Da man zeitig in der Früh den Flug nach Barcelona hatte und man vom dortigen Flughafen einen Direktbus nach Girona nehmen konnte, komme ich... Katalonien – La Liga, Youth League und Champions League in 24 Stunden

Da man zeitig in der Früh den Flug nach Barcelona hatte und man vom dortigen Flughafen einen Direktbus nach Girona nehmen konnte, komme ich bereits um die Mittagszeit in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Kataloniens an. Diese erstreckt sich von Andorra entlang der französischen Grenze bis zur am Mittelmeer liegenden Costa Brava. Girona selbst hat 100.000 Einwohner und liegt am Fluss Oyar, der sich malerisch durch die sehenswerte Altstadt (Barri Vell), in der man zahlreiche mittelalterliche Gebäude vorfindet, schlängelt.

Girona FC – Athlétic Bilbao 1:1 (0:0)

Nach dem Stadtrundgang wird noch im Quartier eingecheckt und im Smalltalk mit dem Rezeptionisten gleich über den Girona FC gefachsimpelt. Er freut sich, dass man in der La Liga Real Madrid Paroli bieten kann und, selbst, wenn man an Ende die Meisterschaft wohl nicht holen wird, ist es für ihn eine Genugtuung, wenn man vor den „Großkopferten“ vom FC Barcelona liegt und somit die Nummer Eins in Katalonien ist. Warum man überhaupt an der Spitze in Spaniens höchster Spielklasse ist, dafür muss man nach England blicken. Denn nach dem Aufstieg Gironas ins spanische Oberhaus im Jahr 2017 stieg die City Football Group hier ein, wodurch Manchester City hier Spieler parken kann, die eventuell einmal in der Premier League für die Sky Blues auflaufen könnten.

Der Girona FC erwartet im heutigen Montagsspiel der spanischen La Liga Athlétic Bilbao. Die Basken sind als Tabellenfünfter schon ein harter Brocken, aber will man die Tabellenführung auch in der 14.Runde verteidigen, muss man eben auch den baskischen Vorzeigeklub bezwingen, zumal Real Madrid am Wochenende bereits vorgelegt hat. Vor dem Estadi Municipal de Montilivi ist die Stimmung schon ziemlich gut, denn es wird gegrillt und das Bier fließt in Strömen. Gäste-Fans sind auch vor Ort und das gar nicht einmal so wenige, bedenkt man, dass an einem Montag um 21.00 Uhr gespielt wird und Spanien nicht wirklich dafür bekannt ist, dass es eine Auswärtsfahrerkultur, wie in England, Deutschland oder Italien gibt.

Das Stadion, das durch die Erweiterung mit Stahlrohrtribünen eine Kapazität von 13.450 Zuschauern aufweist, füllt sich ganz gut und zu Spielbeginn sind 13.123 Besucher hier, sodass das Spiel fast ausverkauft ist. Erwähnenswert ist auch noch das Maskottchen des Heimvereins, denn dies ist die Gelse, „Mosquito“. Diese macht in puncto Skurrilität „Super Pepino“, der Gurke aus Leganes, echt eine Konkurrenz.

Das Spiel beginnt sehr ausgeglichen und es gibt in den ersten 45 Minuten wenig Ereignisreiches. Torchancen sind Mangelware und es geht daher ach torlos in die Pause. Ab dem Beginn der zweiten Spielhälfte ist aber der Girona FC besser und setzt Bilbao stark unter Druck. In der 55.Minute erfolgt ein Angriff Gironas über die linke Seite. Der Ball wird flach und scharf in den Strafraum gespielt, wo ihn Freund und Feind verpassen. Jedoch antizipiert der Ukrainer Tsygankov diese Situation am schnellsten. Er schleicht sich von rechts unbemerkt in den Strafraum, wo er völlig freistehend an den Ball kommt und mühelos in die kurze Ecke einschieben kann.

Doch dieser Führungstreffer der Gastgeber scheint Athlétic Bilbao zu motivieren, denn von nun an haben sie das Heft in der Hand. Zwölf Minuten nach Gegentor fasst sich Iñaki Williams ein Herz und setzt auf der rechten Seite zu einem Sololauf auf. Der Baske lässt die Verteidigung Gironas alt aussehen und zieht an der Strafraumgrenze platziert ab. Der Torwart Gironas streckt sich vergeblich, denn der Ball passt genau in die Ecke.

In den letzten 20 Minuten habe beide Mannschaften noch die Chance auf den Siegestreffer, aber eine sehr gute und ausgeglichene Partie endet schließlich mit einem leistungsgerechten Unentschieden. Während Bilbao auf Rang fünf bleibt, rutscht Girona hinter Real Madrid zurück. Aber das ist kein Beinbruch, ist man doch punktegleich mit dem weißen Ballett und hat noch vier Punkte Vorsprung auf den drittplatzierten FC Barcelona.

Apropos Barcelona. Das sollte ja mein morgiges Ziel werden. Doch jetzt geht es einmal die rund 20 Minuten vom Estadi Montilivi zurück zum Quartier. Flotten Schrittes, denn so kurz vor Mitternacht ist es auch im sonst so sonnigen Spanien ziemlich frisch.

FC Barcelona U19 – FC Porto U19 0:4 (0:1)

Zeitig am Morgen ging es per Zug von Girona nach Barcelona. Leider in einem Regionalzug, der einiges an Verspätung anhäufte. Allerdings zuckelte dieser entlang der Küste der Costa Brava, wodurch man mit dem Ausblick auf Strand und Meer entschädigt wurde. In Barcelona ging es nach einer Runde vom Hafen über die Altstadt per S-Bahn in die Vorstadt Sant Joan Despi aufbrachen.

Dort befindet sich das Trainingszentrum des FC Barcelona namens Ciutat Esportiva Joan Gamper. Dieses wurde vor einigen Jahren um das Estadi Johan Cruyff erweitert. Der Bau des Stadions begann am 14.09.2017, zu Ehren der beiden Rückennummern (14 und 9), die Johan Cruyff im Laufe seiner Karriere trug. Das zwölf Millionen Euro teure Stadion bietet 6.000 Besuchern Platz und erfüllt die UEFA-Stadionkategorie 3. Es löste das Mini Estadi als Heimspielstätte der zweiten Mannschaft und der Frauenmannschaft des FC Barcelona ab. Das Mini Estadi wurde im Zuge Umbaumaßnahmen am Camp Nou abgerissen und wich für den Bau der neuen Mehrzweckhalle des FC Barcelona.

Im 2019 eröffneten Estadi Johan Cruyff trägt zudem auch die U19 ihre Spiele aus und die U19 sollte auch der Grund sein, warum wir uns heute um 16.00 Uhr hier einfinden. Es steht nämlich im der Gruppe H der Youth League das Spiel des FC Barcelona gegen den FC Porto auf dem Programm. Diese beiden Vereine machen sich den Gruppensieger auch untereinander aus. Barcelona ist noch ohne Punkteverlust und hat das Hinspiel in Portugal gewonnen. Das waren übrigens die einzigen Punkte, die der FC Porto bis dato in der heurigen Youth League abgegeben hat.

Beide Mannschaften werden vor 620 Zuschauern von Schiedsrichter Jitari aus Moldawien aufs Feld geführt. In einer ausgeglichenen Partie gehen die Portugiesen durch Mora in der 23.Minute in Führung. Beim Stande von 0:1 sollten die Seiten gewechselt werden.

Sousa sorgt in der 59.Minute mit dem 2:0 für Porto wohl für die Vorentscheidung in diesem Spiel. Auch wenn der FC Barcelona gut mithält, treffen heute nur die Portugiesen. Meireles in der 73.Minute und Candé in der 79.Minute erhöhen den Spielstand auf 4:0 für Porto. Mit diesem Ergebnis sollte das Spiel nach 90 Minuten auch enden.

Porto hat nun die Tabellenführung in der Gruppe H übernommen und wird diese wohl auch gewinnen. Bei Barcelona weiß man auch, woran es liegt, dass man dieses Spiel verloren hat, zumal der FC Porto heute in Bestbesetzung antreten hat können, weil er auf die bei der U17-WM in Indonesien eingesetzten Spieler wieder zurückgreifen konnte.

FC Barcelona – FC Porto 2:1 (1:1)

Vom Bahnhof Sants ging es über den Plaça d’Espanya auf zum 173 Meter hohen Montjuïc. Er ist einer der beiden Hausberge Barcelonas. Man erreicht den „Gipfel“ mit einem Spaziergang durch das Gelände der Weltausstellung des Jahres 1929. Den Höhenunterschied kann man von dieser Seite zumeist mit Rolltreppen bewältigen, wodurch wir auch ohne größere Mühen die Parks des Montjuïc erreichen. In diesen eingebettet befindet sich das Olympiagelände der Olympischen Spielen von 1992.

Olympische Spiele benötigen auch ein Olympiastadion und dieses ist in Barcelona das Estadi Olímpic Lluís Companys, benannt nach einem katalanischen Revolutionsführer, der im spanischen Bürgerkrieg seitens des franquistischen Regimes hier hingerichtet wurde. Bei meinen bisherigen Besuchen in Barcelona, wo einmal das Camp Nou und einmal Espanyols neue Arena am Stadtrand das Hauptspiel gewesen sind, wurde das Olympiastadion jeweils besichtigt. Immer mit einem wehmütigen Blick, denn, ob man hier jemals ein Spiel sehen wird, ist seit dem Umzug Espanyols in die eigene Arena in weite Ferne gerückt.

Doch das Schicksal meinte es gut, denn der FC Barcelona renoviert nämlich aufwendig, von Sommer 2023 an, für drei Jahre das Camp Nou. Da das Heimstadion die ersten eineinhalb Jahre nicht nutzbar sein wird, muss man daher bis November 2024 in das Olympiastadion ausweichen. Das Olympiastadion wurde bereits 1929 im Zuge der Weltausstellung eröffnet und für die Olympischen Spiele 1992 renoviert. Eigentlich hätten in Barcelona bereits 1936 Olympische Spiele stattfinden sollen, aber Berlin gewann dieses Rennen um die Vergabe der Spiele in einer Stichwahl.

Das 55.000 Personen Platz bietende Stadion ist aktuell für 49.472 zugelassen. 43.533 kommen heute, um dem Schlager der Gruppe H der diesjährigen Champions League zwischen dem FC Barcelona und dem FC Porto beizuwohnen. Aus Portugal sind über 2.500 Fans angereist. Aber auch seitens Barcelonas ist die Stimmung besser als erwartet. Bereits vor dem Stadion wird Pyotechnik gezündet und auch im Stadion hört man „Barca“ doch lauter und öfter als gedacht.

Auf dem Rasen hat Porto anfangs mehr Spielanteile. Die Gäste lassen sich auch nicht davon beirren, dass der ehemalige Real-Star Pepé bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen wird und gehen in der 30.Minute auch verdient in Führung. Barcas Schlussmann Iñaki Peña kann einen scharfen Schuss nur abklatschen lassen und Pepé Aquino staubt trocken ab. Doch es dauert keine zwei Minuten, bis das Ergebnis wieder ausgeglichen ist. Joao Cancelo zieht von der linken Seite in den Strafraum Portos und schlenzt den Ball perfekt ins lange Eck.

Nach dem Seitenwechsel drückt Barca, wobei der FC Porto Glück hat, dass die Katalanen nach Wiederbeginn nur die Latte treffen. In der 57.Minute geht Barcelona aber erstmals in Führung. Eine wunderschöne Kombination von Joao Cancelo und Joao Felix schließt Letzterer aus kurzer Distanz ab. Portos Hintermannschaft wird zu Statisten degradiert und ein Hauch vom Tiki-Taka vergangener Tage, als hier noch Messi, Iniesta oder Neymar wirbelten lag in der Luft.

Der FC Barcelona brachte diesen Vorsprung dann auch clever und ungefährdet über die Runden. Der FC Porto spielte aber insbesondere in der ersten Spielhälfte ausgezeichnet und hatte in dieser Barcelona auch fest im Griff. Aber selbst wenn Barcelona derzeit vom Glanz der Messi-Ära doch etwas entfernt ist, hat man immer noch eine starke Mannschaft, die sich in der Vorsaison auch den Titel in paniens La Liga holte. Dass Qualität vorhanden ist, zeigte auch dieses Spiel, in dem Porto, nach Anlaufschwierigkeiten, dann doch souverän besiegt wurde.

Dann ging es wieder bergab in Richtung Plaça d’Espanya, in dessen Umgebung auch übernächtigt wurde. Durch den späten Spielbeginn um 21:00 Uhr sollte es eine kurze Nacht werden, zumal ich schon um 06:00 Uhr im Bus zum Flughafen gewesen bin. Aber mit dem Olympiastadion im Gepäck war auch die letzte Etappe dieser Reise leicht zu bewältigen.

Zum Abschluss ein paar Impressionen, die sich per Klick vergrößern lassen:

Stefan Karger