Nach einer wohlverdienten dreiwöchigen Urlaubspause, in welcher man Zeit hatte sich von der anstrengenden vergangenen Saison zu regenerieren, startet der violette Vizemeister aus der... Ausblick: Austria Wien startet in die Vorbereitung zur neuen Saison

_Thorsten Fink - FK Austria Wien 2Nach einer wohlverdienten dreiwöchigen Urlaubspause, in welcher man Zeit hatte sich von der anstrengenden vergangenen Saison zu regenerieren, startet der violette Vizemeister aus der Hauptstadt mit körperlichen Leistungstest in die neue Spielzeit. Dank des errungenen zweiten Platzes kann man dabei die volle Vorbereitung ohne Einschränkungen absolvieren und vermehrt an verschiedenen Aspekten arbeiten. Dabei bleiben natürlich auch zunächst einige offene Fragen. Wo gilt es den Schwerpunkt anzusetzen? In welchen Bereichen muss man den nächsten Schritt machen? Auf welchen Positionen besteht noch Handlungsbedarf für Verstärkungen? Welche Spieler könnten eine größere Rolle spielen? Auf all diese Fragen wollen wir etwas näher eingehen.

Fokus wohl auf die Defensive in der taktischen Arbeit

Eines der großen Probleme der Veilchen war natürlich die für ein Spitzenteam hohe Anzahl an Gegentoren, die man hinnehmen musste. Sinngemäß wird darauf wohl dann auch ein Hauptaugenmerk in der Vorbereitung gelegt. Dabei machte man nach der Systemumstellung auf ein 4-1-4-1 zwar Fortschritte in diesem Bereich, dennoch waren nach wie vor immer wieder Probleme ersichtlich. Man neigte in der Arbeit gegen den Ball manchmal zur Passivität, indem man sich etwas zu weit zurückzog und versuchte vordergründig Stabilität zu erlangen und äußerst raumorientiert zu verteidigen. Dadurch schafft es der Gegner auch immer wieder längere Ballbesitzphasen zu verbuchen und man bekam nicht immer einen klaren Zugriff auf den Ball bzw. ließ man sich auch zu leicht auseinanderziehen und verlor so an Kompaktheit. Auch die Abwehrlinie führte die modernen taktischen Regeln des Nachschiebens und Aufrückens nicht immer sauber aus. Es war immer wieder zu sehen, dass wenn der Gegner nach hinten oder zur Seite spielte, die Abwehr nicht energisch genug nachschob, um den Abstand zum Mittelfeld eng zu halten und der Gegner dann die offenen Zwischenlinienräume hinter dem Mittelfeld bespielen konnte. Aber auch die Absicherung beim Herausrücken eines Innenverteidigers wurde nicht immer passend ausbalanciert und dadurch die Schnittstellen teilweise geöffnet.

Das Gegenpressing nach Ballverlust war zwar durchaus in Ordnung und man machte speziell Fortschritte in der Auflösung des Pressings hin zu einer geordneten Formation. Jedoch hatte auch da die Abwehrkette immer wieder mit Problemen zu kämpfen. So wurde nicht immer sauber durchgesichert und Gegenspieler nicht übernommen, wodurch diese immer wieder zu gefährlichen Aktionen ansetzen konnten im Konter. Verbesserung zeigte man hingegen bei der Absicherung des Pressings, da speziell Serbest in seiner neuen Rolle über ein sehr gutes Gespür verfügt und viele Bälle abfängt oder zumindest die Gegenangriffe geschickt verzögert und seinen Kollegen das Zurücklaufen ermöglicht. Wenn man dahingehend noch an einigen Stellschrauben dreht, hätte man mit einem guten Pressing ein wichtiges Mittel, um tiefstehende Gegner noch besser einzuschnüren. Auch die Flügelspieler arbeiteten besser und aktiver nach hinten mit und halfen dadurch der Defensive im Spiel gegen den Ball.

Offensiv am Spiel im letzten Drittel feilen

Über die Anzahl der Tore, die die Wiener Austria schoss, konnten sich die Fans nicht beklagen. Dabei machte man auch in Sachen Spielaufbau einen großen Schritt nach vorne und es gelang nun immer bessere Strukturen im zweiten Spielfelddrittel aufrechtzuerhalten, was im ersten Jahr unter Fink jeweils noch eines der großen Kritikpunkte darstellte. Insgesamt wurde die Ballzirkulation also immer flüssiger und man verfügte über verschiedene Aufbauvarianten, wodurch man sich eine gewisse Flexibilität erarbeitete. Das Umschaltspiel wurde durch die hohe Geschwindigkeit in der Offensive auch zu einer großen Waffe, ebenso strahlte man auch nach Standardsituationen weiterhin viel Gefahr aus und blieb darin ligaweit die beste Mannschaft.

