Es war eine enge Kiste, die Rapid am Samstagabend in Hütteldorf für sich entschied. Gegen die SV Ried baute man zwar durchgängig Feldüberlegenheit auf,... Rapids Strafraumprobleme, Demirs Traumtor und Kühbauers „Einsatzkonzept“

Es war eine enge Kiste, die Rapid am Samstagabend in Hütteldorf für sich entschied. Gegen die SV Ried baute man zwar durchgängig Feldüberlegenheit auf, der Ball wollte aber einfach nicht ins Tor – bis Yusuf Demir kam.

Gegen keine andere Mannschaft der Liga hat sich Rapid in der laufenden Saison so offensiv ausgerichtet, wie gegen die SV Ried. Bei der 3:4-Niederlage im Auswärtsspiel im Innviertel waren es die Standardsituationen und ein gut vorgetragener Konter in der Schlussphase, die Rapid das Genick brachen. Diesmal wäre den Grün-Weißen beinahe die Strafraumbesetzung zum Verhängnis geworden.

Halbraumüberladung auf Kosten der Strafraumbesetzung

Im 4-2-3-1 mit Kara als Speerspitze nahm Taxiarchis Fountas auf der Zehn einen stark ausweichenden Part ein. Der Grieche bespielte vor allem den linken Halbraum neben dem sehr offensiven und aktiven Ullmann, sowie dem ebenfalls allgemein hochstehenden Arase. Es kam demnach nicht von ungefähr, dass Rapid speziell in diesem Halbraum zu zahlreichen Ansätzen von Chancen kam und häufig in den Strafraum eindrang.

Entscheidungsfindung in letzter Instanz

Probleme gab es allerdings in der Strafraumbesetzung und in den letzten Entscheidungen, speziell vor dem finalen Pass. Hier entschied sich vor allem Fountas immer wieder für den falschen, leicht ausweichenden Letztkontakt, weshalb Rapid in der ersten Halbzeit nur zu zwei Schüssen aufs Tor kam. Durch Fountas’ ausweichende Rolle fehlte auf der Zehn ein Abnehmer für Hereingaben. Sonst hatte vor allem Christoph Knasmüllner diese Rolle immer wieder erfolgreich eingenommen, der saß aber auf der Bank. Das Nachrücken von Ljubicic war etwas zu zögerlich bzw. wäre womöglich auch zu offensiv gewesen. Das Einrücken von Thorsten Schick wurde zwar gelegentlich gefährlich, brachte aber auch nichts Zählbares.

Rapid hat Großteil der ersten Halbzeit im Griff

Dass Ljubicic und Petrovic allerdings nicht zu hoch schoben hatte auch Vorteile. Rapid beherrschte speziell in den ersten 35 Minuten das Mittelfeld nach Belieben und gewann zahlreiche Gegenpressingsituationen, ohne in viele Zweikämpfe gehen zu müssen. Begünstigt wurde dies auch durch die vielen Ballfehler der Rieder, die sich kaum befreien konnten. Rapid nützte diese Fehler gut, verlagerte geschickt, kam immer wieder in aussichtsreiche Positionen – dafür aber zu wenigen Torschüssen.

Frühe Führung verabsäumt

Die Aktivitäten von Fountas als pendelnder Zehner hatten also einerseits Vorteile, andererseits machten sie Rapid in der „Zone der Wahrheit“ phasenweise zahnloser. Hätte Fountas sich in der einen oder anderen Situation für einen direkteren Laufweg entschieden, wäre das aber kein großes Problem gewesen, weil Rapid wohl schon nach einer halben Stunde in Führung gelegen wäre. Ein umstrittenes und aberkanntes Abseitstor von Schick tat sein Übriges. So entwickelte sich aber ein Geduldsspiel, in dem Ried in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit neues Selbstvertrauen tankte und sich in der zweiten Halbzeit auch passtechnisch stabilisierte.

Sahin-Radlinger wächst über sich hinaus

Rapid wiederum fand in der zweiten Halbzeit ebenfalls zurück in die Spur und legte die Lethargie der Endphase der ersten Halbzeit ab. Nun biss man sich aber an Samuel Sahin-Radlinger die Zähne aus: Der Ex-Rapidler zeigte seine beste Saisonleistung und hielt Ried bis in die Schlussminute im Spiel. Für die Wiener war der mittlerweile 28-jährige Keeper nur zu einem Pflichtspieleinsatz gekommen.

Demir macht Rapid im Zentrum stärker

Und dann kam Yusuf Demir. Das Jahrhunderttalent der Wiener wurde nach 75 Minuten für Taxiarchis Fountas eingewechselt und füllte fortan die klassische Zehnerrolle aus. Ried antwortete mit einer weiteren Verdichtung des Mittelfelds und später auch noch Konterspielern, um in der knappen Partie auch noch die nötigen Nadelstiche setzen zu können. In der 90. Minute war es schließlich jener Demir, der das Spiel mit einem vielumjubelten Kunstschuss doch noch zugunsten Rapids entschied.

Das Tor, über das alle reden

Wie so häufig wurde Demir auch diesmal wieder in diversen Live-Diskussionen, etwa im Austrian Soccer Board, früher gefordert. Kühbauer zögerte erneut lange und brachte seinen technisch besten Spieler erst zu Beginn der Rapid-Viertelstunde. Bevor Demir sein bisher schönstes Tor für Rapid erzielte, hatte er bereits einige Ansätze gezeigt und strahlte von Beginn an Gefahr aus. Mit der besten Einzelaktion des Spiels versetzte er den Riedern den entscheidenden Schlag.

Kühbauers „Demir-Konzept“

Wieso nicht früher? Wieso nicht öfter? Das sind aktuell die zwei meistgestellten Fragen über den 17-jährigen Offensivmann. Noch dazu, weil davon auszugehen ist, dass Demir nicht über die Saison hinaus für Rapid spielen wird. An Tagen wie am vergangenen Samstag behält Kühbauer mit seiner Herangehensweise natürlich Recht und macht alles richtig. An anderen Tagen, beispielsweise in Gent oder auch bei Demirs Startelfeinsatz in Ried im Herbst, ging das „Demir-Einsatzkonzept“ aber auch nach hinten los. Pauschal falsch oder richtig ist der Umgang mit dem Youngster nicht – die Wahrheit wird, wie so oft, irgendwo in der Mitte liegen. Reif für mehr Einsatzminuten ist Rapids Ausnahmekönner aber definitiv, gerade wenn es jetzt noch gegen Nachzügler und nicht gegen die Top-Teams in der Meistergruppe geht.

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Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen