Zum vierten Mal in Folge ist in Österreich etwas zu beobachten, was in dieser Art und Weise wohl einzigartig ist. Seit einigen Jahren haben... Das Phänomen Aufsteiger: Wieso die Bundesliga-Neulinge stetig überraschen

tipico BundesligaZum vierten Mal in Folge ist in Österreich etwas zu beobachten, was in dieser Art und Weise wohl einzigartig ist. Seit einigen Jahren haben die etablierten Teams in der höchsten österreichischen Spielklasse horrende Probleme mit dem Aufsteiger aus der Ersten Liga. Anhand der Beispiele Admira Wacker Mödling, Wolfsberger AC, SV Grödig und SCR Altach soll dieses Phänomen näher beleuchtet werden.

Admira Wacker: In der Saison 2010/11 wurde der Verein, damals noch mit dem Namen Trenkwalder Admira Meister in der zweithöchsten österreichischen Spielklasse unter dem damaligen Trainer Dietmar Kühbauer mit einem Punkt Vorsprung vor dem SCR Altach. Mit Benjamin Sulimani und Patrik Jezek, die 19 bzw. 18 Tore in dieser Saison erzielt haben, hatte man die Toptorschützen der Liga in den eigenen Reihen und wusste demnach zu überzeugen. Der erste Spieltag in der höchsten österreichischen Spielklasse am 16.7.2011 verlief nicht nach Wunsch. Gegen Rapid Wien unterlag man mit 0:2, doch dann passierte etwas, womit nahezu niemand gerechnet hat.

13 Spiele in Folge hat die Admira nach dieser Niederlage nicht verloren, aber nicht nur das: Die Topteams Sturm Graz (4:2), Austria Wien (4:2), Red Bull Salzburg (2:1) und Rapid Wien (4:3) wurden alle in packenden Spielen besiegt. Die Tabelle am 14. Spieltag zeigte tatsächlich den Aufsteiger auf Rang eins mit 27 Punkten aus 14 Spielen. In den letzten sieben Spielen der Hinrunde gab es allerdings einen Einbruch und man konnte lediglich drei von 21 möglichen Punkten einfahren. Auch der Start ins Frühjahr verlief mit vielen Hochs und Tiefs, doch am Ende der Saison mobilisierte man nochmals alle Kräfte und verlor in den letzten sechs Spielen nur ein Mal. Mit 55 Punkten aus 36 Spielen stand die Mannschaft von Didi Kühbauer auf einmal am dritten Tabellenrang hinter Salzburg und Rapid und träumte von der Europa League.

Großen Anteil an diesem Erfolg hatte unter anderem Patrick Jezek mit elf Toren und ein gewisser Philipp Hosiner mit zehn Toren und vier Assists. Nachdem die Kühbauer Truppe aber gegen Sparta Prag mit einem Gesamtscore von 2:4 in der dritten Runde der Europa-League-Qualifikation ausschied und auch das Aus im ÖFB-Cup gegen Austria Klagenfurt folgte, lief es auf einmal auch in der Meisterschaft nicht mehr rund. Mit Rang neun in der Bundesligasaison 2012/13 und auch 2013/14 kämpft der Verein seither ums Überleben in Österreichs höchster Spielklasse. Auch in der laufenden Saison steht man aktuell auf Rang neun und man wird sich wohl bis zur letzten Runde mit Wiener Neustadt um den Klassenerhalt matchen. Außerdem mussten im Laufe dieser Jahre wichtige Spieler wie Philipp Hosiner, Marcel Sabitzer, Christopher Dibon, Stefan Schwab oder Daniel Drescher abgegeben werden, die nicht Eins zu Eins zu ersetzen waren.

Wolfsberger AC: Ähnlich verlief die Geschichte mit dem Wolfsberger AC in der Saison 2011/12. Die Kärntner wurden in dieser Saison mit 68 Punkten nach 36 Spielen souveräner Meister. Der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Altach betrug sechs Punkte. Die von Nenad Bjelica trainierte Mannschaft war ab der Saison 2012/13 in der höchsten österreichischen Spielklasse vertreten und wusste auch dort für Furore zu sorgen. Nach einer schwierigen Anfangsphase gewöhnte man sich an die Verhältnisse in der Bundesliga und wusste durchaus zu überzeugen. Vor allem in der Rückrunde boten die Wolfsberger sehr gute Vorstellungen und waren neun Spiele ungeschlagen. Wie bei der Admira, gewannen auch sie gegen die Wiener Austria, Rapid Wien und Sturm Graz. Gegen Red Bull Salzburg reichte es in dieser Phase der Meisterschaft „nur“ für ein Remis.

Am 28. Spieltag fanden sich die Bjelica-Schützlinge auf Rang fünf wieder. Mit nur einem Punkt Rückstand auf Rapid Wien und Sturm Graz, die die Plätze drei und vier belegten, war aber noch alles möglich. Am Ende der Saison stand ebenfalls Rang fünf zu Buche, was in dieser Saison als beachtenswert einzustufen ist. Maßgeblich beteiligt für diesen Erfolg waren Christian Falk (zehn Tore), Jacobo (neun Tore/vier Assists) und Michael Liendl (neun Tore/13 Assists). In der darauffolgenden Spielzeit, inzwischen unter dem ehemaligen Admira-Coach Dietmar Kühbauer, kam auch in Kärnten mit Rang sieben die Ernüchterung an. Auch beim Wolfsberger AC mussten in den weiteren Jahren solch wichtige Spieler wie Liendl (Fortuna Düsseldorf), Topčagić (Schachtjor Karaganda), David De Paula (Austria Wien) oder Christian Falk (Rot-Weiß Erfurt) abgegeben werden. Aktuell liegt der Wolfsberger AC wiederrum auf Rang fünf und hat die Europa-League-Plätze im Visier.

SV Grödig: Auch in Salzburg gibt es einen Aufsteigereffekt zu beobachten. In der Saison 2012/13 wurde man mit zehn Punkten Vorsprung auf den SCR Altach, der erst ein Jahr später aufsteigen sollte, Meister in der Ersten Liga. Die von Adi Hütter trainierte Mannschaft startete fulminant, verlor in den ersten neun Spielen lediglich zweimal und fand sich hinter Red Bull Salzburg auf Rang zwei wieder. Mit einem aggressiven und teils sehr attraktiven Spielstil spielten sich die Salzburger sensationell auf Rang drei der Endtabelle hinter Meister Salzburg und Rapid Wien.

Wie schon bei der Admira zwei Jahre zuvor, ging es in die Europa-League-Qualifikation. Mit Philipp Zulechner (15 Tore/zwei Assists), Tadej Trdina (zehn Tore/drei Assists), Dieter Elsneg (acht Tore/sechs Assists) und Tomi (acht Tore/neun Assists) gibt es auch hier einige Väter des Erfolgs. Allerdings scheiterten die Aufsteiger ebenfalls in der dritten Runde der Europa-League-Qualifikation gegen den moldawischen Club FC Zimbru aufgrund der Auswärtstorregel. Wie bei den bisher genannten Clubs musste auch der SV Grödig zahlreiche Leistungsträger ziehen lassen. Philipp Zulechner ging zum SC Freiburg, Tadej Trdina und Peter Tschernegg zum Wolfsberger AC, Mario Leitgeb zur Wiener Austria. Im Moment verweilt Grödig auf Rang acht der Tabelle mit sieben Punkten Vorsprung auf das Tabellenschlusslicht Wiener Neustadt. Allerdings verlassen mit Cican Stankovic (Red Bull Salzburg), Stefan Nutz, Philipp Huspek und Tomi (alle Rapid Wien) gleich vier sehr wichtige Spieler den Verein und die nächste Saison wird entsprechend schwierig werden.

SCR Altach: Nach mehreren Versuchen schaffte auch Altach wieder den Sprung in die Bundesliga. Mit souveränen 14 Punkten Vorsprung durfte das Team von Damir Canadi in der zweithöchsten Spielklasse der Saison 2013/14 den Meisterteller stemmen. Dank einer unglaublichen Heimserie von zwölf Spielen ohne Niederlage stehen die Vorarlberger im Moment auf Rang vier und damit auf einem Europa-League-Qualifikationsplatz zu finden. Allerdings fehlen auf den Tabellenzweiten Rapid Wien lediglich zwei Punkte und demnach wäre sogar die Qualifikation für die Königsklasse möglich. Daher steht der nächste Aufsteiger in Europa ante portas. Geht es nach dem „Aufsteiger-Algorithmus“ müsste sich Altach dann in der nächsten Saison rund um die Plätze sieben bis zehn bewegen.

Die möglichen Gründe für dieses Phänomen

Bei allen genannten Vereinen sind gewisse Parallelen beobachtbar, die den Erfolg im ersten Jahr des Aufstiegs in die höchste österreichische Spielklasse erklären könnten. Zuallererst ist wohl die Erwartungshaltung zu nennen. In der österreichischen Bundesliga gibt es mit Red Bull Salzburg, Austria Wien, Rapid Wien und Sturm Graz lediglich vier Mannschaften, die den Anspruch haben, jedes Jahr zumindest im internationalen Geschäft vertreten zu sein. Für die Aufsteiger gilt diese Devise natürlich nicht. Sie haben den gedanklichen Vorteil, dass man in jeder Begegnung befreit aufspielen kann, um mit einer sehr geringen Erwartungshaltung zum Erfolg zu kommen. Zweitens gehört dazu, dass der Kern Stammpersonals der Aufsteiger schon einige Zeit gemeinsam verbracht hat und somit auch in einer Art und Weise „eingespielt“ ist. Die jungen Spieler wissen, dass die Bundesliga ein gutes Sprungbrett für die Karriere ist und dementsprechend wird natürlich versucht, durch gute Leistungen zu überzeugen.

Hinzu kommt, dass die etablierten Teams in der Bundesliga möglicherweise die Aufsteiger unterschätzen. Es hätte wohl niemand gedacht, dass der SCR Altach Meister Red Bull Salzburg zu Hause mit 4:1 vom Platz fegen kann – doch genau das ist in der laufenden Saison bereits passiert. Ein weiteres Argument ist das Niveau der zweithöchsten Spielklasse. Die Dichte an guten Spielern und guten Mannschaften wird immer höher und daher liegt es auch an der Qualität der Trainer und Spieler sich immer wieder neue Raffinessen einfallen zu lassen um der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Da die Aufsteigervereine in jedem Jahr fast ganz oben mitspielen können ist also auch mit Sicherheit ein Verdienst der Ersten Liga. Der Grund dafür, dass es in der zweiten Saison für einen Aufsteiger meistens nicht mehr so gut läuft liegt ebenfalls auf der Hand. Erstens verlassen per anno zahlreiche Leitungsträger die Vereine, da die Aufsteiger nicht über die finanziellen und oder sportlichen Perspektiven verfügen um Angebote anderer Vereine auszustechen. Zweitens steigt der Druck der Anhänger und Sponsoren bei sehr guten Leistungen. Und drittens kommt jedes Jahr ein neuer Aufsteiger, der die oben angeführten Argumente wiederrum erfüllen kann. Geht es also so weiter wie dargelegt, dann sehen wir in der kommenden Saison den SV Mattersburg auf den oberen Plätzen und die Elf von Damir Canadi fällt in der „schwierigen zweiten Saison“ wieder ins Mittelmaß der Tabelle zurück.

Andreas Prentner, abseits.at

Andreas Prentner

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