Doch was wäre die „österreichische Lösung“ die Krankl fordert? Ein Name der immer wieder zirkuliert ist Andreas Herzog. Der Rekordnationalspieler Österreichs durfte das Team... Krankls Wunsch nach einem österreichischen Teamchef und die Gegenargumente

Doch was wäre die „österreichische Lösung“ die Krankl fordert? Ein Name der immer wieder zirkuliert ist Andreas Herzog. Der Rekordnationalspieler Österreichs durfte das Team schon interimistisch mit Willi Ruttensteiner betreuen. Derzeit fungiert er als Co-Trainer der USA und als Cheftrainer der U23, der sogenannten „Olympia-Mannschaft“. Als Co-Trainer der österreichischen Nationalmannschaft und als Trainer der U21 durfte er ebenfalls schon Erfahrung sammeln. Jedoch trainierte er nie eigenständig eine Mannschaft auf höchstem Niveau. Andreas Herzog wird in Zukunft vielleicht die Chance bekommen Teamchef zu werden. Bis dahin wird allerdings noch einige Zeit vergehen.

Während einer Diskussion im ORF erwähnte Herbert Prohaska seinen Austria-Kollegen Anderes Ogris, der laut seiner Aussage „Barcelona trainieren“ könne. Eine leider unglücklich gewählte Aussage, die Ogris bis heute noch nachhängt und für welche er, ungerechterweise, in der Öffentlichkeit verspottet wird. Dabei ist der Trainer Andreas Ogris den wenigsten ein Begriff. Seinen Trainingsstil durfte er bis jetzt nur in der Regionalliga, unter anderen beim FAC und bei den Austria Amateuren beweisen. Er bekommt endlich seine Chance auf Bundesliga-Niveau trainieren zu dürfen. Er hat die Möglichkeit seine Kritiker Lügen zu strafen und zu beweisen, dass er für Höheres berufen ist.

Der einzige österreichische Trainer der auf höchstem Niveau coacht ist Peter Stöger in Köln. Er führte die Austria 2012/13 zum Meistertitel und ging daraufhin zum Verein mit dem Geißbock. Im ersten Jahr in Köln schaffte er mit dem FC den Aufstieg und hält sich in der Saison 2014/15 respektabel. Vor allem das Defensivspiel der Kölner ist dabei bemerkenswert. Er wäre einer der wenigen österreichischen Trainer, die auf Anhieb die Nationalmannschaft trainieren könnten.

Profitiert Marcel Koller vom derzeit vorhandenen Spielermaterial? Natürlich, das würde jedoch auch jeder andere Trainer, egal ob dieser Schweizer, Österreicher oder Mexikaner wäre. Die wichtigste Arbeit begann in den Jugendnationalmannschaften und den Vereinen, in denen die Spieler zu denen gereift sind, die sie heute sind. Der A-Nationaltrainer trägt jedoch mit seiner Mannschaftszusammenstellung und Spielweise einen wichtigen Teil zum Erfolg bei, er setzt den Feinschliff. Marcel Koller hat es im Gegensatz zu seinen Vorgängern geschafft eine Einheit zu formen, der es Spaß macht für Österreich zu spielen. Nach langer Zeit bereitet es wieder Freude der Nationalmannschaft zuzusehen. Die Öffentlichkeit ist wieder an Bord des ÖFB-Zuges, ein Zug der während den Hickersberger-, Brückner-, und Constantini-Jahren, trotz voller Ränge, ziemlich leer war. Die Menschen sind wieder stolz auf die Mannen in rot und weiß.

Braucht Österreich also einen Österreicher als Teamchef? Keineswegs. Die österreichische Nationalmannschaft braucht einen Teamchef wie Marcel Koller, der bis jetzt vieles, wenn nicht gar alles richtig gemacht hat. Wenn die Zeit reif ist und sich eine geeignete österreichische Alternative zu Koller auftut, kann man nach seiner Ablöse sicherlich darüber nachdenken. Abgesehen davon war der Nachfolger von Prohaska ein gewisser Otto Baric. Er wurde zwar in Österreich geboren, wuchs aber in Zagreb auf und war jugoslawischer Staatsbürger. 1999 gab es keine Proteste von Fußballgranden die sich für eine „österreichische Lösung“ einsetzten. Gehen wir einen Schritt weiter. Was wäre gewesen wenn nicht Hans Krankl, sondern einer der besten Trainer der in der österreichischen Bundesliga je gewirkt hat das Team übernommen hätte? Die Rede ist vom in Graz immer noch verehrten Ivica Osim. Hätte man sich damals beschwert? Hätte man sich damals einen Österreicher gewünscht, bzw. eine „österreichische Lösung“, mit der fadenscheinigen Begründung dass es genügend kompetente Österreicher gebe? Osim wäre damals, von der fußballerischen Kompetenz, die beste Wahl gewesen. Es sei denn es geht denjenigen die nach einer „österreichischen Lösung“ verlangen nicht um den sportlichen Erfolg, sondern nur um die „richtige“ Staatbürgerschaft. Sollte dem so sein, kann man diese mit rationalen Argumenten sowieso nicht überzeugen.

Markus Bariszlovich, abseits.at

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Markus Bariszlovich

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