Der First Vienna Football Club 1894 ist der älteste Fußballclub Österreichs. Die Blau-Gelben aus Wien-Döbling haben eine turbulente Herbstsaison hinter sich und überwintern schlussendlich... Ein Traditionsverein auf dem Weg zurück nach oben

Der First Vienna Football Club 1894 ist der älteste Fußballclub Österreichs. Die Blau-Gelben aus Wien-Döbling haben eine turbulente Herbstsaison hinter sich und überwintern schlussendlich auf Platz 6 in der 2.Liga.

Comeback Vienna

Die Vienna spielt nun ihre zweite Saison in der 2.Liga, nachdem davor der Durchmarsch aus der fünftklassigen 2.Landesliga bis in die zweithöchste Spielklasse gelungen war. Im Jahr 2017 folgte nach jahrelanger Misswirtschaft und Geldproblemen der Zwangsabstieg ins Wiener Unterhaus. Der damals 27-jährige Alexander Zellhofer übernahm das Team in der Wiener Liga und führte den Traditionsverein prompt zu zwei weiteren Meistertiteln und Aufstiegen.

Im Jahr 2022 gelang vor 7260 Zuschauern auf der Hohen Warte im Derby of Love gegen den Wiener Sport-Club der Aufstieg aus der Regionalliga Ost und die Rückkehr in den Profifußball. Aus dem Kader, den Zellhofer in seiner ersten Saison betreute, sind insgesamt sogar sechs Spieler nach wie vor bei den Döblingern. Die Innenverteidiger Thomas Kreuzhuber und Noah Steiner bilden nach wie vor das Stammpersonal auf dieser Position und harmonieren perfekt miteinander. Mit Außenverteidiger Cedomir Bumbic und Mittelfeldspieler Bernhard Luxbacher stehen noch zwei weitere damalige Stammspieler wöchentlich in der Startformation. Letzterer trägt inzwischen sogar die Kapitänsbinde. Die beiden weiteren Spieler sind die Offensivtalente Joel Kitenge und Luca Edelhofer.

Besonders bemerkenswert ist dabei vor allem die Entwicklung von Thomas Kreuzhuber und Bernhard Luxbacher. Im Sommer 2020 kamen die beiden von Ebreichsdorf nach Döbling und waren solide Stadtligakicker. Obwohl beide längst aus dem klassischen ,,Talentalter‘‘ heraußen sind, entwickelten sie sich sportlich enorm weiter und zählen zu den besten Spielern der Liga auf ihrer Position.

Schwacher Saisonstart

Die Saison 23/24 begann für die Döblinger schlecht. Das Trainingslager in Schladming absolvierte man mit nur drei Neuzugängen und einem halben Dutzend Talente aus dem Amateure-Kader. Auf Einkaufstour ging Sportdirektor Andreas Ivanschitz erst (zu) spät. Mit Christoph Monschein und Anes Omerovic konnte man vor dem ersten Spiel immerhin noch zwei weitere Neuzugänge mit Spielberechtigung verkünden. Beim Cupspiel in Voitsberg musste Zellhofer kreativ werden, denn es kam auch noch Verletzungspech dazu, er hatte nur zehn fitte Feldspieler zu Verfügung.

Auf der Bank warteten etliche Talente von den Amateuren und ein angeschlagener Christoph Monschein, der aber dennoch die Vienna mit einem Doppelpack zu einem knappen 2:1-Sieg nach Verlängerung rettete. Aus den ersten vier Ligaspielen gab es nur einen Punkt, auch weil sich die weiteren Neuzugänge rund um David Peham oder Philipp Ochs noch nicht akklimatisieren konnten. Die Vienna hatte bis dato bereits drei verschiedene Einser-Goalies (Lukse wechselte in die Bundesliga, Ecker war am Fuß zu schwach) und sollte im Laufe der Saison noch einen Wechsel vollziehen. Von Armin Gremsl auf den wiedergenesenen Christopher Giuliani.

Aufschwung

Doch es ging bergauf. Auswärtssieg in Leoben, Heimsieg gegen Stripfing und Auswärtssieg gegen den Tabellenführer in St. Pölten- das katapultierte die Vienna von Platz 15 ins Tabellenmittelfeld. Einziges Manko blieb die Effizienz. Im Cup verlor man nach einem harten Fight knapp 2:3 gegen Bundesligist Lustenau und in der Liga ging es ähnlich knapp zu. Gegen den FAC vergab man zum dritten Mal einen 2:0-Vorsprung in einem Heimspiel. Gegen Dornbirn und Kapfenberg gab es jeweils ein unzufriedenstellendes 0:0. Nach dem 1:4 in Ried, drehte die Vienna aber auf und konnte konstant ansehnlichen Fußball zeigen. Zwei Heimsiege gegen Liefering und die Admira sowie der Auswärtssieg bei Schlusslicht Amstetten brachte das blau-gelbe U-Boot nun auf Tabellenplatz 6, nur zwei Punkte hinter dem zweiten Platz. Ab der fünften Runde holte die Vienna 24 von 30 Punkten, verlor nur ein einziges Mal. Die Fans hoffen im Kampf um den Vizemeistertitel (der GAK liegt bereits 10 Punkte vor Bregenz) ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Die Frühjahrssaison beginnt übrigens mit dem Nachtragsspiel der Vienna gegen SW Bregenz in der Naturarena Hohe Warte.

Formationswechsel

Den Wunsch nach offensiverem Fußball gibt es in Döbling schon seit letztem Frühling. Der erste missglückte Versuch war ein 4-4-2 mit Raute. Dieser Formationswechsel klappte überhaupt nicht und man kehrte noch vor Ende der Saison 22/23 zum 4-1-2-2-1 zurück. Zur neuen Saison versuchte man es mit Dreierkette, genauer gesagt im 3-5-2. Die Überlegung hierbei war, den offensiv starken Außenverteidiger Cedomir Bumbic auf der linken Seite weiter vorne einsetzen zu können. Allerdings hatte Neuverpflichtung Jürgen Bauer vom SV Horn auf der rechten Seite Probleme auf dieser Position. Von daher klappte auch das nicht und so kehrte man nach dem enttäuschenden Saisonstart zurück zur Viererkette.

Erstaunlich, wieviel solider und kompakter die Defensive mit dem gleichen Spielermaterial nun stand. Eine weitere Idee hatte Trainer Zellhofer noch, die sich dann als Erfolg herausstellte. Das 4-3-3. Die stabile Viererkette bleibt bestehen, davor sichern zwei Sechser ab. Für die erste Offensivpower sorgt ein Achter bzw. Zehner, oft Philipp Ochs, der aus Deutschland vom SV Sandhausen kam und vor allem bei Weitschüssen und Standards seine Stärken hat. Davor Christoph Monschein auf der linken Seite, der aber auch in der Balleroberung und Spieleröffnung einen wesentlichen Beitrag leistet und auf der rechten Seite Kelvin Boateng. Ganz vorne dann oftmals David Peham. Je nach Gegner und taktischer Ausrichtung variiert natürlich auf welcher Position, welcher Spieler zum Einsatz kommt. Es scheint aber so, als hätte die Vienna endlich den Mix aus offensivem Fußball und defensiver Stabilität gefunden!

Zukunftspläne

Bis 2026 möchte der Traditionsverein zurück in die Bundesliga. Klar ist, dass die altehrwürdige Hohe Warte noch nicht bundesligatauglich ist. Dennoch wurde um die Lizenz angesucht, um ein klares Feedback zu bekommen welche Adaptierungen notwendig sind. Hierbei handelt sich vermutlich um einen überdachten Gästesektor, Rasenheizung oder auch ein paar Kleinigkeiten wie eine digitale Anzeigetafel. Für die Vereinsführung ist es eine besondere Herausforderung ein modernes Stadion zu planen, da den Fans der Vienna vor allem der Erhalt des einzigartigen Naturflairs wichtig ist.

Maximilian Dollinger, abseits.at

Maximilian Dollinger