränderte Rapid-Mannschaft gereift ist, wird sich eher in einem Auswärtsspiel gegen die Admira zeigen, als in einem „großen Spiel“, wo auch äußere Einflüsse eine größere Rolle spielen und die technischen Möglichkeiten Rapids aufgrund eines offensiveren Gegners zwangsläufig mehr zur Entfaltung kommen.

Wenn Rapid heuer oben mitspielen will, dann müssen die „Kleinen“ besiegt werden. St.Pölten hat man bereits weitgehend beherrscht, gegen Mattersburg hatte man großes Pech. Das heutige Spiel ist der dritte Akt des „täglich Brots Ligaalltag“, praktisch der Kontrast zum hitzigen Derby aus der Vorwoche.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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