Auf den SK Rapid wartet heute eine ganz schwierige Aufgabe. Die Hütteldorfer treffen im Playoff-Rückspiel der Europa Conference League auf den Vorjahresfinalisten Fiorentina und... Fiorentina-Trainer: „Rapid darf kein einziges Mal aufs Tor schießen“

Auf den SK Rapid wartet heute eine ganz schwierige Aufgabe. Die Hütteldorfer treffen im Playoff-Rückspiel der Europa Conference League auf den Vorjahresfinalisten Fiorentina und wollen den 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel verteidigen. Der Serie A Klub lässt nach der Niederlage in Wien keinen Zweifel daran, dass man mit allen Kräften eine Blamage verhindern will.

Fiorentina-Trainer Vincenzo Italiano findet vor dem Rückspiel klare Worte: „Genug der Dummheiten. Wir müssen das Spiel mit Köpfchen angehen und versuchen, alle Chancen, die wir uns auch in den letzten Tests erarbeitet haben, zu verwerten und es zu vermeiden, dass der Gegner auch nur einmal aufs Tor schießt.“

Zu diesen klaren Aussagen fühlte sich der Coach gezwungen, da die Kritik in Italien nach den letzten beiden Auftritten seiner Mannschaft durchaus zu spüren ist. Der Vorjahresfinalist startete mit einem starken 4:1-Auswärtssieg gegen CFC Genua in die neue Saison und kassierte anschließend die überraschende 0:1-Niederlage in Hütteldorf. Dieses Ergebnis erklärten die italienischen Medien unisono zum einmaligen Ausrutscher der Violas. Die Erklärung war schnell gefunden: Der SK Rapid hatte mehr Pflichtspiele in den Beinen und kam in der gesamten Partie nur zu einer Torchance, die per Strafstoß verwandelt wurde. Von den italienischen Journalisten, die es noch halbwegs gut mit dem SK Rapid meinten, las man immerhin, dass die Mannschaft von Zoran Barisic über eine gute Mentalität verfügte und lauffreudig agierte. ´

Nach der 0:1-Niederlage in Wien folgte vergangenes Wochenende ein 2:2-Unentschieden gegen Lecce. Nach der Punkteteilung wuchs die Kritik an der Mannschaft, insbesondere da sie eine 2:0-Führung aus der Hand gab und in der Defensive stellenweise alles andere als sattelfest wirkte.

Vincenzo Italiano weiß, dass seine Mannschaft heute unbedingt liefern muss. Der Kader des Serie A Klubs ist überdimensioniert, sollte die Doppelbelastung Europacup wegfallen und im Gegensatz zu einigen englischen Klubs, die die Bewerbe unterhalb der Königsklasse in der Vergangenheit schon einmal als Belastung ansahen, hat der Bewerb für die Fiorentina eine große Bedeutung. Trotz des großen Kaders werden es vornehmlich die Akteure aus dem Hinspiel richten müssen.

In der Abwehrzentrake werden erneut Milenkovic und Ranieri agieren, rechts hinten startet der Brasilianer Dodo und Kapitän Biraghi wird erneut als offensivstarker Linksverteidiger eine Schlüsselrolle einnehmen. Nach dem Ausfall von Schick und dem Verkauf von Koscelnik, wartet auf den jungen Moritz Oswald demnach eine sehr schwere Aufgabe als umfunktionierter Rechtsverteidiger. Dies wird sicherlich eines der Schlüsselduelle dieser Partie werden.

Arthur, Mandragora und Bonaventura sind abermals die wahrscheinlichsten Kandidaten für die Startaufstellung im zentralen Mittelfeld. Rechtsaußen ist wie im Hinspiel der argentinische Nationalspieler Nicolás González gesetzt und als Sturmspitze ist abermals der physisch starke M’Bala Nzola die erste Wahl, da er etwas fitter als Lucas Beltrán ist, der im Laufe der Partie als Joker ins Spiel kommen könnte. González zeigte in den ersten 45 Minuten gegen Lecce seine Qualitäten und überzeugte neben seinem Treffer auch mit zahlreichen Dribblings und intelligenten Läufen. Auf ihn werden die Gäste heute besonders aufpassen müssen, zumal er viele Freiheiten hat und aktuell eindeutig der Schlüsselspieler in der Offensive ist.

Es scheint lediglich die Position am linken offensiven Flügel offen zu sein, wo im Hinspiel der Kroate Josip Brekalo begann. Die meisten italienischen Medien rechnen mit seiner erneuten Nominierung, nur die „La Gazzetta dello Sport“ und „La Nazione“ tippen, dass Christian Kouamé als Linksaußen startet. Kouamé bringt wesentlich mehr Geschwindigkeit als Brekalo mit und könnte auch als Einwechselspieler von der Bank kommen.

Eine Position haben wir in den beiden oberen Absätzen noch nicht besprochen. Im Tor dürfte abermals Pietro Terracciano stehen, der im Hinspiel mit zahlreichen schwachen Ausschüssen auffiel und mit dem Ball am Fuß große Schwierigkeiten hatte. Die Alternative wäre der Däne Oliver Christensen, den der Serie-A-Klub im August gegen eine Ablöse von 4.5 Millionen Euro von Hertha BSC Berlin verpflichtete. Eine Ablöse als Nummer 1 im Tor ist nach der Länderspielpause geplant, da es aktuell noch Sprachschwierigkeiten gibt und die Kommunikation mit den Vorderleuten nicht zu hundert Prozent sitzt.

Rapid war auch schon vor den Ausfällen von Guido Burgstaller und Thorsten Schick der klare Außenseiter. Nun wird es noch einmal deutlich schwerer. Mit Burgstaller fällt nicht nur der Goalgetter weg, sondern auch ein Routinier, der das Spiel seiner Mannschaft während der Partie organisiert und seine Mitspieler unermüdlich antreibt. Der Schick-Ausfall bedeutet wiederum, dass Moritz Oswald rechts hinten in der Viererkette einspringen muss. Für den SK Rapid spricht nur das Ergebnis und die Leistung aus dem Hinspiel. An diese Leistung gilt es anzuschließen und auch dann wird man abwarten müssen, ob es gegen den klaren Favoriten reichen wird. Für die Fiorentina wäre ein Aus im Playoff wie bereits oben beschrieben in vielerlei Hinsicht eine schmerzhafte Blamage.

Stefan Karger