Raum für Optimierungen gibt es trotz der guten Offensive natürlich dennoch. Einerseits ließ die Strafraumbesetzung manchmal zu Wünschen übrig, wodurch nicht immer genügend Abnehmer für Flanken im Strafraum zu finden waren. Andererseits könnte man das Spiel über das Zentrum verbessern und sich noch öfter das Mittel der Raumüberladung zunutze machen, um einfach Überzahl in Ballnähe zu schaffen und sich noch erfolgsstabiler daraus nach vorne zu kombinieren. Das wäre dann die nächste Stufe des Positionsspiels und eine noch strategischere Spielweise, die jedoch natürlich auch nicht so leicht umzusetzen ist und viel Übung und Wissen voraussetzt.

Einige Baustellen noch im Kader zu Beginn der Transferfenster

Die Transferzeit im Sommer bedeutet natürlich auch viel Arbeit und Gespräche für die sportliche Führung eines Vereines. So gibt es auch bei der Wiener Austria einige offene Fragen und Raum für Verbesserungen. Zunächst kokettieren einige Spieler mit einem Sprung ins Ausland und eine bessere Liga. Bei Stammkräften wie Rotpuller stehen die Zeichen wohl auf Abschied, aber auch Torschützenkönig Kayode und Stryger Larsen liebäugeln mit einem vorzeitigen Wechsel. Dadurch könnten sich also einige zusätzliche Baustellen auftun und Lücken aufreißen, die man nachbesetzen müsste. Darüber hinaus ist man aufgrund des Österreicher-Topfes auch eingeschränkt und muss sich jede ausländische Verpflichtung genau überlegen. Auch deshalb befindet sich aktuell ein Spieler wie De Paula in der Wartschleife für eine Vertragsverlängerung, da man zunächst abwarten muss, ob gewisse Legionäre wirklich den Verein verlassen werden.

Auch abgesehen von möglichen Abgängen, gilt es den Kader auf einigen Positionen zu verstärken. Speziell im defensiven Mittelfeld besteht Handlungsbedarf, da es für Serbest keinen adäquaten Ersatz im Kader auf der Position vor der Abwehr gibt und einzig die offensivere Variante mit Holzhauser zur Verfügung stünde, der jedoch dann weiter vorne fehlen würde. Ebenso wird man wohl auch auf der offensiven Außenbahn tätig werden müssen, da der Brasilianer Venuto aufgrund eines Kreuzbandrisses mindestens bis zum Oktober fehlen wird. Offen ist auch noch die Zukunft von Leihspieler Friesenbichler, den Cheftrainer Fink unbedingt halten möchte und wo man noch an einer festen Verpflichtung arbeitet. Die restliche Transferzeit bei den Veilchen verspricht jedenfalls einiges an Aktivität und man wird wohl noch mehrere Zu- und Abgänge zu sehen bekommen.

Welche jungen Spieler könnten den nächsten Schritt machen?

Da die Austria über eine gute Nachwuchsarbeit verfügt und sie zu den jüngsten Teams der Liga gehört, gibt es natürlich auch einige interessante Namen, die den nächsten Entwicklungsschritt setzten könnten. Da wäre zunächst Mittelfeldspieler Prokop zu nennen, der in der vergangenen Saison bereits einige Male zum Einsatz kam und speziell im letzten Saisonspiel mit einer guten Leistung aufzeigte. Auch Kadiri Mohammed absolvierte bereits einige gute Partien und könnte durch den möglichen Abgang von Rotpuller zum Stammspieler aufsteigen. Im letzten Saisonspiel feierte auch ein weiterer interessanter Mann sein Bundesligadebüt, nämlich U21-Nationalspieler Gluhakovic. Dieser könnte durch die möglichen Abgänge von De Paula und Larsen zu noch mehr Spielzeit kommen und seine Chance erhalten.

Mit David Cancola nahm in den letzten Spielen ein weiterer interessanter Mann vermehrt auf der Bank der Veilchen Platz. Der defensive Mittelfeldspieler kämpfte sich nach einer langjährigen, schweren Verletzung zurück und ergatterte sich dank guter Leistungen bei den Amateuren einen Kaderplatz. Der Sechser besticht vor allem durch seine gute Technik und Spielintelligenz, weshalb er zweifellos das Potenzial für die Aussicht auf Einsätze in der kommenden Saison besitzt. Auch der hochveranlagte Innenverteidiger Borkovic könnte in seiner Entwicklung einen weiteren Schritt machen. Der frischgebackene 18-Jährige stand in der vergangenen Saison einige Male auf dem Rasen und deutete sein Potenzial bereits an. Körperlich muss der junge Defensivspieler noch etwas an Muskelmasse zulegen, dann könnte auch er in naher Zukunft bereits ein Thema für die Startelf sein.

So oder so wartet in der Vorbereitung auf die neue Saison einiges an Arbeit auf das Trainerteam der Austria. Die eigene Spielanlage weiterentwickeln, junge Spieler heranführen, Neuzugänge integrieren und die Abgänge kompensieren. Langeweile kommt in Wien-Favoriten also definitiv nicht auf.

Stefan Karger, abseits.at

Dalibor Babic

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