Am letzten Tag der Sommertransferzeit 2015 stellte der SK Rapid mit Matej Jelic einen Ersatzmann für den zu Saint-Étienne abgewanderten Robert Beric vor. Jelic... Matej Jelic: Immer zur falschen Zeit das falsche Problem

_Matej Jelic - SK Rapid Wien

Am letzten Tag der Sommertransferzeit 2015 stellte der SK Rapid mit Matej Jelic einen Ersatzmann für den zu Saint-Étienne abgewanderten Robert Beric vor. Jelic kam als slowakischer Torschützenkönig nach Hütteldorf und erhielt einen Vierjahresvertrag. Und der Irrtum nahm seinen Lauf.

Irgendwie war es ein Hamsterkauf. Beric schaltete spät in der Transferzeit auf „stur“, das Trainerteam befürchtete vergiftete Stimmung in der Kabine für den Fall, dass Beric zum Bleiben gezwungen würde. Kurz bevor das Transferfenster schloss, stand der damals 24-jährige Jelic vor der Tür. Viel mehr gab der Markt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr her, also musste es auch ein „einfacher“ Transfer sein.

Wenn auf Beric Jelic folgt

Kolportierte 800.000 Euro presste der MSK Zilina aus Rapid heraus. Die Slowaken saßen am längeren Ast, Rapid hatte gerade gutes Geld für Beric bekommen, brauchte dringend einen Stürmer. Den Vierjahresvertrag setzte Andreas Müller – im Nachhinein betrachtet – viel zu lange an. Damals war die Entscheidung logisch, war Jelic doch schon länger die Nummer Eins auf der Stürmer-Scoutingliste Rapids. Heute will man Jelic an den Mann bringen, müsste ihn aber laut Vertrag noch zwei Jahre lang bezahlen – und zwar gar nicht so schlecht.

Die gnadenlosen 14 Spiele für Zilina

Die Abfolge der Ereignisse war unglücklich. Jelic machte die Sommervorbereitung 2015 noch für Zilina, spielte sogar noch 14 Saisonspiele für seinen Ex-Klub. Dabei gelangen ihm zum Abschied noch 13 Tore, allerdings inklusive der Knochenmühle Europa-League-Qualifikation, die Zilina ab der ersten Runde nehmen musste. Man kam bis ins Playoff, hatte somit früh in der Saison acht Europacuppartien. Die Strapazen hatten eine negativere Auswirkung, als die Tore eine positive. Jelic spielte häufig durch, kam in Österreich mit dem neuerlichen Tempo-Upgrade nicht klar.

Den Kickstart nach guten Momenten verpasst

In seiner Anfangszeit bei Rapid hatte der Kroate ein paar Momente, die den Knopf lockerten. Das Last-Minute-Siegtor in Ried, Jelic‘ erster Treffer für Rapid, das sensationelle Fallrückziehertor beim 3:0 gegen Wolfsberg oder der Doppelpack im Frühjahr 2016 beim 3:2-Sieg über Grödig. Da die Fußstapfen Beric sei Dank sehr groß waren, kam Jelic dauerhaft nicht mit der Erwartungshaltung zurecht. Immer wenn er seine Momente hatte und das Publikum danach lechzte, dass beim Angreifer nun die Leichtigkeit spürbar wird, legte er mehrere verunsicherte Spiele am Stück nach.

Training ungleich Match

Gleichzeitig versenkte der heute 26-Jährige im Training praktisch jeden Ball, bekam auch entsprechendes Sonderlob des gestrengen Carsten Jancker. Nur im Match wollte es nie so richtig gelingen. Den Kampfgeist kann man Jelic freilich nicht absprechen. Problematisch war nur, dass er hauptsächlich mit sich selbst kämpfte – und dies wurde immer mehr zum Krampf.

Und dann kamen auch noch die Verletzungen hinzu

Die Leistungen des Stürmers wurden mit der Zeit eher schwächer als besser. Der direkte Vergleich mit den höher veranlagten Stürmern Joelinton und Kvilitaia erleichterte Jelic‘ Situation ebenfalls nicht. Und gerade als man bei Rapid – rechtzeitig vor der Stadioneröffnung – wieder eine gute Chance gehabt hätte, auf einer (kurzfristigen) Wolke des Spielwitzes und der Ersteuphorie mitzuschweben, riss bei Jelic ein Muskelbündel: Drei Monate Pause.

Magere Bilanz nach zwei Jahren

Im Frühjahr 2017 ein ähnliches Problem: Neuerlicher Muskelriss, weitere zwei Monate Pause. Bei den Versuchen wieder ins Team zu finden, wirkte Jelic naturgemäß verkrampft. Auch die Mannschaft spielte nicht gut, der kroatische Stürmer wollte sein Glück erzwingen und schon seine Körpersprache zeigte, wie wenig überzeugt er davon war, dass die Leistungskurve nun durch die Decke schießen könnte. Bilanz nach zwei Saisonen: 54 Spiele, nur neun Tore und drei Assists.

Aber Achtung! Zuschneiden könnte klappen…

Die Karriere des Offensivspielers, der bei Rapid auch an den Flügeln eingesetzt wurde, darf man dennoch nicht abschreiben. Wenn das Spiel auf eine Speerspitze Jelic zugeschnitten ist, wie es in Zilina der Fall war, dann können das Selbstvertrauen und vor allem die Selbstverständlichkeit vor dem Tor wiederkommen. Nach zahlreichen Telefonaten schien es nun auch soweit zu sein, dass Jelic einen neuen Arbeitgeber findet, der ihm dieses maßgeschneiderte Korsett bieten kann. Zwei Angebote sollen auf dem Tisch liegen. Aber just als es ernst werden sollte, zwickte die Achillessehne. Neuerliche Pause, die potentiellen neuen Arbeitgeber sind wohl schon wieder auf der Suche nach einem anderen Goalgetter.

Bei Rapid wird’s nichts mehr, woanders durchaus

Ähnlich wie bei anderen Spielern war Matej Jelic beim SK Rapid ein unglückliches Missverständnis. Dabei kann man dem Kroaten selbst kaum einen Vorwurf machen – er war schlichtweg immer zu den falschen Zeitpunkten verletzt, übertrainiert, überspielt oder schlichtweg instinktlos, weil die Bälle nicht reingingen, obwohl er hart daran arbeitete. Bei Rapid hat Jelic dennoch keine große Zukunft mehr – zu flexibel und dynamisch soll das Spiel unter Djuricin werden, zu unmodern ist das nötige Zuschneiden des Flügelspiels auf einen einzelnen Angreifer (was auch schon Canadi bemerken musste). Die Transferzeit dauert lange und die eine oder andere Chance auf einen Jelic-Transfer wird sich noch bieten – aber vorher muss man leider einmal mehr auf seine Gesundungsmeldung warten.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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