Die Kugel rollt in der 1. deutschen Bundesliga. Mit Spannung gilt es zu beobachten, ob es dem BVB, Schalke, Bayer 04 oder den „Wölfen“... Junior Malanda und der Ruhrpott: Das sind die Verlierer des 1. Spieltags der deutschen Bundesliga

Borussia Dortmund - Wappen mit FarbenDie Kugel rollt in der 1. deutschen Bundesliga. Mit Spannung gilt es zu beobachten, ob es dem BVB, Schalke, Bayer 04 oder den „Wölfen“ aus Wolfsburg gelingt, den Titelkampf offen(er) zu gestalten. Traditionell schwächeln die Bayern in Spielzeiten nach Weltmeisterschaften ein wenig. Welches Team mausert sich zur Überraschung der Saison 2014/15? Der Abstiegskampf verspricht ebenso hohen Unterhaltungswert und wird die eine oder andere dramatische Geschichte schreiben.

BVB wird von Bayer kalt erwischt

Schlechter hätte die Saison für die Schwarz-Gelben wahrlich nicht beginnen können. Kießling tippt den Anstoß kurz zu Neuzugang Calhanoglu, der sofort weiter auf Heung-Min Son, Piszczek verlässt seine Position, greift den Südkoreaner direkt an, agiert viel zu offensiv. Damit bringt er seine Mitspieler völlig ohne Not in die Bredouille. Jojics Versuch der Balleroberung misslingt, der in dieser Szene extrem hoch agierende Linksverteidiger Boenisch bedient Bellarabi. Der Tatsache, dass Piszczek, Jojic und Durm am rechten Flügel ungeschickt und konfus agieren ist es geschuldet, dass das Duo Kießling und Bellarabi im Zentrum eine Überzahlsituation schaffen kann. Innenverteidiger Ginter, Neuzugang vom SC Freiburg und Mitglied im 23-köpfigen deutschen WM-Kader, steht so auf verlorenem Posten und Bellarabi bezwingt Weidenfeller-Vertreter Mitchell Langerak. Was für ein Auftakt für die Werkself – als der Ball den Weg ins Tor findet, stehen gerade einmal neun Sekunden auf der Matchuhr – der schnellste Treffer in der Historie der Bundesliga.

In weiterer Folge war deutlich zu erkennen, dass der Vizemeister lange Zeit keine Antwort auf das Pressing der Schmidt-Elf fand. Ungewohnt häufig wurden Angriffe abgebrochen und der australische Borussen-Keeper diente wieder als Ausgangspunkt für einen neuerlichen Anlauf. Natürlich ist die Spielphilosophie des ehemaligen Salzburg-Coaches schon lange kein Geheimnis mehr und hat sich natürlich auch bis nach Deutschland rumgesprochen. Seine Teams sind aber speziell in Führung liegend äußerst giftig und unangenehm zu spielen. Erst als sich Bayer Mitte der zweiten Hälfte etwas zurückzog und nicht mehr ganz so aggressiv presste, erarbeitete sich der BVB Chancen, fand allerdings immer in Leno seinen Meister. Der Keeper war zur Stelle, als er gebraucht wurde und hielt den verdienten Erfolg fest.

Jürgen Klopp übernahm für die vorentscheidende Schlafmützigkeit seiner Equipe die Verantwortung, bemängelte aber die Fähigkeit, die gegnerische Defensive vor ernsthafte Probleme zu stellen und aus den Schwächen, die die Spielanlage Leverkusens mit sich bringt, Profit zu schlagen. Der BVB rutschte zwar aus, wird aber Ruhe bewahren.

Erzrivale Schalke komplettiert Fehlstart

Desaströser Auftritt im DFB-Pokal, eine Auftaktniederlage in Hannover – und der Katzenjammer auf Schalke ist perfekt. Für die unentschuldbare Leistung gegen den Drittligisten Dynamo Dresden fand Jens Keller deutliche Worte und kündigte personelle Konsequenzen für den Ligastart an. Dass dieser letztendlich auch verpatzt wurde, hat sich Königsblau großteils selbst zuzuschreiben. Die 96er wurden weitgehend kontrolliert, ohne in einer chancenarmen Partie selbst für wirkliche Gefahr zu sorgen. Einzig Stürmerstar Huntelaar scheiterte knapp vor der Pause mit seinem guten Versuch an Zieler.

Die Schalker kamen entschlossener und zielstrebiger aus der Kabine und belohnte sich prompt: Wunderbarer Pass auf Choupo-Moting, der uneigennützig alleine vor Zieler für den mitgelaufenen Huntelaar auflegt. Dieser hat keinerlei Probleme, die zwischenzeitliche Führung zu besorgen. S04 in weiterer Folge überlegen, verabsäumte es aber chancenlosen Hannoveranern den Todesstoß zu versetzen. Stattdessen hauchte man den Niedersachsen neues Leben ein: Huntelaar mit dem vollkommen unnötigen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, Youngster Leonardo Bittencourt marschiert ungehindert die Außenbahn entlang, Kevin-Prince Boateng vermag ihm nicht zu folgen und unterbindet den Angriff auch nicht durch ein – in dieser Situation angebrachtes – taktisches Foul. Nachdem der ehemalige Dortmunder dem Schalker Sechser enteilt, kann er ungehindert eine Flanke schlagen, die Edgar Prib verwertet. Damit nicht genug: Nur wenige Minuten später trifft Neuzugang Joselu sehenswert und rechtfertigte den ersten Teil der in ihn investierten Rekordablöse. Der Doppelpack sichert Hannover einen nie in Reichweite scheinenden Dreier und lässt angeknockte Schalker ratlos zurück.

Die Art und Weise wie man die Gegentreffer kassierte, war einer Spitzenmannschaft einfach nicht würdig. Draxler und Co. sollten sich auf ihre Stärken besinnen und schnell wieder in die Spur finden. Der Krampf, der Boateng in Minute 80 plagte, steht gewissermaßen sinnbildlich für die Situation. Dass sich Jens Keller mit Kritik konfrontiert sieht, ist wahrlich nichts Neues. Mehr oder minder seine gesamte Amtszeit hindurch begleiten ihn Unruhe und die von Medien geschürte Diskussion rund um seine Person. Seinem Team gelingt es allerdings auch nicht, die Kritiker durch konstant gute Leistungen verstummen zu lassen. Auf Schalke kommen richtungs- und wegweisende Wochen zu. Kommendes Wochenende wartet das Kräftemessen mit Ligakrösus Bayern, danach die Duelle mit den als stark eingeschätzten Gladbachern und Eintracht Frankfurt. Sollten diese Spiele nicht nach Plan verlaufen, ist die stärkste Rückrunde der Vereinsgeschichte aus der vergangenen Spielzeit wohl schnell vergessen. Für Jens Keller bleibt zu hoffen, dass in Runde 5 im Derby nur das Prestige und drei Punkte auf dem Spiel stehen.

Junior Malanda

Es ist wohl der absolute Alptraum eines jeden Fußballers – ganz gleich ob Profi oder Amateur. Das Tor leer, keiner steht mehr im Weg und man bringt das Kunststück zu Wege, nicht zu treffen. Genau das ist Wolfsburg-Mittelfeldakteur Malanda widerfahren. Nach Zuckerpass von Maximilian Arnold, der dem Belgier das Leder mustergültig in den Lauf serviert, hat dieser die Möglichkeit zehn Minuten vor dem Ende den 2:2-Ausgleich zu erzielen. Beim ersten Versuch stehen aus kurzer Distanz noch Neuer und die Latte im Weg, bei der hundertprozentigen Nachschusschance aus wirklich kürzester Entfernung nur noch Malanda sich selbst. Vom Gebälk prallt die Kugel wieder ins Feld und dem unkonzentrierten 20-Jährigen, der schlicht zu nahe am Ball steht, so auf den Fuß, dass das Spielgerät statt im Tor, daneben landet. Die Situation sieht nicht nur extrem unglücklich aus, sie ist es auch. Dieser Treffer MUSS schlicht und einfach erzielt werden. Doch jeder, der schon einmal gegen das runde Leder getreten hat, weiß, dass es manchmal nichts Schwierigeres gibt, als seine Beine unter Kontrolle zu halten. Diese Erkenntnis wurde Unglücksrabe Malanda spätestens zum Auftakt der Spielzeit 2014/15 schmerzlich bewusst.

David Kühhas, abseits.at

David Kühhas

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