Die zweite österreichische Liga durchschreitet seit Jahren ein tiefes Tal. Nicht nur der Fakt, dass der Hauptsponsor der Liga beinahe jährlich wechselt, die Liga... Zerfahrenes Duell zweier 3-5-2 Systeme endet mit knappem Mattersburger Sieg

SV MattersburgDie zweite österreichische Liga durchschreitet seit Jahren ein tiefes Tal. Nicht nur der Fakt, dass der Hauptsponsor der Liga beinahe jährlich wechselt, die Liga in den Medien kaum Resonanz erzeugt und die Zuschauerzahlen erschreckend schwach sind, auch das Konzept, aus der zweiten Liga eine Art Spielerausbildungsliga zu schaffen, geht nur bedingt auf. Um jedoch die Liga etwas aufzuwerten, werden wir von nun an aus jeder Runde ein Spiel auswählen, das wir entweder gesamt analysieren oder einen speziellen interessanten Aspekt aufgreifen, den wir dann etwas genauer unter die Lupe nehmen.

In diesem Artikel blicken wir auf die beiden 3-5-2 System im Spiel zwischen Mattersburg und Horn.

Im Freitagabendspiel der sky go Ersten Liga trafen der SV Mattersburg und der SV Horn aufeinander. Die Burgenländer konnten sich mit einem knappen 1:0-Sieg auf Rang zwei in der Tabelle verbessern, wohingegen die Niederösterreicher einen Rückfall auf Platz acht hinnehmen müssen.

3-5-2 vs. 3-5-2

Das Spiel der favorisierten Mattersburger gegen die Horner war eine der seltenen Partien im österreichischen Profifußball zwischen zwei Mannschaften, die im 3-5-2 System agieren. Nachdem in den vergangenen Jahren die Dreierkette in Europa außerhalb Italiens kaum genutzt wurde, erlebte sie bei der Weltmeisterschaft in Brasilien eine Art Wiederauferstehung und hielt in dieser Saison wieder in vielen europäischen Ligen Einzug.

Auch in Österreich agieren seit Saisonbeginn wieder einige Mannschaften wieder mit einer Dreier-/Fünferkette. Wiener Neustadt war zu Saisonbeginn die einzige Mannschaft der Bundesliga, die auf eine klassische Viererkette verzichtete, verwarf nach dem schwachen Saisonstart aber diesbezüglich ihre Pläne und spielt nun wieder mit Viererkette. In der zweiten Liga gibt es aber neben Wacker Innsbruck und dem SKN St. Pölten, dessen Trainer Herbert Gager bei seiner vorherigen Trainerstation bei der Wiener Austria auch bereits manchmal mit einer Dreierkette spielen ließ, mit den bereits erwähnten Mattersburgern und dem SV Horn zwei weitere Teams, die zumindest zeitweise mit einer jeweils etwas eigens interpretierten Abwandlung einer Dreier-/Fünferkette agieren.

Die Mannschaft von Ivica Vastic wich erst nach der bitteren 3:6-Niederlage bei Tabellenführer Liefering von der Viererkette ab, während die Horner bereits über die gesamte Saison hinweg konsequent mit einer Variation der Dreierkette agieren.

Im Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften hatten die Burgenländer von Beginn weg ein leichtes optisches Übergewicht. Der nunmehrige Tabellenzweite, der auf die beiden bisher überzeugenden Offensivspieler Karim Onisiwo und Markus Pink verzichten musste, agierte meist mit einem ruhigen Aufbauspiel in den hinteren Linien. Vor der Dreierkette bestehend aus Malic, Mahrer und Rath trat der zu Saisonstart überzeugende, in den letzten Partien aber etwas formschwache Spanier Jano als Anker und Organisator auf. Die beiden Außenverteidiger Farkas und Novak rückten passend auf und dienten häufig als einfache und effektive Verlagerungs- und Aufrückstation. Auf der Doppelacht gab es eine klassische Rollenaufteilung, Sprangler spielte als box-to-box-Abräumer, Perlak hingegen als kreativer Engenspieler. An vorderster Front agierte der unterstützende Röcher oftmals leicht versetzt hinter dem quirligen, in die Tiefe sprintenden Alexander Ibser.

Nachdem die Mattersburger den Ball in den hinteren Zonen zirkulieren ließen, kam jedoch oft der lange Ball in die Spitze. Bei diesen langen Bällen streuten sie jedoch einige Varianten ein, die allesamt aber kaum Wirkung zeigten, da sie im Verbund doch relativ einfach zu verteidigen waren. Vor allem die Versuche, tödliche Pässe durch zwei gestaffelt stehende Ketten zu spielen, schienen gar etwas zu mutig, waren jedoch auch Ausdruck schlechter Offensivstrukturen in den offensiven Mittelfeldzonen, in denen Vastic-Teams bisher ohnehin noch nicht brillieren konnten. Insgesamt konnten sie über Abpraller der langen Bälle aber zumindest einige Fouls ziehen, woraufhin sie nach Freistößen immerhin zu einigen Halbchancen kamen.

Neben den Standardsituationen strahlten vor allem die häufigen Tiefenläufe Ibsers zumindest teilweise Gefahr, führten letztlich aber kaum zu klaren Durchbrüchen. Dass letztlich doch ein Sprint Ibsers zum entscheidenden Tor führte, mag zwar auf eine durchaus gelungene Strategie der Hausherren hindeuten, hierbei muss aber angemerkt werden, dass das Siegestor aus einem seltenen und zu den Läufen nach langen Bällen gänzlich verschiedenen Spielzug fiel. Der schlecht und unzureichend eingebundene Perlak ging nach einem Einwurf schön ins Dribbling, Horn hatte noch nicht gänzlich verschoben, und der 28-Jährige spielte einen tollen Pass durch die Schnittstelle, den Ibser erlaufen und den Ball anschließend in die Maschen setzten konnte.

Dass der SV Mattersburg nicht oft strukturiert in höhere Zonen kam, lag neben der eigenen Schwäche im Kombinations- und Bewegungsspiel auch am Pressing des Gegners

Aus 5-3-2 wird 3-4-1-2 im Horner Pressing

Die Niederösterreicher begannen das Spiel defensiv aus einer 5-3-2-Ordnung heraus. Besonders auffällig hierbei war die starr ausgeführte Fünferkette, die kaum Herausrückbewegungen zeigte. So musste das Dreiermittelfeld bei den anfangs noch häufiger gespielten Verlagerungen auf die Außenverteidiger der Mattersburger weite Wege gehen. Da sie nicht sofort Druck ausüben konnte, wurde das gesamte Konstrukt der Niederösterreicher nach hinten geschoben. Vermutlich wegen dieses Zurückdrückens und der unnötig hohen zahlenmäßigen Überlegenheit der eigenen Mannschaft in der eigenen letzten Linie gegen die beiden Stürmer des SVM reagierte Horn-Coach Wilhelm Schuldes ca. zur Mitte der ersten Halbzeit und veränderte die Bewegungen seiner Mannschaft gegen den Ball. In der vordersten Linie liefen Kröpfl und Casanova die nach rechts tendierenden Mattersburger Verteidiger leicht nach links versetzt an, dahinter nahm Wimmer Jano immer stärker in Manndeckung, wodurch nun auch das tiefe Ballbesitzspiel der Burgenländer zerstört wurde. Ballnah rückte der Außenverteidiger gegen sein burgenländisches Pendant nun deutlich aggressiver und frühzeitiger heraus, das Verschieben und teilweise ausgeführte zonale Manndeckungen der Sechser gegen die Achter des SVM erledigten den Rest.

Die Mattersburger Innenverteidiger wählten nun noch häufiger verfrühte lange Bälle, anstatt die verwaisten Räume auf halblinks und links zu bespielen. Dadurch entwickelte sich ein Spiel auf zweite Bälle mit vielen Zweikämpfen und Fouls, das in der ersten Hälfte noch recht ausgeglichen gestaltet wurde, im zweiten Abschnitt jedoch von den Burgenländern größtenteils kontrolliert werden konnte.

Die letztlich nicht gute Offensivleistung Mattersburgs konnte so von einer mit Fortdauer der Partie besser werdenden Arbeit gegen den Ball abgefangen werden. Durch das geringer werdende Aufrücken nach der Führung standen sie in der Defensive umso stabiler. In der ersten Hälfte hatte Horn bei einigen Kontern durchaus weite Räume vorgefunden und konnte hierbei das anfangs schlecht organisierte Verschieben, Mattersburger Probleme in der Kompaktheit und einige unpassende Mannorientierungen bespielen, was zu ein paar ordentlichen Chancen führte. Obwohl Horn offensiv wechselte, gelang es ihnen in der zweiten Halbzeit, in der sie mehr Ballbesitz für sich beanspruchen konnten, nicht, ihre Konkurrenten aus dem eigenen Aufbauspiel heraus für Torchancen zu kommen. Somit war es für diese Partie mit insgesamt 34 Fouls symptomatisch, dass auch die Niederösterreicher nur über Standards ansatzweise Gefahr erzeugten.

Fazit

Insgesamt war es ein etwas glücklicher Sieg des Tabellenzweiten, der sich vor allem aufgrund der höheren Qualität gegen den SV Horn durchsetzte. In ihrem neuen 3-5-2 System fehlt ihnen aus dem eigenen Aufbauspiel heraus noch vieles, um sich gegen einen individuell schwächeren, aber giftigen Gegner Torchancen zu erspielen. Die Horner hingegen müssen eine mehr oder weniger erwartete, schlussendlich aber doch etwas unglückliche und unnötige Niederlage hinnehmen. Auch bei ihnen waren vor allem die Offensivabläufe meist noch unzusammenhängend, sie scheiterten aber unter anderem auch aufgrund der schwachen Chancenverwertung. Defensiv standen sie gegen die unangenehmen Läufe Ibsers meist stabil und verteidigten die hohen Bälle der Mattersburger solide. Bezüglich ihres Pressings wusste aus taktischer Sicht vor allem das passende erhöhte Pressing ab der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit zu gefallen, die Horner kamen aber aufgrund der pragmatisch agierenden Mattersburger Verteidiger nur selten zu qualitätsvollen Ballgewinnen in höheren Zonen.

Michael Waldhauser, abseits.at

Michael Waldhauser

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