Der Spanier und die Red Devils konnten sich nach zwölf gemeinsamen Jahren auf keinen neuen Vertrag einigen. Top Kandidat für die Nachfolge von de... David de Gea und Manchester United gehen getrennte Wege

Der Spanier und die Red Devils konnten sich nach zwölf gemeinsamen Jahren auf keinen neuen Vertrag einigen. Top Kandidat für die Nachfolge von de Gea bei Manchster United ist der Kameruner André Onana, der noch im Champions League Finale das Tor von Inter hütete und mit dem Erik ten Hag bereits bei Ajax zusammenarbeitete.

Wechsel zu den Red Devils 2011 um 25 Millionen Euro

Der damals 20-jährige de Gea galt vor seinem Wechsel zu Manchester United als eines der größten Torwarttalente der Welt. Der gebürtige Madrilene war einer der letzten großen Transfers von Sir Alex Ferguson und sollte Edwin van der Sar ersetzen, der im Sommer 2011 seine Schuhe an den Nagel hing. Trotz anfänglicher Startschwierigkeiten entwickelte sich der Spanier über die Jahre zur klaren Nummer eins bei den Red Devils und wurde von vielen Experten als einer der besten Torhüter der Welt angesehen.

Immer wieder wurde über einen Wechsel zu de Geas Traumklub Real Madrid spekuliert. Im Sommer 2015 konnte diesen, Medienberichten zufolge, nur eine schlecht funktionierende Fax-Maschine aufhalten. Real Madrid und Manchester United machten sich gegenseitig Vorwürfe, wer denn nun die Dokumente zu spät gesendet hatte. Kurz darauf folgte die Vertragsverlängerung und David de Gea wurde zum bestbezahlten Keeper Europas und unumstrittenen Nummer eins der Red Devils.

Einige Jahre später kam es dann zu ersten Formschwankungen, wodurch es auch zur Trennung mit de Geas Tormanntrainer kam. In der Saison 20/21 musste sich der Spanier schlussendlich mit Dean Henderson im Tor der Red Devils abwechseln. Auch die Saison 22/23 war nicht fehlerfrei de Gea leistete sich zahlreiche Patzer etwa in der Europa League gegen den FC Sevilla oder gegen West Ham United. Die durchwachsenen Leistungen kosteten David de Gea auch den Platz zwischen den Pfosten der Furia Roja, den Unai Simon übernommen hatte. Nichts desto trotz ist man sich jedoch weitgehend einig, dass der Anteil des Spaniers am Erreichen der Champions League durch Platz 3 in der Liga ein enormer ist.

545 Spiele, 190 davon ohne Gegentor, zahlreiche Titel

In seiner Zeit bei Manchester United gewann David de Gea die Premier League, den FA Cup, die Europa League sowie zwei Mal den Carabao Cup. Zudem wurde er von den Fans der Red Devils vier Mal zum Spieler des Jahres gewählt. Mit 545 Spielen und 190 Spielen ohne Gegentor stellte der Spanier zudem neue Klubrekorde auf. In den sozialen Netzwerken schrieb der 32-jährige, dass es jetzt Zeit sei, eine neue Herausforderung anzunehmen.

Abgang deutete sich an

Mitte der letzten Saison kamen erste Spekulationen bei Manchester United auf, ob de Gea unter Neo-Coach Erik ten Hag eine Zukunft haben würde. Es wurde gemunkelt, dass der Holländer für sein System einen technisch- und spielstärkeren Torhüter brauche. Dass der Spanier insbesondere in der letzten Saison fußballerische Schwächen offenbarte, war offensichtlich. Doch de Gea hat seine Stärken auf der Linie und verfügt über großartige Reflexe. Ohne den Spanier gäbe es nächste Saison keine Champions League im Old Trafford. Zu oft hatte er durch Glanzparaden den Kasten sauber oder den Punkt festgehalten. Auch die Posse um das angeblich zurückgezogene Transferangebot, das de Gea bereits unterschrieben hatte, wirft weitere Spekulationen auf. Während sich der Keeper nicht dazu äußerte, bestreiten die Verantwortlichen aus dem Old Trafford diese Medienberichte. Eines wurde aber klar: Erik ten Hag schien kein großer Fan von David de Gea zu sein und das Ende des Spaniers besiegelt. Der Holländer selbst bezeichnete David de Gea als einen der besten Keeper in der Geschichte des Klubs.

André Onana Topfavorit auf de Gea-Nachfolge

Laut übereinstimmenden Medienberichten stehen die Verhandlungen zwischen Inter Mailand und Manchester United kurz vor dem Abschluss und soll der Transfer des Kameruners um 55 Millionen Euro über die Bühne gehen. Onana wäre der zweite Neuzugang nach Mason Mount und Erik ten Hag für ihn kein Unbekannter. Beide arbeiteten bereits bei Ajax Amsterdam zusammen und der Holländer hält große Stücke auf seinen Ex-Schützling, der einst der Jugendakademie des FC Barcelona entsprungen und daher auch ein mitspielender und technischer starker Torwart ist.

Speziell in jüngerer Vergangenheit machte Onana aber mit vielen negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam: Dopingsperre, Ende der Nationalteamkarriere wegen einem Zerwürfnis mit Kamerun-Coach Rigobert Song. Nach seiner Dopingsperre dann im Sommer 22 der ablösefreie Wechsel von Ajax Amsterdam zu Inter Mailand. Der Kameruner glänzte bei den Nerazzurri, spielte eine starke Saison und knüpfte nahtlos an die Leistungen bei Ajax Amsterdam an. Nach Lisandro Martinez und Antony umgibt sich Erik ten Hag nun wohl mit seinem dritten Ex-Schützling aus Ajax-Zeiten.

Quo vadis de Gea?

Dass David de Gea noch einige Jahre im Profibusiness vor sich hat, ist klar. Mindestens vier bis sechs Jahre kann der Spanier noch auf höchstem Niveau spielen und zahlreiche Spitzenklubs werden versuchen den gebürtigen Madrilenen an Bord zu holen. So könnte de Gea etwa zum FC Bayern München wechseln, der nach wie vor eine Alternative zu Manuel Neuer sucht. Auch Inter Mailand wäre eine Option, die Nerazzurri verlieren mit Onana ja wohl ihren Stammkeeper an United. Oder gar der Chelsea FC, wo man mit Kepa ja alles andere als 100% zufrieden ist. Auch ein Wechsel nach Saudi Arabien wäre eine Möglichkeit und wird medial kolportiert. Bei Real Madrid scheint der gebürtige Madrilene auf Grund der starken Leistungen von Thibaut Courtois allerdings kein Thema zu sein.

Was bleibt….

Manchester United hat sich mit der Posse um David de Gea keinen Gefallen getan. Ganz im Gegenteil, es wurde ein Pulverfass geöffnet, das man nicht hätte öffnen müssen und David de Gea bekommt einen Abschied, den er sich so nicht verdient hat.  Auch wenn der Spanier dieses Jahr für zahlreiche Patzer gesorgt hat, so kann man seinen Anteil am Erreichen der Champions League nicht kleinreden. Ohne de Gea gäbe es nächstes Jahr in Manchester keine Champions League.

Was sich aber deutlich abzeichnet, ist, dass sich Erik ten Hag seine Mannschaft – mit seinen Spielern, denen er vertraut- aufbaut. Der Umbruch ist also längst eingeläutet und wer nicht passt, der fliegt. Ten Hag scheut sich nicht davor große Namen vor die Tür zu setzen. Ein Schicksal, dass diesen Sommer auch Harry Maguire, Jadon Sancho und Anthony Martial ereilen wird, sofern man Abnehmer für die genannten Spieler finden wird. Als Trainer, der die Verantwortung trägt, ist dies sein gutes Recht und auch seine Pflicht. Dennoch: Der Abschied von David de Gea hätte besser ablaufen müssen.

Wirtschaftlich betrachtet ist der Onana-Deal und der Abgang von de Gea zwar kein Fiasko aber wenig budgetschonend. Auf einer Position, auf der eigentlich kein Bedarf besteht, geben die Red Devils wohl 55 Millionen Euro aus und verlieren einen Topspieler ablösefrei. Wenig nachvollziehbar ist auch, dass United nicht im Sommer des vergangenen Jahres versucht hat André Onana – damals ablösefrei – zu holen und David de Gea noch, wenn auch nur für einige Millionen Euro, zu verkaufen.

Sportlich wird sich zeigen, ob André Onana David de Gea ersetzen kann. Der Kameruner ist sicherlich ein Top-Keeper, aber an der Premier League, der besten Liga der Welt, sind schon ganz andere Kaliber gescheitert. Nicht auszudenken, wenn bei Manchester United durch diesen Wechsel ein Torhüterproblem entstehen würde. Man denke nur zurück an Mark Bosnich, Massimo Taibi, Raimond van der Gouw, Tomasz Kuszczak, Tim Howard, Ben Foster, Roy Carroll, Ricardo und Fabien Barthez, die allesamt glücklos versucht hatten Peter Schmeichel zu ersetzen. Die Erlösung kam erst sechs Jahre nach dem Wechsel von Peter Schmeichel zu Sporting Lissabon in Form von Edwin van der Sar. Der Nachfolger von Edwin van der Sar hieß im Übrigen David de Gea, dessen Amtszeit von zwölf Jahren nun zu Ende geht. Onana tritt also in große Fußstapfen und wenn er eines nicht bekommen wird, dann ist das Eingewöhnungszeit, denn dieser Jahr heißt es sowohl für ihn als auch Erik ten Hag: Make or break.

Patrick Stummer