Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder... Held des Spieltags (10): Christoph Baumgartner (Österreich)

Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder war es gar ein tragischer Held?

Die ÖFB-Auswahl hat es tatsächlich geschafft! Die Elf von Franco Foda sichert sich den zweiten Platz und damit den Aufstieg ins Achtelfinale der Europameisterschaft.

Unser Held des Spieltags (10) ist – ganz plakativ – Christoph Baumgartner.

Auch wenn der Hoffenheim-Legionär nicht der beste Akteur der Österreicher, oder ein „Architekt“ wie Grillitsch oder Laimer war, wird sein Tor an jenem Abend in Bukarest eines bleiben, das für immer in den Geschichtsbüchern verweilen wird. Der kleine „EURO-Fluch“, unter dem Österreich seit geraumer Zeit leidet, ist damit bis auf weiteres aus der Welt geschafft.

Lange Zeit nahmen an der Europameisterschaft nur 8, dann 16 Länder teil. Früher sogar noch weniger. Die besten Zeiten Österreichs, als wir noch eine „Fußballmacht“ waren, lagen vor dem ersten Turnier, das erst 1960 stattfand. Demnach brauchte es schon eine Teilnahme als Veranstalter im Jahr 2008, um endlich aktiv an einem solchen Turnier teilnehmen zu können. Ivica Vastic‘ Elfmetertor gegen Polen wurde frenetisch gefeiert und romantisiert – aber am Ende des Tages war es trotzdem wurscht…

Es folgte das Frankreich-Desaster von 2016. Die Koller-Elf fegte damals durch die Qualifikation, wirkte eingespielt, mutig, spielstark, in den entscheidenden Situationen abgeklärt. Gegen Island, Portugal und Ungarn versagte die Elf dann aber komplett. Es war schlichtweg wie ein Blackout. Als hätte man sich zu sicher gefühlt und gedacht, dass man gerade über Island und Ungarn schon locker „drüberfahren“ wird. Ironischerweise gelang dann der einzige Punkt gegen den späteren Europameister Portugal.

Dieses Jahr war die Lage diametral gegensätzlich. Die Stimmung in der Öffentlichkeit war schlecht. Fodas Art, das Nationalteam spielen zu lassen, behagt den wenigsten Fans. Die Gegner wurden stark-, statt schwachgeredet, kaum jemand rechnete mit ganzen sechs Punkten in der Vorrunde. Et voilá…

Die Art und Weise, wie wir als Fußballvolk denken und was schließlich manchmal der Output ist, ist paradox. Das zeigte auch der Sieg über die Ukraine, in der die erste Hälfte richtig gut war und bei dem wir es uns sogar leisten konnten, in der zweiten Halbzeit ein wenig die Zügel zu lockern. Und unterm Strich wird immer dieser eine Treffer von Christoph Baumgartner stehen. Von einem Hoffnungsträger der nächsten Generation an hochtalentierten ÖFB-Kickern. Einer, der womöglich bald in die Premier League wechselt und die nächsten Jahre des österreichischen Nationalteams massiv mitprägen könnte. Und das obwohl er nur knapp eine halbe Stunde spielen konnte und dann ausgewechselt werden musste. Verletzungsbedingt nach einem schmerzhaften Zusammenstoß mit Zabarnyi. Wie nahe doch Heldentum und Tragik beieinander liegen. Es passt doch irgendwie alles so gut zu uns…

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen