Nach der 2:3-Niederlage gegen Bochum gehen in München die Wogen hoch, denn es läuft nicht nur sportlich nicht nach Plan. Auch in der Mannschaft... FC Bayern München: Letzter Ausweg Hansi Flick?

Nach der 2:3-Niederlage gegen Bochum gehen in München die Wogen hoch, denn es läuft nicht nur sportlich nicht nach Plan. Auch in der Mannschaft selbst brodelt es gewaltig. Diskussionen darüber, dass Thomas Tuchel die Mannschaft nicht mehr hinter sich haben soll, reißen nicht ab und Gerüchte über einen neuen Trainer halten sich hartnäckig. Warum Hansi Flick der einzige Ausweg zu sein scheint.

Drei Niederlagen in Folge

Ausgangspunkt der Trainerdiskussion war nicht erst die Niederlagen gegen Bochum am Wochenende. Gerüchte, dass Tuchel und die Bayern nicht zusammenpassen, halten sich schon seit geraumer Zeit. Die Niederlage gegen Bayer Leverkusen, bei der der deutsche Rekordmeister von der Werkself nicht nur sportlich, sondern auch taktisch vorgeführt wurde, sorgten aber für ein neues Level an Spekulationen, dass Tuchel in München bald Geschichte sei.

Es folgte ein 0:1 in der Champions League bei Lazio Rom, dem vermeintlich leichtesten Gegner im Achtelfinale und eine 2:3-Niederlage in Bochum. Und spätestens seit besagter Niederlage in Bochum scheint es, als habe Tuchel die Mannschaft endgültig verloren. Es brodelt in München, die Mannschaft sei unzufrieden mit dem Trainer und der Trainer unzufrieden mit Mannschaft. Blickt man in die Vergangenheit, zog der Trainer regelmäßig den Kürzeren. Doch so einfach scheint dies dieses Mal nicht zu sein.

Demonstratives Rückenstärken

Am Sonntag rückte fast unmittelbar nach Abpfiff schließlich der Vorstandsboss der Bayern, Jan-Christian Dreesen, aus, um seinem Trainer den Rücken zu stärken.

Er stellte medial klar, dass es keine Trainerdiskussion gebe. Dreesen, der die Kameras eher scheut, wollte damit ein positives Signal setzen. Dass sich die Bayern-Macher hinter den Kulissen nicht mit einem Plan B auseinandersetzen, gilt aber wohl als äußerst unwahrscheinlich. Doch wer könnte Plan B sein?

Mourinho soll bereits Deutschunterricht nehmen

Wie stark die Gerüchteküche brodelt, zeigt ein Bericht, dass der portugiesische Startrainer José Mourinho Interesse an den Bayern haben und bereits Deutsch lernen soll. Das Beherrschen der deutschen Sprache galt lange Zeit als eine Grundvoraussetzung um Bayern-Trainer zu werden, Ausnahmen wurden aber bei Carlo Ancelotti und Pep Guardiola gemacht.

Gamble um Xabi Alonso

In München hat man aber ein anderes Problem und dieses Problem heißt Xabi Alonso. Der Spanier ist das Objekt der Begierde, sorgt mit Leverkusen derzeit für Furore und war als Spieler Publikumsliebling in München. Den kriegt man aber frühestens im Sommer, wenn überhaupt und ob Alonso will, steht auf einem Blatt Papier. Denn auch in Liverpool sucht man einen neuen Trainer, der im Sommer Jürgen Klopp nachfolgt. Das Bizarre: Auch dort hat Alonso gespielt und war Publikumsliebling. Was also, wenn sich Alonso zwar für einen Abschied aus Leverkusen entscheidet, dann aber zum Liverpool FC wechselt. Stehen die Bayern dann ohne Trainer da?

Auf Alonso zu warten ist also ein Risiko, das den Bayern teuer zu stehen kommen kann.

Bayern in Zwickmühle

Alonso hin oder her, die Bayern sitzen insgesamt in einer Zwickmühle.

Will man langfristig besetzen, hat man ein Problem: Derzeit sind als einzig wirklich namhafte Kandidaten nur José Mourinho und Antonio Conte am Markt. Beide passen aber zum einen vom Spielstil zum anderen von ihrem Temperament her nicht zu den Bayern. Beide sind eher defensiv und durchaus Hitzköpfe, die mit ihren Spielern auch gerne mal anecken. Beide Kandidaten müsste man zudem mit Mehrjahresverträgen ausstatten, wodurch einem möglichen Engagement von Xabi Alonso oder auch Jürgen Klopp von vornherein der Riegel vorgeschoben wäre. Es darf bezweifelt werden, dass die Bayern in der derzeitigen Situation die Chance auf zwei absolute Toptrainer vergeben wollen.

Will man kurzfristig, das heißt bis Saisonende besetzen, ist die Auswahl an geeigneten Kandidaten noch geringer und das nährt die Spekulation um eine Rückkehr von Hanis Flick. Flick hatte 2019 von Niko Kovac übernommen und bekam nur einen Vertrag bis Sommer 2020, der den frühzeitig bis Sommer 2023 verlängert wurde.

Neuauflage zwischen Flick und den Bayern?

Zwei Mal Deutscher Meister (2020,2021), DFB-Pokal-Sieger (2020). DFL-Supercup-Sieger (2020), UEFA-Supercup-Sieger (2020), FIFA-Klub-Weltmeister (2020) sowie Champions-League-Sieger (2020) – Flick hat eine ganze Reihe von Titeln mit dem FC Bayern geholt und scheint daher aktuell die logische Konsequenz auf ein Tuchel-Aus bei Bayern zu sein.

Flick wäre nicht der erste Trainer, der in eine zweite Amtszeit bei den Bayern geht: Udo Lattek, Jupp Heynckes, Franz Beckenbauer, Giovanni Trapattoni, Ottmar Hitzfeld – sie alle heuerten noch mindestens ein zweites Mal beim deutschen Rekordmeister an.

Der Haken an der Sache: Einem aktuellen Bericht zu Folge soll Uli Hoeneß kein großer Fan einer zweiten Amtszeit des ehemaligen deutschen Bundestrainers sein. In diesem Fall bliebe wohl nur ein Weitermachen mit Tuchel als einzige Lösung – ob das erfolgsversprechend sein wird, kann derzeit wohl niemand seriös beantworten

Es bleibt abzuwarten, was die Zukunft in München bringt – eine Rückkehr von Hansi Flick ist aber nicht ganz unwahrscheinlich.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer