Eine europäische Gruppenphase hat der SK Rapid bereits fix in der Tasche. Nun kommt es noch darauf an, ob es in die UEFA Europa... Gegneranalyse: Das ist Rapid-Gegner Zorya Luhansk!

Eine europäische Gruppenphase hat der SK Rapid bereits fix in der Tasche. Nun kommt es noch darauf an, ob es in die UEFA Europa League oder in die UEFA Europa Conference League geht. Der letzte Prüfstein vor der Gruppenphase – und damit auch der endgültigen Planungssicherheit – ist der ukrainische Klub Zorya Luhansk. Wir haben uns das Team des Ex-Werder-Legionärs Viktor Skrypnyk im Detail angesehen.

Seit zwei Jahren hat der 51-jährige Skrypnyk das Trainerzepter bei Zorya Luhansk in der Hand. Zuvor holte der Ukrainer das lettische Double mit dem FC Riga und war zwei Jahre lang Kampfmannschaftscoach von Werder Bremen, nachdem er davor neun Jahre lang sämtliche Nachwuchsmannschaften von der U15 bis zu den Amateuren betreute. Als Spieler war Skrypnyk ein eher biederer, aber stets verlässlicher Verteidiger.

Klare Ausrichtungen, fluide Offensivspieler

Als Trainer gilt er als Pragmatiker, experimentiert nicht viel, verlangt keine Wunderdinge, hat das 4-3-3, mal defensiver, mal offensiver als klare Grundordnung. 4-4-2-Varianten sind selten und das letzte Mal mit Dreierkette ließ er Werder Bremen im März 2016 spielen, als es auswärts gegen die Bayern ging. Seitdem liefen Skrypnyks Teams praktisch immer in derselben Grundordnung und ohne große strategische Abweichungen auf. Einzig das Naturell der Spieler selbst macht vor allem die Offensive von Zorya durchaus fluid.

Zorya will „Best of the Rest“ sein

Zorya Lugansk ist allgemein ein Klub, der nicht gezielt nach Höchstem strebt und sich versucht in dieselben Sphären wie Dynamo Kiev oder gar Shakhtar Donetsk zu „kaufen“, sondern versuchte in den letzten Jahren nach und nach der „Stärkste des Rests“ zu werden. Angreifen konnte man die Spitze so zwar noch nie, aber in den letzten Saisonen schaffte man eine stetige Weiterentwicklung. 2006 stieg das Team in die höchste Spielklasse auf, sieben Jahre lang spielte man eher gegen den Abstieg oder im Tabellenmittelfeld mit. Ab 2013 kam dann der Leistungsanstieg, zwei dritte Plätze, drei vierte Plätze, ein fünfter. In der vergangenen Saison war Zorya Dritter und Cup-Finalist, lag am Ende nach 26 Runden nur vier Punkte hinter Shakhtar. Ein respektables Saisonergebnis.

Einige Abgänge punktuell nachbesetzt

In der laufenden Transferperiode bzw. vor Saisonbeginn verlor Zorya durchaus wichtige Spieler, allerdings nicht in derselben Dichte, wie Rapids letzter Gegner Anorthosis Famagusta. Mit Joel Abu Hanna wechselte ein starker Innenverteidiger zu Legia Warschau, mit Dmytro Ivanisenya wechselte der wichtige Sechser nach Russland zu Krylia Sovetov Samara. Der bosnische Keeper Nikola Vasilj, letzte Saison weitgehend Stammkeeper, wechselte zu St. Pauli. Aufgefüllt wurde der Kader unter anderem mit zwei Leihspielern von Dynamo Kiev, einem neuen Brasilianer und zwei Neuverpflichtungen von kleineren ukrainischen Klubs, wovon einer der neue Abwehrchef werden soll.

