Am Samstag trafen die Mannschaften von Adi Hütter und Oliver Glasner aufeinander. Glasners VfL Wolfsburg konnte dabei trotz Unterzahl einen Dreier bei der heimstarken... Glasner vs. Hütter: So lief das österreichische Trainer-Duell

Am Samstag trafen die Mannschaften von Adi Hütter und Oliver Glasner aufeinander. Glasners VfL Wolfsburg konnte dabei trotz Unterzahl einen Dreier bei der heimstarken Frankfurter Eintracht entführen. Wir haben für euch ein Blick auf das Spiel geworfen.

Vor dem Spiel: Nachdem der VfL Wolfsburg unter Oliver Glasner gut in die Saison gekommen ist, befand sich die Mannschaft zuletzt eher auf dem absteigenden Ast – die Wölfe holten aus den letzten vier Bundesligaspielen keinen Sieg, erzielten dabei nur einen Treffer. Mit nur elf Toren stellten die Niedersachsen insgesamt einer der harmlosesten Offensiven der Bundesliga. Die Eintracht von Adi Hütter erzielte ganze zehn Treffer mehr, zeigte sich in der Defensive aber schwächer – während der VfL nur zehn Gegentreffer zuließ (Bestwert der Liga), kassierte Frankfurt schon 16 Tore. Bei der Eintracht wechselten sich in den vergangenen vier Spielen furiose Heimsiege (3:0 gegen Bayer Leverkusen, 5:1 gegen Bayern München) mit ernüchternden Auswärtsniederlagen ab (2:4 in Mönchengladbach, 0:1 beim SC Freiburg). Generell fehlt es dem Hütter-Team in dieser Saison an Konstanz. Beide Mannschaften gingen mit der identischen Punktzahl in die Partie – 17 Zähler holten beide bislang.

Personal und System: Beide Trainer nahmen vor dem Spiel Goalie-Wechsel vor. Während Hütter aufgrund eines grippalen Infekts der etatmäßigen Nummer zwei Frederik Rönnow mit Felix Wiedwald auf den dritten Torhüter setzen musste, konnte Glasner wieder auf Stammtorhüter Koen Casteels zurückgreifen. Für den Belgier rückte Pavao Pervan gezwungenermaßen wieder in das zweite Glied. Der Ex-Linzer Joao Victor blieb in der Stammformation; Xaver Schlager stand nach langer Verletzungspause wieder im Kader. Martin Hinteregger ist fester Bestandteil der Frankfurter Dreier-Abwehrkette und startete daher natürlich auch gegen Wolfsburg.

Beide Mannschaften spielen defensiv ein ähnliches System: drei Verteidiger mit zusätzlich zwei offensiveren Außenverteidigern. Im defensiven Mittelfeld setzte Hütter mit Djibril Sow und Sebastian Rode auf zwei auch offensivstarke Spieler; vor allem Sow ist eher als Achter zu sehen. Glasner hingegen vertraute mit Maximilian Arnold und Joshua Guilavogui im zentralen Mittelfeld auf eines der defensivstärksten Duos der gesamten Bundesliga. Im Angriff wurde Topstürmer Wout Weghorst von Admit Mehmedi und eben Victor flankiert. Bei Frankfurt kamen mit Bas Dost und Goncalo Pacienca zwei eher klassische Mittelstürmer zum Einsatz. Wobei vor allem „Außenverteidiger“ Filip Kostic eigentlich als offensive Flankenmaschine fungiert.

Das Spiel: Gleich zu Beginn standen beide Torhüter im Fokus. Casteels parierte dabei einen Flugkopfball von Pacienca (9. Minute), während Wiedwald im Gegenzug einen Alleingang von William stoppte (10.). In der 19. Minute gingen die Wölfe durch ihren Toptorjäger Wout Weghorst in Führung, der einen Schuss von Arnold per Kopf in das Tor der Frankfurter lenkte. Es war bereits der sechste Saisontreffer des Niederländers. Zum Vergleich: der zweitbeste Torschütze des VfL, Josip Brekalo, kommt aktuell auf zwei Tore.

Dost und Pacienca hatten anschließend Chancen auf den Ausgleich, die aber ungenutzt blieben. Wolfsburgs Abwehrspieler Marcel Tisserand erwies seiner Mannschaft kurz vor dem Halbzeitpfiff mit zwei dummen Aktionen (39. Wegtragen des Balles und in der Nachspielzeit Ellenbogeneinsatz gegen Pacienca) einen Bärendienst: Gelb-Rot.

Die Eintracht konnte daraus dann in der zweiten Hälfte aber kein Kapital schlagen. Im Gegenteil: Wolfsburgs Bruma vergab in der 53. Minute per Kopf eine gute Gelegenheit. Zehn Minuten später gab Hinteregger einen Rückpass zu seinem Torhüter Wiedwald, der den Ball direkt in die Füße von Joao Victor spielte. Der nahm die Einladung  dankend an und erzielte sein erstes Tor in der Bundesliga. Viel passierte in einem durchwachsenen Bundesligaspiel dann nicht mehr. Xaver Schlager gab in der 87. Minute sein Comeback.

Wolfsburg gewann nicht unverdient mit 2:0, da Frankfurt mit seiner numerischen Überlegenheit nichts anzufangen wusste. Zum vierten Mal in Folge holten sich die Wölfe damit drei Punkte in Frankfurt ab.

Die Zahlen: Das der Sieg für Wolfsburg durchaus verdient war, zeigen auch die Expected Goals: 0,85 für Eintracht Frankfurt, 1,35 für den VfL. Zwar sprach das Torschussverhältnis  klar für Frankfurt (17 vs. 9 insgesamt, 9 vs. 6 auf das Tor), wirklich gefährlich wurde es jedoch nicht. Wolfsburg hatte zwar weniger Abschlüsse, die waren aber von höherer Qualität, wie die Expected Goals zeigen: die beiden Chancen von William und Bruma hatten einen Wert von 0,31 respektive 0,35. Keine Gelegenheit der Eintracht gab da auch nur ansatzweise heran. Da nützt es auch nichts, die Ballbesitz- und Passstatistik deutlich für sich zu entscheiden (Ballbesitz: 69,2 Prozent vs. 30,8 Prozent, Passsicherheit: 80 Prozent vs. 60 Prozent)

Die Laufdistanz beider Teams war zwar ziemlich ausgeglichen (Eintracht 109,5 Kilometer, Wolfsburg 108 Kilometer), bei den intensiven Läufen liegt Wolfsburg aber relativ klar vorne (657 vs. 576).

Die Stimmen:

Xaver Schlager: „Für mich ist es ein schönes Gefühl, nicht mehr verletzt zu sein. Aber da steckt harte Arbeit dahinter. Du bereitest dich darauf vor, dass du wieder spielen willst. Darum war es für mich ein normales Spiel.“

Oliver Glasner:  „Vor allem unsere defensive Organisation war sehr gut. Wir hatten auch immer wieder gute Konter. Nach dem Platzverweis mussten wir umstellen, aber wir trainieren immer wieder, in Unterzahl zu spielen. Frankfurt war die heimstärkste Mannschaft, hat sehr viel Präsenz im Strafraum, da war es sehr schön zu sehen, wie wir dagegengehalten haben.“

Adi Hütter: „Das Heimspiel gegen Wolfsburg mit 0:2 zu verlieren ist sehr ärgerlich. Auf der anderen Seite hat mir auch die Leistung nicht gepasst, die hat zum Ergebnis gepasst. Wir haben zu viele Sachen vermissen lassen: die Aggressivität im Zweikampf und manchmal auch die Intelligenz im Spiel nach vorne. Zuhause war das auf alle Fälle die schwächste Saisonleistung.“