Max Johnston besticht beim SK Sturm durch defensive Stabilität und Zug zum Tor. Mit abseits.at sprach der Außenverteidiger über seine Spielweise, familiäre Fußballer-Gene, Tierliebe... Schnörkellos und schnell: Sturms solider Schotte im abseits.at-Gespräch

Max Johnston besticht beim SK Sturm durch defensive Stabilität und Zug zum Tor. Mit abseits.at sprach der Außenverteidiger über seine Spielweise, familiäre Fußballer-Gene, Tierliebe und die Sturm-Fans, die den Schotten schon ins Herz geschlossen haben.

Es ist frühlingshaft warm, als sich abseits.at mit Sturms Außenverteidiger Max Johnston (20) auf der Terrasse des Trainingszentrums in Messendorf trifft. Der erste Schotte, der jedoch im englischen Middlesbrough geboren wurde, der jemals das schwarz-weiße Dress getragen hat, kommt in Shorts und ärmellosem Shirt zum Gesprächstermin. Als Schotte ist er um diese Jahreszeit noch andere, wesentlich rauere, Temperaturen gewohnt. Und man merkt schnell, das Klima in Graz taugt ihm. Generell hat sich die der Mann mit der Nummer Zwei in Graz schnell akklimatisiert, wie er erzählt: „Die Stadt ist wunderschön. Ich habe mir schon alle Plätze und Orte angeschaut, für die Graz bekannt ist. Klar, es ist ein bisschen anders als in meiner Heimat Motherwell, aber gerade das hat auch seinen Reiz, finde ich.“

Johnston kam vor sieben Monaten in die Murmetropole. Zu diesem Zeitpunkt war er an die Cove Rangers verliehen, sein Stammverein ist der Motherwell FC. Nach einigen Spielen für Sturm II in der zweiten Liga hat er sich schnell als das erwiesen, wofür er geholt wurde: als, wie man in der Steiermark sagt, „Außendeckel“ (vulgo Außenverteidiger) mit Übersicht und klarer, schnörkelloser Spielanlage. Sein Vertrag läuft bis Sommer 2027. „Ich versuche, meine Vorzüge so gut es geht in unserem Spielsystem umzusetzen. Ich denke, ich bin schnell, bewahre die Ruhe kann die spielerische Balance gut halten.“

Außerdem wird den Sturm-Fans aufgefallen sein, dass sich Johnston seit Beginn der Frühjahrssaison auch offensiv vermehrt einschaltet. Gegen Red Bull Salzburg legte er etwa den wichtigen Ausgleichstreffer von Otar Kiteishvili mustergültig per Maßflanke auf. „Ja, es stimmt, dass ich mich auch gern vorne einschalte. Ich habe vor, das auch in Zukunft öfters zu machen, wenn es die Matchsituation erlauben sollte.“

Seine Ziele mit dem SK Sturm sind keine geringen. Johnston will „Meister werden. Und den Cup Titel wollen wir auch verteidigen. In beiden Bewerben führt der Weg über Salzburg, aber wir nehmen den Kampf an.“

Vater spielte gegen Sturm in der Champions League

Ein Kämpfer ist Johnston auch auf den Platz. Trotzdem ist er kein typisch schottischer Kicker, wenn es diesen Typus im modernen Fußball überhaupt noch geben sollte, der Kick and Rush betreibt. Dazu hätte er im System von Sturm-Trainer Ilzer, mit extrem hohem Pressing und stets hochgehaltener spielerischer Lösung aus einer gesicherten Abwehr heraus, auch gar keine Gelegenheit. Seine Gene kommen dem Talent Johnstons auch entgegen. Sein Vater und sein Onkel waren ebenfalls Profis.

Mein Vater hat sogar im Jahr 2000 gegen Sturm in der Champions League gespielt. Er war damals bei den Glasgow Rangers„, sagt Johnston Junior, den die Fans bei Sturm auch gern einmal auf gut steirisch „Maxl“ rufen, stolz. Noch heute hängt im elterlichen Haus ein großer Bilderrahmen mit dem getauschten Sturm-Dress aus der glorreichen Champions-League-Zeit der Schwarzweißen. Johnston zeigt das Foto davon dem abseits.at-Redakteur stolz auf seinem Handy. Stolz auf seine Familie, das ist Johnston aber sowieso, Champions-League-erprobter Papa hin oder her. „Meine Eltern haben einen großen, positiven Einfluss auf mich. Sie sind mir im Leben eine große Hilfe und Stütze.“ Und noch ein Familienmitglied ist Johnston wichtig. Hund „Lola“. Der Schotte liebt Tiere, Hunde ganz besonders. „Ich vermisse ihn sehr und freue mich bei jedem Heimatbesuch wahnsinnig, ihn zu sehen. Ich habe meine Mum auch schon gefragt, ob ich ihn nicht mit nach Graz nehmen könnte, aber das lässt sie nicht zu (lacht). Hunde sind einfach großartige Tiere. Als mein Kollege David Schnegg einmal seinen mit ins Trainingszentrum nahm, habe ich es sofort genossen, ihn zu streicheln.“

Ein anderer Fan-Typus

Nach dem Vollgas-Monat Februar mit dem Cup-Duell gegen die Austria, den Conference League Spielen gegen Slovan Bratislava und den Liga Schlagern gegen Salzburg und Rapid, geht es für Sturm im März gleich mit weiteren, fordernden Highlights weiter: Nächste Woche steigt das Hinspiel im Conference League Achtelfinale gegen den OSC Lille in Liebenau. Sturms größter internationaler Schritt seit 23 Jahren. Johnston freut sich auf die Duelle und weiß auch um die Bedeutung der Fans der Schwarzweißen. „Es ist schon ein gewisser Unterschied zwischen den schottischen Zuschauern und dem Grazer Publikum. Hier wird 90 Minuten stimmlich Vollgas gegeben. Auch das gemeinsame Feiern nach dem Spiel mit dem ‚Sturm Klatscher‘ vor der Nordkurve ist etwas, das ich bis dato so noch nicht erlebt habe. Ich genieße das sehr. Mit diesem gemeinsamen Spirit wollen wir auch in den kommenden Wochen erfolgreich sein„, sagt der fünffache schottische U21-Internationale.

Einer weiteren Herausforderung stellt sich Johnston ebenso: dem deutschen Spracherwerb. „Ich verstehe immer mehr. Nur wenn die Jungs und der Staff im Dialekt miteinander reden, steig‘ ich aus (lacht). Aber ich nehme jetzt auch Deutschstunden um wirklich alles zu verstehen. Es wird immer besser.“ Selbiges sagen die Sturm-Fans auch vom Spiel des Max Johnston, dem schottischen Sunnyboy, der auf dem besten Weg zum Publikumsliebling ist.

Philipp Braunegger, abseits.at

Philipp Braunegger