Zum Auftakt der Champions League Saison 2016/17 trennten sich gestern unter anderem Benfica Lissabon und Besiktas Istanbul mit einem 1:1-Unentschieden. Wir haben das Spiel... 1:1 – Benfica verschenkt Auftaktsieg gegen Besiktas

_Benfica Lissabon Wappen Stripes

Zum Auftakt der Champions League Saison 2016/17 trennten sich gestern unter anderem Benfica Lissabon und Besiktas Istanbul mit einem 1:1-Unentschieden. Wir haben das Spiel für euch analysiert.

Benfica formierte sich in ihrem Mittelfeldpressing in einem 4-4-2, Cervi und Guedes sollten den Durchgang durchs Zentrum versperren. Sehr kompakt agierten die beiden Viererreihen, sowohl vertikal als auch horizontal, sodass Besiktas kaum den Weg in  den Zwischenlinienraum fand.

Ballnah übernahm man im Mittelfeld immer wieder antizipativ Mannorientierungen um den Zugriff zu verbessern. Das tiefe Pressing störte die Istanbuler kaum beim anfänglichen Aufbau, jedoch ließ man in der eigenen Hälfte kaum Durchbrüche zu. Einzig Verlagerungen auf Quaresma hatten eine gewisse Gefährlichkeit, weshalb die ballfernen Flügelstürmer weniger weit ins Zentrum verschoben und sich eher an ihrem Hintermann orientierten.

Das Gegenpressing Benficas war sehr effektiv, der ballnächste Spieler attackierte immer im Sprint, während der Rest meist die Positionen hielt und versuchte Passwege nach vorne zu versperren. So hatte man die Konterversuche von Besiktas meist gut im Griff.

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Im Aufbau fächerten Benficas Innenverteidiger weit auf, bereits beim Abstoß war man darauf bedacht den Ball flach heraus zu spielen. Den tiefer agierenden Sechser Fejsa sowie Grimaldo fokussierte man einmal mehr im frühen Ballbesitzspiel. Diese beiden gehören zu den wichtigsten Bausteinen des Benfica-Spiels in der Offensive.

Ebenfalls oft genutzt wurden Dribblings von Innenverteidiger Lindelöf, der die gegnerischen Mannorientierungen immer wieder vor Zuteilungsprobleme stellen sollte. Die guten Verbindungen nutzte man vor allem für sehr direktes Spiel, durch die Mitte mithilfe von Spiel über den dritten Mann wollte man auf die Flügel gelangen und von dort Durchbrüche für Hereingaben generieren.

Hierbei hatte man auf rechts eher die breit agierenden Salvio und Nelsinho, während man auf links mehr mit einrückenden Aktionen im Halbraum arbeitete. Pizzi war für diese Situationen zuständig, er wurde oft mit raumöffnenden diagonalen Sprints aus der Mitte unterstützt.

Die im letzten Jahr sehr kombinationsstarken Türken taten sich schwer in ihrem 4-2-3-1 Verbindungen herzustellen. Benfica verschob gut, die Staffelungen bei Besiktas waren zudem meist ungünstig, zu flach positionierte man sich in Relation zueinander. Als tieferer Sechser agierte Hutchinson, der jedoch oft durch die Deckungsschatten der portugiesischen Doppelspitze von seinen Mitspielern isoliert wurde. So zirkulierte man den Ball meist nur einige Male in der Abwehrkette, bis dann ein hoher Ball geschlagen werden musste. Selbst mit dem vermehrten Zurückfallen von Inler und Özyakup konnte man meist nicht genug Durchschlagskraft generieren, zu oft spielten diese beiden simple Pässe zurück zum Passgeber, ohne dass man wirklich Progression im Ballbesitzspiel zustande brachte.

Besiktas richtete das eigene 4-1-4-1-Pressing auf der Höhe der Mittellinie aus, von da an wollte man die Portugiesen unter Druck setzen. Mit vielen Mannorientierungen im Mittelfeld wollte man guten Zugriff erlangen, und man führte diese Mannorientierungen auch recht konsequent aus. Benfica spielte jedoch oft unter Bedrängnis mit dem ersten Kontakt und über den dritten Mann, ein probates Mittel um Mannorientierungen auszuhebeln.

Durch viel Bewegung im Mittelfeld von Benfica war es schwierig konstant auf den Ballführenden Benficas in der ersten Aufbauphase herauszurücken, da sich die Zuteilungen andauernd wechselten und sich im Rücken der Verteidigung und des Mittelfeldes zu viel tat, um sich auf das Anpressen zu konzentrieren.

Benfica mit kontrollierender erster Halbzeit

Nach 12 Minuten ging Benfica nach einer ausgeglichenen Anfangsphase in Führung. Horta hatte einen langen Ball auf den diagonal laufenden Salvio geschlagen, der entwischte der Besiktas-Abwehr in ihrem Rücken, Sein erster Schuss wurde zwar noch von Torwart Zengin gehalten, den Nachschuss konnte Cervi jedoch verwandeln.

Benfica war die spielbestimmende Mannschaft, die Gäste aus Istanbul fanden kaum Möglichkeiten das Pressing Benficas zu knacken. Einzig mit Verlagerungen auf den teilweise sehr breit agierenden Quaresma konnte man kleine Durchbrüche erzielen. Der Portugiese war oft isoliert von seinen Mitspielern, was aufgrund seiner Dribblingfähigkeiten jedoch sogar Absicht gewesen sein könnte.

Dennoch kamen so aus diesen Aktionen nach den Verlagerungen oft nur Flanken beziehungsweise Flankenversuche heraus. Quaresma ist nämlich im Passspiel deutlich versierter, als er dargestellt wird. Diese Stärke wurde ihm in seiner Rolle genommen, er hätte in tieferen Positionen im Halbraum sicher zu einem effektiveren Ballvortrag beitragen können.

Durch viel Bewegungen ohne Ball stellten die Lissaboner das gegnerische Pressing immer wieder vor Probleme. Neben Diagonalläufen aus der Mitte wandte man Auftaktbewegungen in angetäuschte Richtungen an, auch weiträumige und dynamische Positionswechsel mit einen vertikal laufenden Mittelfeldspieler und einem zurückfallenden Stürmer waren ein effektives Mittel um Spieler von ihren Gegenspielern zu befreien.

Durchbrüche kamen vermehrt auf den Flügeln vor, von wo man jedoch oft Probleme hatte gefährliche Chancen daraus zu kreieren. Zu oft kamen Flanken in der Nähe der Outlinie, bei Hereingaben ist ein Fokus auf die Strafraumgrenze deutlich effektiver.

Die besten Angriffe kreierte man über links, Pizzi und Grimaldo überluden manchmal gemeinsam den Halbraum und brachten viel Diagonalität ins Spiel, was der rechten Seite bisweilen etwas fehlte.

Die zweite Halbzeit

Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist leider sehr schnell erzählt, weitestgehend ereignislos ging es nach der Pause weiter. Vor allem aber auch veränderungslos, die Portugiesen kontrollierten das Spiel weiterhin über ihre starke Defensive und ließen den Türken kaum Platz zum Durchbrechen.

Selbst die später etwas mehr einrückende Positionierung von Quaresma half nur wenig, um Besiktas in der Offensive zu unterstützen. Die Einwechslungen von Spielern mit verstärkt offensiven Fähigkeiten brachten jedoch eine leichte Verbesserung ein.

Die Portugiesen setzten immer wieder kleine Nadelstiche durch schnelle Konter, die nun in der Defensive nachlässigeren Türken ließen  immer  mehr Räume, die Guedes und der umtriebige Cervi immer wieder nutzen konnten.

Pizzi überlud oft die über rechts ausgeführten Angriffe, weshalb man sich immer wieder sehr direkt und einfach durchkombinieren konnte. Trotz eine weitere sehr gute Chance und insgesamt 14 Schüsse, sechs davon aufs Tor. Besiktas konnte jedoch selbst in Sachen Schüsse aufholen, schoss elf Mal und traf fünfmal davon das Tor. Einer dieser Schüsse ging in der 93. Minute sogar zum Ausgleich rein, der eingewechselte  Talisca erzielte aus 25 Metern per direktem Freistoß den 1:1 Endstand.

Fazit

Benfica kontrollierte mehr als 70 Minuten lang das Spiel, danach glitt es ihnen jedoch langsam aus den Händen. Entweder ein weiteres Tor oder eine noch länger disziplinierte Abwehrleistung hätten zu einem verdienten Sieg verholfen. Die Lissaboner zeigten sich jedoch von einer starken Seite, jedoch gibt es auch deutlichen Raum für Verbesserungen. Schafft man hieran zu arbeiten, dann kann man, wie jedes Jahr, mit guten Ergebnissen von den Portugiesen rechnen.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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