Das Auftreten Rapids gegen den LASK, Sturm Graz oder den Wolfsberger AC wurde zuletzt immer wieder über den grünen Klee gelobt. Kühbauer fand gegen... Rapids „Salzburg-Fluch“ und die Gründe für die 2:4-Niederlage

Das Auftreten Rapids gegen den LASK, Sturm Graz oder den Wolfsberger AC wurde zuletzt immer wieder über den grünen Klee gelobt. Kühbauer fand gegen die unangenehmen Gegner stets probate Mittel für eine positive Bilanz. Dem steht die Herangehensweise gegen die „Messlatte“ Red Bull Salzburg diametral gegenüber.

Der Serienmeister lieferte beim 4:2-Heimsieg über den SK Rapid, der am Ende wohl sogar zu niedrig ausfiel, eine beeindruckende Vorstellung ab. Rapid haderte mit der Schlüsselszene des Spiels: Taxiarchis Fountas’ (vermutlich) regulärer Treffer zur 1:0-Führung wurde aberkannt – praktisch im Gegenzug ging Salzburg in Führung.

Eine Führung, die nicht viel heißt…

Die Roten Bullen ließen aber kaum Zweifel aufkommen, ob dies einen Unterschied gemacht hätte. Ähnlich wie beim 7:2-Sieg in Hütteldorf im vergangenen Juni, bei dem Rapid durch Ercan Kara in Führung ging. Auch gegen Salzburg in Führung zu gehen, ist also kein Schutz gegen ein Debakel. Vor allem nicht für Rapid, das anders als viele andere Teams der Liga versucht, das Tempo mitzugehen und auch gegen die Salzburger Pressingmaschinen spielerische Lösungen im zweiten Drittel zu finden.

Drei Innenverteidiger und 6-8-10 im Mittelfeldzentrum

Auch am vergangenen Sonntag ging das Konzept Rapids nicht auf. Dejan Ljubicic begann als innerer Innenverteidiger zwischen Barac und Stojkovic, sollte das Aufbauspiel der Hütteldorfer beleben. Davor entschied sich Didi Kühbauer für eine klare 6-8-10-Staffelung in der Mittelfeldzentrale, wobei Dejan Petrovic, der bisher ein sehr starkes Frühjahr spielte, als Sechser aufgeboten wurde. Davor zogen Ritzmaier und Knasmüllner ihre Kreise.

Ähnliche Idee, wie gegen den LASK

Dass Salzburg aktiv und bissig sein würde, war natürlich zu erwarten. Rapid versuchte darauf aber mit einem Konzept zu antworten, wie man es zuletzt auch erfolgreich gegen den LASK verfolgte. Mittelfeldüberbrückungen bzw. ausgeputzte Bälle hatten bei Rapid System. Damit wollte man Salzburg aus der Gefahrenzone schaffen und in die Rückwärtsbewegung zwingen. Zudem sollte Ercan Kara die Zweikämpfe ziehen, Taxiarchis Fountas läuferisch um ihn herumarbeiten und das Mittelfeld zweite Bälle absammeln.

Schwierige Partie für Kara

Das ging allerdings nicht auf, denn die Qualität der Salzburger Hintermannschaft setzte sich an diesem Tag durch. Kara führte 37 Duelle, was zwar ein hoher Wert ist, aber an Werte in anderen Partien gegen Top-Teams nicht herankommt. Zudem wies er eine leicht negative Bilanz auf und wurde auch zu häufig in Duelle am Boden gezwungen. Weiters konnte Salzburg die Räume nach Karas Zweikämpfen perfekt zumachen, weil Junuzovic, Mwepu und Bernede direkt in diese Räume hineinarbeiteten und damit die Zentrale verdichteten.

Mittelfeldzentrale hoffnungslos unterlegen

Rapid konnte in seiner zentralen Mittelfeldkonstellation praktisch keine Bälle sichern und verlor die Kugel nach Balleroberungen viel zu schnell. Unglaubliche Statistik: Von 43 geführten Duellen gewannen die drei zentralen Mittelfeldspieler Rapids nur zwölf, also gerade mal 28%. Als Pressingziel machten die Salzburger dabei vor allem Petrovic aus, der zuletzt mit seiner Pass- und Verlagerungssicherheit ein Schlüsselspieler bei den Wienern war. Da er diesmal aber keinen nominellen Sechser hinter sich hatte, sondern diese Position selbst innehatte, war der Stress für ihn ungleich größer.

Die fehlende physische Entlastung im Sechserraum

Salzburg beherrschte also das zentrale Mittelfeld der Grün-Weißen praktisch nach Belieben, wodurch man auch extrem häufig in Angriffssituationen durch die Mitte kam und die freie Auswahl an Passwegen hatte. Rapid fehlte es damit an physischer Entlastung in der Mittelfeldzentrale. In der Innenverteidigung war man weitgehend stabiler und räumte einiges weg, aber die Salzburger konnten sich dennoch in hohen Zonen festsetzen, womit Tore nur eine Frage der Zeit waren.

Die schwere Entscheidung um das geringere Übel

In der zweiten Halbzeit zerbrach Rapids Staffelung, was man vor allem am dritten Gegentor gut beobachten konnte. Rapid entschied sich für eine stabilere Innenverteidigung, um in der „Zone der Wahrheit“ kompakter und im Spielaufbau variantenreicher zu sein. Dies ging aber auf Kosten der Kampfkraft in der Mittelfeldzentrale und wenn ein wichtiger Spieler wie Petrovic einen schlechten Tag erwischt und noch dazu – früh mit Gelb verwarnt – von Salzburgs Zentrale müdegepresst wird, dann kommt ein solches Ergebnis heraus. Kühbauer musste entscheiden, was das geringere Übel ist: Eine dünnere Abwehr oder eine dünnere Sechserzone. So oder so verfügt aber keine österreichische Mannschaft über die Qualität, Salzburg in dieser Tagesform in beiden Zonen ausreichend Power entgegenzusetzen. Und auch klar: Gegen Salzburg ist es noch einmal deutlich schwieriger, stringente Konzepte zu erarbeiten und umzusetzen – wäre dem nicht so, wären sie nicht Serienmeister. Rapid deswegen einen Salzburg-Fluch anzudichten, wäre aber ungerecht – den hätte in der heimischen Liga nämlich über mehrere Partien jedes Team…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen