Am 12. Spieltag der englischen Premier League kam es zum Aufeinandertreffen der beiden Nordlondoner Klubs Arsenal FC und Tottenham Hotspur. Im Emirates Stadium sahen... Adebayors Ausschluss kippt North London Derby – Arsenal deklassiert Tottenham

Am 12. Spieltag der englischen Premier League kam es zum Aufeinandertreffen der beiden Nordlondoner Klubs Arsenal FC und Tottenham Hotspur. Im Emirates Stadium sahen rund 60.000 Zuschauer eine ereignisreiche Partie, in der die Gäste durch Emmanuel Adebayor in Führung gingen. Nachdem der Togolese kurz darauf die rote Karte sah, drehten Per Mertesacker, Lukas Podolski, Olivier Giroud und Santi Cazorla das Spiel. Dem Anschlusstreffer von Gareth Bale ließ Theo Walcott in der Nachspielzeit den 5:2-Endstand folgen.

Tottenham war von Anpfiff an bemüht das Heft in die Hand zu nehmen und das Spiel zu diktieren. Nachdem ein Treffer von William Gallas aufgrund einer Abseitsstellung des Franzosen noch aberkannt wurde, war die Führung in der zehnten Minute die logische Folge des Anfangsdrucks der Spurs. Allerdings dauerte es nur acht Minuten bis Torschütze Adebayor das Spielfeld nach einem üblen Foul verlassen musste. In der Folge spielte Arsenal seine Überzahl effektiv aus und ging dank eines Doppelschlags kurz vor dem Halbzeitpfiff mit einem 3:1 in die Kabine. Mit dem 4:1 nach einer Stunde war das Spiel gelaufen.

Szczesny-Comeback im Arsenal-Tor

Arsenal begann im altbekannten 4-2-3-1-System, das vor allem durch die sehr fluide Mittelfeldzentrale mit Mikel Arteta und Jack Wilshere auf der Doppelsechs sowie Cazorla davor hervorsticht. In der Viererkette veranlasste Andre Santos‘ Defensivschwäche Manager Arsene Wenger dazu Kapitän Thomas Vermaelen von der Innenverteidigung auf die linke Abwehrseite zu ziehen, wodurch Laurent Koscielny Mertesackers Nebenmann war. Auf den offensiven Außenbahnen bildeten Walcott und Podolski die asymmetrische Flügelzange, wobei erster flexibler agierte, während der DFB-Legionär meist vertikale Wege ging. Als Solostürmer begann Olivier Giroud, der mit seinem Treffer die steigende Formkurve bestätigte.

Spurs erstmals mit zwei Stürmern

Tottenham begann erstmals in dieser Saison nicht in einer 4-2-3-1-Formation, sondern setzte auf ein Zwei-Stürmer-System, in dem Adebayor und Jermain Defoe das Angriffsduo bildeten. Weiters musste Andre Villas-Boas gegen den Londoner Rivalen neben dem langzeitverletzten Benoit Assou-Ekotto auch auf Innenverteidigertalent Steven Caulker verzichten. Dadurch rückte Jan Verthongen, der in Abwesenheit des Kameruners links hinten verteidigte, wieder ins Abwehrzentrum, während der weitestgehend unbekannte Kyle Naughton als Linksverteidiger begann. Der 24-Jährige erwies sich jedoch nicht als sattelfest und wurde in der Halbzeit ausgewechselt. Auch im zentralen Mittelfeld mussten die Spurs einen wichtigen Spieler, nämlich Moussa Dembele, vorgeben. Statt ihm begann wie in den letzten Spielen Tom Huddlestone neben Sandro. Flankiert wurden die beiden von zwei schnellen und dribbelstarken Flügelspielern, Aaron Lennon und Gareth Bale.

Flexibles Aufbauspiel setzt Arsenal zu Beginn zu

Wie eingangs erwähnt startete Tottenham wie aus der Pistole geschossen, dabei fußte das Aufbauspiel der Spurs auf hoher Flexibilität. Zwar versuchte Arsenal durch eine enge Deckung der Flügelspieler durch die Außenverteidiger diese nicht ins Spiel bzw. Laufen kommen zu lassen, allerdings konnten sich Lennon und Bale phasenweise gefährlich lösen. Weiters sah man auch die interessante Wechselwirkung der beiden Stürmer, deren Abstand stets konstant gehalten wurde. Adebayor untermauerte einmal mehr seinen guten Status als Wandspieler, indem er sich oft fallen ließ und sich in Kombinationen einband, während man bei Defoe wieder intelligente und direkte Tempoläufe vernehmen konnte.

Außerdem wusste auch das tiefe Aufbauspiel, bei dem sich ein Sechser tief und der andere etwas höher schob, zu gefallen; zumal Tottenham mit Vertonghen einen der besten spielmachenden Innenverteidiger stellt. All diese Charakteristiken wurden im 1:0 schlagend. Defoe, der sich nah an Bale postiert, bewegte sich zuerst entgegen, ging dann tief um den langen Pass von Verthongen zu empfangen und abzuschließen. Den Abpraller verwertete schließlich Adebayor.

Hoher Druck nach roter Karte

Mit seiner unnötigen roten Karte erwies der ehemalige Arsenal-Akteur seinem aktuellen Verein allerdings einen Bärendienst, denn nach dessen Ausschluss konnten die Gunners den Druck stark erhöhen. Rechtsverteidiger Sagna stand fortan sehr hoch und überlud gemeinsam mit Walcott– zusammen kamen die beiden auf 19 Flanken – den überforderten Naughton, der auch gegen den Ball verstärkt angepresst wurde. Vermaelen hingegen legte sein Spiel aus Angst vor Gegenstößen über Lennon weiterhin konservativ aus, was mit den Diagonalläufen von Podolski zu einer starken Asymmetrie führte. Ganze 53% ihrer Angriffe fuhren die Gunners über die rechte Seite – kein Wunder also, dasszum Beispiel auch der Ausgleich nach einer Flanke von rechts fiel. In dieser Phase fand man zeitweise sämtliche Feldspieler in Tottenhams Spielfeldhälfte, was dazu führte, dass selbst Mertesacker, wie bei besagtem 1:1, aus dem Spiel heraus den Weg in den gegnerischen Strafraum fand.

Arsenals fluides Zentrum

Ein wichtiger Faktor dafür, dass Arsenal dermaßen hohen Druck entwickeln konnte, war auch die Tatsache, dass Arteta in Überzahl mehr Freiheiten hatte. Gegen Manchester United ließ Wayne Rooney dem Spanier beispielsweise kaum Platz zum Atmen, nach Adebayors Ausschluss konnte Tottenham aber keinen Manndecker für ihn abstellen, da auch die Abwehrspieler über brauchbare Qualitäten im Spielaufbau verfügen. Zudem stand Wilshere nicht so hoch wie im Old Trafford sondern zog aus der Tiefe mit nach vorne. Ein augenscheinliches Merkmal der Zentralachse war, dass dem ballführenden Arteta, der auf 118 Ballkontakte kam, immer wieder verschiedene Mitspieler entgegenkamen, während andere in den Rücken der Abwehr zogen. So ließ sich auch Giroud oft fallen um hinter ihn den Raum zu öffnen, in welchen Wilshere oder Cazorla vorstoßen konnten.

Frühe Entscheidung

Für die zweiten 45 Minuten nahm Villas-Boas eine formative Änderung vor, indem er die beiden Außenverteidiger auswechselte und auf eine Dreierkette mit Clint Dempsey als offensive Unterstützung für Defoe umstellte. Zu Beginn schien der Plan aufzugehen. Zwar hatte man in der Defensive das Risiko, dass man keine Überzahl mehr hatte, die individuelle Klasse der Verteidiger konnte aber in Eins-gegen-Eins-Situationen die Angreifer in Schach halten. Dafür hatten die Spurs weiter vorne mit vier offensiven Pressingspielern wieder mehr Zugriff auf das gegnerische Aufbauspiel. Allerdings kam mit dem Fortschreiten der Spielzeit immer mehr die Kompaktheit abhanden, wodurch die Formation stark gestreckt wurde und Arsenal zu einigen Konterchancen kam. Eine von diesen nutzte Cazorla um den Sack nach einer Stunde zuzumachen.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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