Gegen Rapid wohl im 4-1-4-1

In der bisherigen Ligasaison ließ Skrypnyk sein Team zweimal im 4-4-2 auflaufen, dazu zweimal in Einstürmersystemen. Gerade gegen etatmäßig schwächere Teams versucht er es mit einem 4-4-2 mit einer stark antizipativen Spitze, vergleichbar mit Fountas bei Rapid. Beispielsweise beim Auswärtsspiel bei Ingulets ging das gut und Zorya gewann mit 5:1. Zuletzt gab es aber zu Hause gegen Minaj, das letzte Saison ohne Corona klar abgestiegen wäre, im selben System ein 1:1. Gegen Rapid ist eher zu erwarten, dass Skrypnyk auf ein 4-1-4-1 setzen wird – so wie etwa beim 1:2 gegen Dynamo Kiev. Die offensive „Viererreihe“ ist dabei aber sehr flexibel und positionsuntreu.

Kapitän im Tor

Im Tor spielt der Kapitän des Teams, Mykyta Shevchenko (28). Er wurde letzte Saison weitgehend vom Bosnier Vasilj aus dem Team gespielt, nachdem er mehrmals danebengriff, kam aber heuer gut in die neue Saison und war bisher – nach vier gespielten Runden – einer der besten Tormänner der Liga. Er spielte früher für Shakhtar Donetsk, hatte dort aber nie eine Chance Nummer Eins zu werden. Phasenweise hat er das Problem, dass er ein wenig auf der Linie klebt und nicht entschlossen genug beim Herauskommen ist. Insgesamt ist er aber ein solider Keeper, der sich allerdings in Bezug auf Expected Conceded Goals eher immer im zu erwartenden Bereich bewegt. Sein Ersatzmann Dmytro Matsapura (21) hat derzeit keine Chance auf Einsätze, auch weil Shevchenko gut in die Saison kam.

Neuzugang als neuer Abwehrchef

Die beiden Plätze in der Innenverteidigung sind klar und deutlich vergeben. Abwehrchef ist die Neuverpflichtung Maksym Imerekov (30). Er kam vor der Saison von Desna Chernigiv, ist 186cm groß und spielt den linken Part. Damit ersetzt er den nach Warschau abgewanderten Deutsch-Israeli Abu Hanna, der letzte Saison einer der besten Innenverteidiger der Liga war. Die gleichen Qualitäten im Spielaufbau hat Imerekov eindeutig nicht. Der 30-Jährige spielt eher abwartend, nützt häufig seinen abkippenden Sechser, spielt nur selten weite Bälle oder lässt sich sicherheitshalber nach außen lenken. Dafür ist er im Stellungsspiel gut und gewinnt auch recht viele Zweikämpfe. Unverwundbar ist der neue Innenverteidiger aber nicht, noch dazu ist er als Rechtsfuß glasklar für die linke Seite eingeplant, was das Anlaufverhalten Rapids beeinflussen sollte.

Hüne als Nebenmann

Neben ihm spielt der 195cm große Vitaliy Vernydub (33). Der ist im Pass- und Aufbauspiel etwas ungenauer, insgesamt aber der gefestigtere und stabilere Innenverteidiger. Er sucht immer wieder aufbauende Dribblings im rechten Halbraum, versucht mit langen Schritten Meter zurückzulegen. Zudem ist er statistisch betrachtet sowohl der bessere Zweikämpfer, als auch der bessere Kopfballspieler als Imerekov. Besonders torgefährlich ist Vernydub aber trotz seiner Größe und Kopfballstärke nicht – somit ist er nicht etwa mit Anorthosis’ Finnen Arajuuri zu vergleichen. Stattdessen verursacht er mit seiner robusten Zweikampffehler eher ein wenig zu viele Fouls – auch bei Offensivstandards. Zudem war in den ersten Partien der neuen Saison auffällig, dass die Abstimmung zwischen Vernydub und Imerekov noch nicht gut passt. Auch das „Nach außen rücken“ ist noch ein Problem.

Die beiden Ersatzleute für diese Positionen sind der Nordmazedonier Agron Rufati (22) und der Ukrainer Igor Snurnitsyn (21), der nur 178cm groß und der einzige Linksfuß unter den Innenverteidigern ist. Die beiden werden aber nur zum Thema werden, wenn Skrypnyk ein Ergebnis absichern will. Rufati liegt dabei in der Kaderhierarchie vor Snurnitsyn.

Sicherheitsvariante links hinten

Während der Rechtsverteidiger klar gesetzt ist – mehr dazu später -, gibt es auf der linken Verteidigerposition mehrere Optionen. Am wahrscheinlichsten ist wohl der Einsatz von Dmytro Komchenovskyi (31), der das beste Spielverständnis und die meiste Routine mitbringt. Er ist einer der Tausendsassa im Team und spielte beidseitig als Außenverteidiger und Flügelspieler. Die neue Saison startete er als Rechtsverteidiger, überzeugte dann aber beim 5:1 gegen Ingulets als Linksverteidiger und spielt seitdem dort. Er hat insgesamt eine eher tiefe Durchschnittsposition und gilt primär als absichernder Außenverteidiger.

Sein Ersatzmann wäre der Brasilianer Juninho (25), der eher einen offensiveren Part übernimmt und auch gerne dribbelt, dabei aber zu viele Bälle verliert. Ihn wählt Skrypnyk gegen technisch unterlegene Gegner, weshalb man eher auf Komchenovskyi zurückgreifen wird. Vladyslav Yemets (23) hat es nicht in den Europacup-Kader von Zorya geschafft.

Offensiverer Mentalitätsspieler als Rechtsverteidiger

In der rechten Abwehr ist indes ganz klar, dass Denys Favorov (30) startet. Der wiederum ist ein sehr offensiver Außenverteidiger mit Drang zur Grundlinie und einer allgemein höheren Durchschnittsposition als Komchenovskyi. Auch wenn er in der 3.Runde gegen Dynamo Kiev verschoss, gilt er als guter Elferschütze und ist einer der spielerischen Leader im Team. Er versteht es durchaus, seine Gegner nach hinten zu drängen, zieht viele Zweikämpfe, kommt auch gut hinter den Ball. Von allen Außenverteidigern erobert er zudem die meisten Bälle und ist damit auch in zweiter Pressinginstanz ein wichtiger Spieler für Zorya. Gleichzeitig kann man sicher auch seine im Vergleich zu Komchenovskyi höhere Durchschnittsposition ausnützen.

Nazaryna als Verbindungsspieler

Im defensiven Mittelfeld ist Yegor Nazaryna (24) der Ankerspieler der Ukrainer. Mit einem Kapazunder wie Ladislav Krejci bei Sparta Prag ist der 183cm große Sechser nicht zu vergleichen, aber dennoch übernimmt er sehr wichtige Aufgaben im Verbindungsspiel von Zorya. Durch den phasenweise mangelnden Spielaufbau der Innenverteidiger ist Nazaryna als abkippender Sechser enorm wichtig. Mit seiner Passsicherheit ist er ein wichtiges Bindeglied und für seine Position verliert er auch sehr wenige Bälle bzw. spielt weitgehend gute, sichere Pässe mit punktuellen Raumgewinnen. Nazarynas Nachteil ist, dass seine Werte abstürzen, sobald er zu intensiv beschäftigt oder gepresst wird. In Abkippsituationen fällt einem unweigerlich ein Derby unter Damir Canadi ein, bei dem Giorgi Kvilitaia den stets abkippenden Raphael Holzhauser aus dem Spiel nahm, indem er ihn sogar im Mittelfeld zustellte und die schnelleren Flügel in erster Instanz pressen ließ. Dies könnte auch gegen Nazaryna ein Mittel sein. Nicht nur, um ihn unter Druck zu setzen, sondern auch um seine Vorderleute in tiefere Feldpositionen zu zwingen.

Hart arbeitender Kroate als Option für eine Doppelsechs

Dynamo-Kiev-Leihspieler Akhmed Alibekov (23) schaffte es ebenso wie Maksym Kazakov (25) nicht in den Kader für Europa, weshalb speziell der Kroate Lovro Cvek (26) eine weitere Alternative für die Sechs darstellt. Dieser ist allerdings bei weitem nicht so passsicher und mit der Übersicht von Nazaryna ausgestattet, weshalb er maximal als zusätzlicher Sechser denkbar ist. Es ist eher zu erwarten, dass Skrypnyk ihn situativ braucht, aber auch eine Doppelsechs ist nicht völlig auszuschließen.

Kochergin als Herz der Mannschaft

Für die (drei bis) vier weiteren Mittelfeldpositionen im 4-1-4-1/4-2-3-1 (je nach Rolle von Lovro Cvek) gibt es einige interessante Spieler, die allesamt sehr polyvalent sind, sich am Feld viel bewegen, häufig die Positionen tauschen und grundsätzlich alle eher offensiv ausgerichtet sind.

Wir beginnen mit dem absoluten Schlüsselspieler des Teams, Vladyslav Kochergin (25). Kochergin ist Rechtsfuß, gilt aber prinzipiell als linker Mittelfeldspieler. Allerdings verschwimmt die Positionsdefinition bei ihm wie bei wenigen anderen Kickern, denn der Aktionsradius von Kochergin ist während einer Partie enorm hoch. Wie auch bei anderen Spielern von Zorya wird es speziell bei ihm stark auf die Kommunikation innerhalb der Kühbauer-Elf ankommen, denn einen „klassischen“ Gegenspieler wird sich Kochergin nicht aufzwingen lassen. Er kommt grundsätzlich über links, rochiert dann aber häufig auf die Zehn, den Achterraum und auch weit nach rechts. Diese zahlreichen Positionswechsel machen ihn ausgesprochen gefährlich und zudem versucht er mit seiner engen Ballführung und seinem Trickreichtum immer wieder in den Strafraum einzudringen. Weiters schließt Kochergin schnell und präzise mit rechts ab – man sollte den 25-Jährigen also nicht zu häufig schießen lassen. Kein Vorteil ohne Nachteil: Kein anderer Spieler lässt so viele, raumöffnende bzw. raumgewinnende Pässe des Gegners zu wie Kochergin. Das ist auch der Grund warum wir hinter ihm den absichernden Komchenovskyi erwarten. Nur wenn man Kochergin gut „übergibt“, kann man ihn aus dem Spiel nehmen. Ansonsten werden die vielen Positionswechsel und Abweichungen für Probleme sorgen.

Kiev-Leihspieler soll intensive Bewegungen austarieren

Es gibt aber auch Spieler im Team, die Kochergins Positionsuntreue gut abfedern, so etwa Sergiy Buletsa (22). Ihn erwarten wir etatmäßig in der Zentrale vor Nazaryna, aber durch die Fluidität seiner Nebenleute wird er immer wieder nach außen pendeln bzw. das sogar müssen. Ähnlich wie Kochergin ist auch Buletsa kein Zweikampfungeheuer, dafür aber stets in Bewegung und ein leichtfüßiger Dribbler. Aber auch er hat Mängel im Pressing, erobert nicht allzu viele Bälle, stellt eher passiv zu. Er ist demnach ein laufstarker Akteur, aber anders als Kochergin kein Schlüsselakteur, sondern eher ein Balancegeber. Er ist einer der beiden Dynamo-Kiev-Leihspieler, der einzige, der es in den Europacup-Kader schaffte und noch nicht ideal ins Offensivspiel eingebunden.

Ein weiterer Stürmer für die Zehn

Der dritte sehr flexible Spieler für das offensivere Mittelfeld ist ein etatmäßiger Stürmer: Artem Gromov (31) spielt vor allem als Hängende Spitze, aber auch immer wieder als Linksaußen und Rechtsaußen, sowie in einer antizipativen Rolle an vorderster Front. Auch er hat die wichtigsten Aufgaben im Laufspiel, gilt Eins-zu-Eins als kein guter Zweikämpfer, dafür aber als passabler Dribbler und Flankengeber. Besonders torgefährlich ist Gromov nicht, aber er versteht es ebenso wie Buletsa gut, die gegnerischen Reihen zu beschäftigen und die vielen Pendel- und Ausweichbewegungen seiner Mitspieler auszugleichen. Ihn erwarten wir am ehesten auf rechts, aber auch diese Definition wird vermutlich verschwimmen.

Dribbelintensive Fenerbahce-Leihgabe

Der vierte im Bunde würde – sofern Skrypnyk sich nicht für die Doppelsechs entscheidet – die offensivste Mittelfeldoption darstellen. Der Iraner Allahyar Sayyadmanesh (20) ist ein Leihspieler von Fenerbahce Istanbul, eigentlich ebenfalls Stürmer, spielt aber für Zorya meistens auf der Zehn und pendelt von dort sehr häufig an die Flügel um diese mit seinen Neben- und Hintermännern zu überladen. Der Youngster, der in der Ukraine nur bei seinem Vornamen genannt wird, hat meistens kurze, schnelle Ballaktionen, geht in viele Dribblings, versucht schnell abzuschließen, verliert daher aber auch einige Bälle. Defensiv hat er aber noch eindeutig Schwächen und so gilt es vor allem die Eins-gegen-Eins-Duelle mit ihm energisch anzunehmen und seine noch nicht ideale Zweikampfführung auszunützen.

Kabaev könnte als Stabilisator zurückkommen

Mit Vladyslav Kabaev (25) gäbe es noch einen wichtigen Stabilisator für die Zehn, der eine Option anstelle von Sayyadmanesh darstellt, sich aber erst vor knapp zwei Wochen von einer Verletzung auskurierte und daher noch nicht perfekt eingebunden ist. In den letzten beiden Partien wurde er einmal eingewechselt und einmal ausgewechselt, spielte insgesamt 97 Minuten lang. Er ist ein statischerer Akteur für die Acht und die Zehn, etwa vergleichbar mit Knasmüllner. Er gilt als guter Passgeber, passabler Dribbler, hat aber Mängel im Zweikampfverhalten und im Pressing. Der neu verpflichtete Brasilianer Cristian (21) ist eine weitere Alternative fürs Zentrum und die beiden Flügelpositionen. Grundsätzlich legte er bereits Talentproben ab, aber bisher agierte er noch etwas zu fehlerbehaftet. Er könnte allerdings mit seinen zahlreichen Dribblings – pro 90 Minuten mehr als Sayyadmanesh – für Stresssituationen sorgen, etwa wenn er eingewechselt wird. Er gilt als beidbeinig und trickreich, ist aber noch nicht voll bei Zorya angekommen. Der Linksaußen Maksym Lunyov (23) muss sich aktuell hinten anstellen.

Kraftvoller, iranischer Angreifer

Der Einserstürmer ist der zweite Iraner im Team: Shahab Zahedi (25) ist 187cm groß, ein klassischer Zielspieler und sehr beweglich im Strafraum. Da sich seine Hinterleute sehr intensiv bewegen, muss er nur selten Ausweichbewegungen in die Halbräume machen, beherrscht aber auch diese recht gut. Zudem ist er ähnlich wie Ercan Kara ein Spieler, der viele Zweikämpfe zieht und Ziel für lange Bälle aus der Defensive ist, um diese zu halten und weiterzuverarbeiten. Seine Fehlerquote ist angesichts seiner Spielweise natürlich hoch und auch im Abschluss gibt es bei ihm noch Verbesserungspotential. Mit seiner Umtriebigkeit erinnert er aber phasenweise an den jungen Terrence Boyd und ist definitiv ein Angreifer, der die Abwehrreihen auf Trab halten kann.

Routinierte Alternative fürs Sturmzentrum

Die erste Alternative ist der routinierte Oleksandr Gladkyi (33), der früher auch für Dynamo Kiev und Shakhtar Donetsk spielte. Er erzielte in der Vorsaison zehn Saisontore für Zorya, wird nun aber voraussichtlich hinter Zahedi zurückfallen. Gladkyi ist ein routinierter Brecherstürmer und guter Ableger alter Schule. Er bewegt sich aber deutlich weniger als Zahedi, sondern ist eher ein klassischer Prellbock.

Ghanaischer Superjoker

Aus dem Nachwuchs rückt Danyil Alefirenko (21) nach, der als großes Talent gilt und bereits sein erstes Saisontor feierte. Er ist aber nur ein unwahrscheinlicher Einwechsler für das Sturmzentrum. Wahrscheinlicher wäre eine Einwechslung des jungen Ghanaers Raymond Owusu (19), der vor einem halben Jahr in die Ukraine wechselte und als Superjoker gilt. In der laufenden Saison wurde er dreimal eingewechselt, spielte nur eine Viertelstunde, erzielte aber bereits zwei Tore. Er ist ein flinker, wendiger Stürmer, der sich aber natürlich noch nicht an die defensiven Aufgaben gewöhnte und nur situativ benötigt werden würde.

Abstimmungsprobleme bei Defensivstandards

Allgemein ist bei den Stürmern der Ukrainer auffällig, dass sie Schwächen bei defensiven Standards mitbringen und das Stellungsspiel phasenweise noch überhaupt nicht funktioniert. Mehrfach in der laufenden Saison passte gerade bei den offensivsten Spielern von Zorya die Zuteilung nicht und immer wieder entwischten die Gegner bei Eckbällen oder Freistoßflanken. Davon abgesehen verfügt Zorya über eine sehr bewegliche, wenn auch nicht besonders effiziente oder zielstrebige Offensive.

Mögliche Aufstellungen

Wie bereits beschrieben, werden vor allem die etatmäßigen, offensiven Positionen stark verschwimmen, weil vor allem Kochergin für zahlreiche Positionswechsel sorgt. Grundsätzlich konnte Zorya Luhansk im 4-1-4-1-System allerdings so aussehen.

In einem ebenfalls denkbaren System mit Doppelsechs würde der Kroate Lovro Cvek ins Team rutschen. Vermutlich anstelle von Sayyadmanesh, der dann wohl der erste Offensivjoker wäre. Auch eine Variante mit Gromov in der Mitte und dafür Buletsa als rechter Mittelfeldspieler wäre möglich und würde das System fast schon einem 4-4-2 nahekommen lassen.

Rapid ist Favorit

Auch wenn es bei Rapid in den letzten Spiel nicht rund lief und bereits reichlich Kritik an den Leistungen aufkam, geht man als Favorit ins Spiel gegen Zorya Luhansk. Die Mannschaft von Viktor Skrypnyk ist zwar sehr beweglich, legt gegen den Ball einen großen Fokus auf die Zentrale und macht phasenweise geschickt zu, hat allerdings durchaus Probleme im Pressing, bei Schnittzweikämpfen in der Zentrale und im Abschluss. Der mit Abstand gefährlichste Spieler ist Kochergin, dessen weite Kreise man bestmöglich einschränken muss. Aber auch den Aufbau durch Nazaryna und den robusten Angreifer Zahedi gilt es zu stören. Rapid hat allerdings insgesamt mehr Qualität und wir beziffern die Chancen aktuell mit 65:35 zugunsten der Grün-Weißen. Der Gegner ist sicher stärker als Anorthosis Famagusta, hat aber noch einige Abstimmungsprobleme und auch das Auswärtsspiel sollte insgesamt angenehmer sein, als gegen die Zyprer. Die Europa-League-Gruppenphase ist für Rapid also absolut erreichbar.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen