Mit Nottingham Forest kehrt ein Stück englischer Fußballgeschichte in die Premier League zurück. Ein 1:0-Sieg gegen Huddersfield bedeutete das Ende einer langen Durststrecke und... Nottingham Forest: Die Rückkehr der „Tricky Trees“

Mit Nottingham Forest kehrt ein Stück englischer Fußballgeschichte in die Premier League zurück. Ein 1:0-Sieg gegen Huddersfield bedeutete das Ende einer langen Durststrecke und versetzte (fast) eine ganze Stadt in Ekstase.

Im September des Vorjahres hätten viele Fans von Nottingham Forrest wohl nicht einmal gewagt, vom Aufstieg zu träumen. Nach sechs Spieltagen der Championship fand man sich mit gerade einmal einem Punkt am Tabellenende wieder. Coach Chris Hughton musste das Handtuch werfen, Steve Cooper übernahm. Es war der Anfang einer spektakulären Aufholjagd. Spiel für Spiel, Punkt für Punkt kletterte Forest die Tabelle hoch. Am Ende stand Platz vier und die Teilnahme am Aufstiegs-Play-Off.

Umkämpftes Play-Off

Dort wartete zunächst Sheffield United. Beide Teams entschieden ihre Auswärtsspiele mit 2:1 für sich. Im entscheidenden Elfmeterschießen behielten die Tricky Trees – wie Nottingham aufgrund ihres Wappens genannt wird – die Oberhand. 23 Jahre nach der letzten Premier-League-Saison des Klubs trennten Nottingham nur noch 90 Minuten und ein Sieg gegen Huddersfield Town vom lang ersehnten Aufstieg.

Die 80.000 Zuseher des Play-Off-Finales im Wembley-Stadion sahen nicht unbedingt einen Fußball-Leckerbissen. Der einzige Treffer der Partie ereignete sich in Minute 43. Huddersfield-Verteidiger Levi Covill beförderte den Ball nach einer Hereingabe von Gardner ins Tor – allerdings ins eigene. 47 hart umkämpfte Minuten später dann der erlösende Schlusspfiff. Auf Feld und Tribüne gab es kein Halten mehr. Zehntausende Forest-Fans drängten sich tags darauf am Old Market in Nottingham, um ihre Mannschaft zu feiern. Eine Stadt im Ausnahmezustand.

Ein großer Name

Einzig die Anhänger des lokalen Rivalen Notts County, dessen Stadion sich nur 300 Meter neben Nottinghams City Ground befindet, waren nicht in Feierlaune. Beide Klubs sind eng mit den Anfängen des Fußballsports verbunden und zählen zu den ältesten Vereinen der Insel. Das Trentside-Derby blickt auf eine über 150 Jahre alte Geschichte zurück. Heute trennen die beiden Teams Welten – und vier Ligen.

Nottingham Forests Geschichte begann im Jahre 1965. 1898 feierte man mit dem Gewinn des FA-Cup den ersten großen Triumph der Vereinsgeschichte. Als goldene Ära des Vereins gelten jedoch die späten 1970er und frühen 1980er. Die erste und bis dato einzige Meisterschaft in Englands Elite-Liga holte der Klub 1978. Im Jahr darauf krönte man sich zum Sieger des Landesmeisterpokals. Ein Erfolg, den man im folgenden Jahr wiederholte. Prägende Figur dieser Zeit: Trainer Brian Clough. Seine Statue ziert noch heute das Stadtzentrum Nottinghams.

Rauf und Runter

Es folgten drei dritte Plätze im Laufe der Achtziger. In der ersten Saison der neugeschaffenen Premier League 1992/93 musste Nottingham jedoch den Weg in die Zweitklassigkeit antreten. Zwar konnte man sich danach noch einmal kurz in der höchsten Spielklasse etablieren, 1999 verließ man die oberste Liga aber endgültig für lange Zeit. 2004 folgte gar der Absturz in die dritte Liga.

Nun sind die Garibaldi Reds – wie der Klub in Anlehnung an den italienischen Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi getauft wurde – zurück im Oberhaus. Neben Partien gegen die Fußball-Größen Liverpool und Manchester City wartet auch ein wahrer Geldregen. 200 Millionen Euro spült das Comeback in den nächsten Spielzeiten mindestens in die Vereinskasse. Nottinghams Fans sind heiß – und träumen insgeheim wohl von den großen Titeln, die man einst schon einmal holte.

Matthias Schmid, abseits.at

Matthias Schmid