Das englische Unternehmen StatsBomb ist einer der renommiertesten Datenanbieter der Welt. Das 2013 von Ted Knutson gegründete Unternehmen avancierte schnell zu den Top-Playern in... Renommierte Analytiker vergleichen Rapid-Flügel mit Angel Di Maria

Das englische Unternehmen StatsBomb ist einer der renommiertesten Datenanbieter der Welt. Das 2013 von Ted Knutson gegründete Unternehmen avancierte schnell zu den Top-Playern in der Branche und überzeugt mit einer exzellenten Datenqualität sowie vielen innovativen Metriken und dem wahrscheinlich besten xG-Modell auf dem Markt. Nun brachten die Engländer eine Radar-Grafik heraus, die einem Spieler der österreichischen Bundesliga besonders schmeichelt.

StatsBomb ist das am schnellsten wachsende Unternehmen für Fußballdaten und veröffentlicht in regelmäßigen Abständen sogenannte Radar-Charts auf X (ehemals Twitter), die den Vergleich von zwei Spielern erlauben. Je nach Spielposition werden hier die relevante Metriken aus den großen Datenbanken ausgelesen und die Werte übereinandergelegt. Dies erlaubt es den Analysten und Lesern sofort zu verstehen, wie groß die Überschneidungen sind und in welchen Bereichen sich die Spieler unterscheiden. Das ist natürlich auch ein nützliches Tool für Scouts, die auf der Suche nach Verstärkungen sind und ein bestimmtes Spielerprofil suchen.

Der englische Datenanbieter machte sich auf die Suche nach demjenigen Spieler, dessen Werte in der aktuellen Saison am ehesten mit einem in Top-Form agierenden Angel di Maria vergleichbar sind. Dazu wählten sie die Werte des Argentiniers aus der Saison 2019/20 aus, als er in insgesamt 41 Bewerbsspielen für Paris Saint-Germain 13 Tore und 23 Assists beisteuerte. In dem Radar-Chart sind die Ligue-1-Spiele des Argentiniers aus dieser Saison enthalten, als er in 26 Meisterschaftsspielen auf acht Tore und 14 Assists kam. In den meisten dieser Partien kam er, so wie Kühn, auf dem rechten Flügel zum Einsatz.

Statsbomb verglich dabei alle in der Datenbank befindlichen Spieler unter 25 Jahre mit dem Argentinier und das Ergebnis wird einige Leser und Fußballfans überraschen, denn ein Fußballer aus der österreichischen Bundesliga weist die ähnlichsten Werte auf:

Die Grafik wird beim Einbetten in diesen Artikel leider abgeschnitten. Wenn ihr auf die Grafik klickt, könnt ihr euch den gesamten Radar-Chart auf X ansehen.

Von allen U25-Spielern weltweit sind die Statistiken von Rapid-Spieler Nicolas Kühn am ehesten mit Di Maria zu vergleichen. Schon auf den ersten Blick sieht man, dass es viele Überschneidungen gibt. Auffallend ist, dass der damalige PSG-Spieler öfters auf das gegnerische Tor schoss, die Schüsse aber im Schnitt aus schlechteren Positionen abgegeben wurde (xG/Shot), weshalb der xG-Wert fast gleich hoch ausfällt.

Die beiden Spieler weisen zudem ähnliche Werte bei den Ballberührungen im gegnerischen Strafraum und bei den „Dribble & Carry OBV“ auf: Die letztgenannte Metrik beschreibt den Wertzuwachs durch Dribblings und „Carries“ (die am ehesten als progressive Läufe mit dem Ball zu verstehen sind) nach dem innovativen Statsbomb-Ansatz On-Ball-Value (OBV). OBV ist das Ballbesitz Modell von Statsbomb und wird so beschrieben: „Der OBV ist so angelegt, dass er den Ballvortrag danach bewertet, wie stark ein Ereignis die Tordifferenz beim aktuellen und nächsten Ballbesitz voraussichtlich verbessert oder verschlechtert.
Es wird also berechnet, ob sich mit einer Aktion die Chance erhöht oder verschlechtert hat einen Treffer zu erzielen.

Auch bei dem Wert „Pass OBV“ nehmen sich die beiden Spieler nicht viel – dieser Wert beschreibt, wie sehr ein Pass dazu beitrug, die Tordifferenz beim aktuellen und nächsten Ballbesitz voraussichtlich zu verbessern oder verschlechtern, das heißt ob es wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher geworden ist, dass die im Ballbesitz befindliche Mannschaft einen Treffer erzielen wird.

Was dieser Radar-Chart aussagt – und was er nicht aussagt

Man muss zuallererst beachten, dass Nicolas Kühn in der österreichischen Bundesliga aktiv ist, die um einiges schwächer als die Ligue 1 ist. In der Ligue 1 sind diese guten Statistiken ungleich schwerer zu erreichen als in der österreichischen Liga. Weiters spielt sich Kühn zwar viele Chancen heraus, scheiterte im Abschluss aber viel zu oft am gegnerischen Tormann oder an sich selbst.

Dieser Vergleich sagt also natürlich nicht aus, dass Nicolas Kühn die Qualität von Angel Di Maria hat und der nächste internationale Top-Star werden wird, zumal hier auch noch andere wichtige Komponenten, wie etwa die Mentalität eines Spielers, eine große Rolle spielen. Ein Fragezeichen bei einem Wechsel in eine Top-Liga ist sicherlich, wie er sich gegen Mannschaften auf höherem Niveau langfristig schlagen wird, da er sich beispielsweise im letzten Spiel vor der Winterpause bei der 0:1-Niederlage gegen RB Salzburg extrem schwertat und nicht wie sonst gewohnt zur Geltung kam.

Der Vergleich unterlegt aber, was wir bereits in einem Kommentar Mitte November beschrieben haben. Kühn generiert mit seiner aktiven Spielweise, die sich beispielsweise anhand der zahlreichen Dribblings und progressiven Läufen ablesen lässt, statistische Werte, die zahlreichen Scouts auffallen werden. In dem gerade verlinkten Artikel findet sich auch eine Studie vom renommierten Forschungsinstitut CIES Football Observatory, die Kühn bei den Schlüsselpässen pro 90 Minuten und den Expected Assists pro 90 Minuten in den Top 10 weltweit abbildet, obwohl die Werte an die Stärke der Liga angepasst wurde. Kühn hatte also bei der CIES-Studie das Handicap eines schlechteren Multiplikators bei seinen Werten verglichen mit den Akteuren in stärkeren Ligen.

In einem anderen Artikel beschrieben wir, weshalb der SK Rapid mit zahlreichen Angeboten für Kühn rechnen muss: „Die Suche nach potentiellen Transferkandidaten erfolgt zunächst einmal in den Datenbanken der jeweiligen Datenanbieter und Kühn weist ein Profil auf, das sehr oft hängenbleiben wird. Stark vereinfacht gesagt: Von 1000 potentiellen Kandidaten für eine Position, werden beispielsweise 970 automatisch ausgefiltert, bevor die übriggebliebenen Spieler genau analysiert werden. Und in diese Phase wird es Kühn bei sehr vielen Vereinen hineinschaffen, sodass wir wohl bald wieder das eine oder andere Gerücht zu lesen bekommen werden.“

Der Statsbomb-Vergleich unterstreicht diese These gehörig.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

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