In dieser neuen Serie nehmen wir die Statistikwerte unserer Legionäre in der ersten deutschen Bundesliga ganz genau unter die Lupe. Zuerst arbeiten wir für... Abseits.at-Leistungscheck – Dauerläufer Martin Harnik muss nur noch an seiner Fehlpassquote arbeiten

In dieser neuen Serie nehmen wir die Statistikwerte unserer Legionäre in der ersten deutschen Bundesliga ganz genau unter die Lupe. Zuerst arbeiten wir für jeden einzelnen Spieler die bisher gespielten Runden auf, danach ergänzen wir nach jedem Spieltag die Werte für unsere österreichischen Exporte. Nachdem wir gestern mit Christian Fuchs den Anfang machten, nehmen wir nun die Tracking-Werte von Martin Harnik unter die Lupe.

Der rechte Flügelspieler Martin Harnik stand in allen bisherigen 13 Bundesligaspielen der heurigen Saison von Beginn an auf dem Platz und wurde nur zwei Mal ausgetauscht. In der ersten Runde wurde er nach 71 Minuten ausgewechselt, am fünften Spieltag durfte er nach 77 Minuten duschen gehen. Insgesamt spulte  er 1138 Spielminuten ab, in denen ihm vier Assists und sechs Tore gelangen. Harnik führt somit die interne Schützenliste mit zwei Treffern Vorsprung auf Cacau an. In der sechsten und der dreizehnten Runde gelang ihm gegen den SC Freiburg, bzw. den FC Augsburg jeweils ein Doppelpack – ein Kunststück, das ihm zuvor nur einmal bei Fortuna Düsseldorf gelang. Ansonsten traf er in der ersten Runde gegen den FC Schalke 04 und am siebenten Spieltag gegen den HSV. Nach den ersten dreizehn Spieltagen hat Harnik eine Kicker-Durchschnittsnote von 3,3.

Sein Trainer Bruno Labbadia machte vor zwei Tagen folgende Aussage über Harnik: „Martin arbeitet gut und setzt die Aufgaben, die wir ihm stellen, gut um. Seine Entwicklung ist sehr positiv und er hat schon viele wichtige Tore geschossen. Sein Spiel ist sehr laufintensiv, und wenn er mit Tempo kommt, ist er nur schwer aufzuhalten. Er muss jetzt dranbleiben, noch sauberer spielen und konstanter im Passspiel werden.“

Sehen wir uns an, ob die nackten Zahlen die Aussagen seines Trainers bestätigen:

Martin Harnik – Der Dauerläufer im Team des VfB Stuttgart

Wenn man die Laufdistanzen aller VfB-Stuttgart-Spieler vergleicht, dann schneidet Martin Harnik erwartungsgemäß am besten ab. In den bisherigen Runden legte er eine Distanz von durchschnittlich 11,74 km zurück. Dieser Wert ist an sich schon sehr gut – man muss allerdings bedenken, dass er zwei Mal vorzeitig ausgewechselt wurde und der Wert höher wäre, wenn er in allen Spielen über 90 Minuten auf dem Platz gestanden wäre. Wenn wir nur die Spiele hernehmen, in denen Harnik über 90 Minuten auf dem Platz stand, dann erreicht er einen Schnitt von 12,1 km pro Partie. Ein Wert, an den kein anderer Stuttgart-Spieler herankommt. Christian Fuchs, der auch als fleißiger Spieler gilt, legte vergleichsweise 10,57 km pro Partie zurück.

Richtig imposant sind jedoch die Sprint-Daten und die Werte zu den intensiven Läufen. In den ersten 13 Runden absolvierte Harnik im Schnitt etwa 28 Sprints pro Spiel. Da für den zweiten Spieltag der deutschen Bundesliga aufgrund eines technischen Fehlers nicht alle Tracking-Ergebnisse vorliegen, wurden hier nur zwölf Runden berücksichtigt. In diesen zwölf Spieltagen absolvierte Martin Harnik acht Mal die meisten Sprints aller Stuttgart-Spieler!

Auch bei den intensiven Läufen ist Martin Harnik die unumstrittene Nummer 1 in seiner Mannschaft. Ein gutes Beispiel für Harniks Fleiß bietet gleich der erste Spieltag, in dem der VfB Stuttgart mit 3:0 gegen den FC Schalke 04 gewann. Obwohl Martin Harnik nach 71 Minuten ausgewechselt wurde, kam kein anderer Spieler auf 69 intensive Läufe – den Wert, den Harnik nach 71 Minuten erreichte. In den bisherigen Spieltagen kam es nur zwei Mal vor, dass ein Spieler seines Teams mehr intensive Läufe als der österreichische Mittelfeldspieler vorweisen konnte. In den bisherigen Runden kam Harnik auf 77 intensive Läufe pro Partie, wenn man die beiden Spieltage weglässt, in denen er vorzeitig ausgewechselt wurde.

Harniks Fehlpassquote viel zu hoch

Nach Christian Fuchs hat leider auch der zweite Österreicher im abseits.at-Leistungscheck eine zu hohe Fehlpassquote. Während bei Fuchs 25% aller Pässe beim Gegner landen setzt Harnik noch einen drauf und erhöht auf 31%. Zum Teil lässt sich dieser Wert dadurch erklären, dass Harnik mit hohem Tempo in Richtung Strafraum zieht und oftmals versucht den tödlichen Pass zu spielen. Das alleine erklärt jedoch nicht seine hohe Fehlpassquote. Harnik fabriziert leider öfters schlampige Pässe, die viel zu selten die eigenen Mitspieler finden. Den absoluten negativen Höhepunkt lieferte er in der fünften Runde, als im Spiel gegen Hannover 96 von 15 Pässen gleich neun beim Gegner landeten (60% Fehlpassquote). Einer der sechs Pässe, die bei den Mitspielern landeten, führte allerdings zu einem Treffer. In diesem Spiel lief nur wenig über die rechte Seite und Harnik kam nach 77 Spielminuten auf nur 28 Ballkontakte. Seine mit Abstand beste Passquote erzielte er beim 1:1-Unentschieden gegen Borussia Dortmund: Von 31 Pässen landeten nur vier beim Gegner (12% Fehlpassquote). Bruno Labaddia hat dieses Problem erkannt und wird mit Harnik intensiv daran arbeiten, was auch der österreichischen Nationalmannschaft zu Gute kommen wird.

Sonstige Statistiken

Es fällt auf, dass Harnik für einen rechten Mittelfeldspieler relativ wenige Ballkontakte hat (42 pro Spiel). Zu Beginn der Saison spielte Christian Gentner gegenüber im linken Mittelfeld und hatte in dieser Statistik wesentlich bessere Werte. Seit der Japaner Shinji Okazaki links im Mittelfeld beginnt hat sich Harniks Wert jedoch verbessert und es scheint, dass das Spiel der Stuttgarter ein wenig rechtslastiger geworden ist. Für Harnik spricht, dass fast in jeder Partie der linke Mittelfeldspieler ausgewechselt wird, während der Österreicher seit der fünften Runde immer durchspielen durfte. Auffallend ist, dass Harnik für einen Flügelspieler sehr wenige Flanken schlägt – der Nationalspieler sucht meist den direkten Weg in den Strafraum, anstatt bis zur Grundlinie zu gehen und eine Flanke zu schlagen. Im Schnitt fabriziert Harnik 2.25 Flanken pro Partie, wobei er gleich in acht Meisterschaftsspielen keine einzige Flanke schlug!  Etwa genauso oft schießt Harnik auf das gegnerische Tor – pro Partie lässt der Österreicher durchschnittlich 2.36 Schüsse ab. In der sechsten und der dreizehnten Runde gewann er jeweils 15 Zweikämpfe – mehr als jeder andere Stuttgart-Spieler.

Fazit

Harnik hat einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht und scheint immer besser zu werden. Er spielt gerne vor Khalid Boulahrouz, der ihn gut einteilt und dafür sorgt, dass er auch nach hinten seine Arbeit verrichtet. Man kann davon ausgehen, dass Harnik auch in den nächsten Spieltagen die starken Laufleistungen der bisherigen Saison bestätigen wird. Wir werden in erster Linie seine hohe Fehlpassquote genau weiter beobachten und hoffen, dass er auch in diesem Bereich Fortschritte machen wird.

Stefan Karger

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