So schlagen sich die Aufsteiger in Europas Top-Ligen (Teil 1) – England
England 3.März.2012 Alexander Semeliker 0
Im Herbst 2008 blickte die ganze Fußballwelt gespannt auf ein kleines Städtchen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg, von wo aus die TSG 1899 Hoffenheim in ihrer Premierensaison in der deutschen Bundesliga für mächtig Furore sorgte und überraschend Herbstmeister wurde. Doch selten bekommen die Aufsteiger so viel Aufmerksamkeit wie die Sinsheimer damals. Oft kämpfen sie von Saisonbeginn an gegen den sofortigen Wiederabstieg, vermeiden diesen mit Ach und Krach oder landen im grauen Niemandsland der Tabelle. In dieser Serie beleuchtet abseits.at den bisherigen Saisonverlauf der Aufsteiger in die Top-4-Ligen Europas.
Ausgehend von der UEFA-Fünfjahreswertung werden in den nächsten Tagen die Leistungen der zehn Mannschaften, die die höchsten Spielklassen in England, Spanien, Deutschland und Italien bereichern, beleuchtet. Den Anfang macht das Mutterland des Fußballs, wo akutell alle drei Aufsteiger über dem Strich stehen.
Queens Park Rangers FC
Eine unterdurchschnittliche Saison reichte den Queens Parks Rangers um nach 16 Jahren und zwischenzeitlicher Drittklassigkeit wieder in die Premier League zurückzukehren. Mit 88 Punkten konnten die Londoner nach dem Monsterprogramm von 46 Spielen sogar den Meistertitel in der Football League Championship feiern. Im Oberhaus durchleben die Hoops bisher ein Wellenbad der Gefühle, der Graph der Tabellenposition gleicht einer Achterbahn. Bis zum 12. Spieltag kletterten die Blau-Weißen mit regelmäßigen Rückschritten bis auf Platz neun, von wo es rapide bergab ging. Mit neun sieglosen Spielen in Folge steuerte der Vizemeister von 1976 mit großen Schritten der Abstiegszone entgegen. Daher griff man an der Loftus Road zu branchenüblichen Mitteln und entließ Aufstiegstrainer Neil Warnock kurz nach Saisonhalbzeit. Als Nachfolger wurde Mark Hughes vorgestellt. Viel erfolgreicher ist der Waliser bis jetzt jedoch nicht. Von sechs Ligaspielen in Hughes‘ Amtszeit gewann QPR lediglich eines, verlor hingegen aber gleich vier – kurioser Weise immer mit einem Tor. Ein Phänomen, das man die ganze Saison über schon beobachten konnte, trennte die Hoops bei zehn ihrer 15 Niederlagen nur ein Tor von einem Punkt.
Um den drohenden Wiederabstieg zu vermeiden krempelte man nicht nur am Trainerposten ordentlich um, sondern investierte in der Wintertransferzeit auch in neue Fußballerbeine. Vor allem am sogenannten Transfer Deadline Day, dem letzten Tag vor dem Schließen des Transferfensters, war man sehr aktiv. Mit Taye Taiwo (leihweise vom AC Milan) und Nedum Onuoha (Manchester City) verstärkte man die Defensive, die sich hie und da als extrem löchrig erwies. Im Sturm holte man für mehr als zehn Millionen Euro Bobby Zamora (Fulham) und Djibril Cisse (Lazio). Vor allem der Franzose sorgte in seinen beiden Auftritten schon für viel Aufsehen. In seinem ersten Spiel für QPR traf der 30-Jährige, beim zweiten sah er bereits in der 34. Minute die rote Karte.
Norwich City FC
Der bestplatzierte Aufsteiger ist Norwich City. Nach 26 Runden rangieren die Kanarienvögel auf Tabellenplatz acht, haben mit neun Siegen, ebenso vielen Niederlagen sowie acht Unentschieden eine ausgeglichene Bilanz und halten sich mit Ausnahme eines kleinen Ausreißers zu Saisonbeginn stets im Mittelfeld der Liga. Ohne große Namen im Kader hat sich Norwich dort festgesetzt. Coach Paul Lambert vertraut auch in der Premier League vorrangig den Spielern, die den Klub im Sommer zum zweiten Aufstieg in Folge geschossen haben. Die Siege des ostenglischen Klubs fielen zwar größtenteils recht knapp – sechs Mal schoss man ein Tor mehr als der Gegner – trotzdem sind die Gelb-Grünen nicht unverdient derart gut platziert. So musste man zum Beispiel am vergangenen Wochenende gegen Manchester United erst in der Nachspielzeit das 1:2 hinnehmen und feierte mit Unentschieden an der Anfield Road und gegen Chelsea Achtungserfolge.
Ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs sind die beiden Stürmer Grant Holt und Steve Morison, die zusammen 18 Tore erzielten. Weiters können die Canaries eine beachtliche Stärke bei Standardsituation aufweisen, denn insgesamt 14 Mal netzten sie nach einem ruhenden Ball ein – der zweithöchste Wert der Liga. Vor allem aber zeichnet sich das Team durch mannschaftliche Geschlossenheit aus. „No superstars, no egos“, wie es die Blogger von holtamania.com beschreiben. „A group of journeymen and lower leaguers never given a chance, written off by experts but with belief in each other.“
Swansea City AFC
Sechs Teams aus Wales sind Teil des English football league system, Swansea ist das erste, das in der Premier League antreten darf. Als Drittplatzierter der Football League Championship gingen die Schwäne ins Aufstiegsplayoff, das zwei Runden umfasst. Zunächst wurde Nottingham Forest mit einem Gesamtscore von 3:1 ausgeschaltet, um im Finale gegen Reading erfolgreich zu bleiben. Scott Sinclair erzielte beim 4:2-Sieg im Wembley-Stadion drei Tore. Ähnlich wie QPR gestaltet sich das Schema, in dem die Waliser durch die Tabelle wandern. Bis zum fünften Spieltag musste man auf das erste Premier League-Tor der Vereinsgeschichte warten – Schütze war erneut Scott Sinclair. Was beim Betrachten der bisherigen Ergebnisse neben vielen Nullen noch auffällt ist, dass die Swans eine beachtliche Heimstärke aufweisen. Nur zwei Mal – gegen Manchester United und Norwich – musste man das heimische Liberty Stadium als Verlier verlassen. Unter anderem wurde in einem hochklassigen und temporeichen Spiel auch Arsenal besiegt – erstmals seit 1981. Die Kehrseite der Medaille: The Jacks sind das zweitschlechteste Auswärtsteam. Acht von 13 Spielen verlor man auf fremden Grün, blieb sieben Mal ohne eigenes Tor. Damit ist man im Gegensatz zu Norwich noch nicht frei von allen Abstiegssorgen. Auf Platz 14 liegend hat Swansea derzeit neun Punkte Vorsprung auf die Blackburn Rovers, die auf dem ersten Abstiegsplatz rangieren.
axl, abseits.at
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