Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder... Held des Spieltags (14): Tomás Holes (Tschechien)

Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder war es gar ein tragischer Held?

Tschechien schaffte die große Sensation und warf begünstigt durch eine rote Karte die Niederlande aus dem Turnier.

Unser Held des Spieltags (14) ist mit Tomás Holes ein Held aus der zweiten Reihe.

Er ist bereits 28 Jahre alt und stand gegen die Niederlande erst zum zwölften Mal für die tschechische Nationalmannschaft auf dem Platz. Von Beginn an spielte er erst zum achten Mal. Er ist ein defensiver Mittelfeldspieler aus Hradec Králové, spielt für den tschechischen Meister Slavia Prag und heißt Tomás Holes.

Ihn kannten vor dem Turnier wohl nur die Fußballfeinspitze – aber das ist doch das Schöne an einem derartigen Großereignis. Denn bis vor wenigen Jahren kannten Tomás Holes wohl nicht mal alle tschechischen Beobachter. Mit 18 debütierte er bei seinem Heimatverein Hradec Králové – ein Fahrstuhlverein. Sechs Saisonen lang kickte er für den kleinen Klub – als rechter Verteidiger – ehe er zu Jablonec wechselte, was damals schon wie ein großer Wechsel anmutete.

Zwei weitere Jahre kickte Holes also für Jablonec, einen etwas größeren Klub. Mit Europacupambitionen. Als Rechtsverteidiger. Der 180cm große Tscheche war auf dieser Position schlichtweg einzementiert. Und nach guten Leistungen auf dieser Position entschloss sich der neureiche, von Chinesen geführte Klub Slavia Prag Holes als Backup für einen ihrer Topleute zu verpflichten. Vladimir Coufal war rechts hinten eine Bank und würde den Klub sicher bald verlassen. Deshalb brauchte man einen Ersatz. Dieser Ersatz war Holes, der um 1,6 Millionen Euro aus Jablonec kam.

Manchmal schreibt der Fußball aber seltsame Geschichten: Kaum an Coufal vorbeikommend, wurde Holes nach nur neun Spielen in fast einem ganzen Jahr, unmittelbar nach der Corona-bedingten Ligapause ins Zentrum gezogen. Man versuchte den Neuzugang als Sechser. Nicht als diese typische Art von Ankersechser, sondern als läuferisch intensiver Sechser, der eben die Tugenden eines langjährigen Außenverteidigers mitbringt. Trainer Jindrich Trpisovsky warf seinen Schützling ins kalte Wasser – und der schwamm sofort und war binnen weniger Spiele nicht mehr aus dem zentralen Mittelfeld Slavias wegzudenken.

Und seitdem spielt er also da. Bei Slavia als klare Stütze, im Nationalteam neben dem Superstar des Teams, Tomás Soucek – und gemeinsam mit Rechtsverteidiger Vladimir Coufal, als dessen Ersatzmann er einst nach Prag wechselte. Gerade bei Holes’ Sprint vor dem zweiten Tor der Tschechen sah man, welch interessante Laufwege und ungeahnten Tiefgang seine unkonventionelle Positionsgeschichte mit sich bringen können. Zuvor hatte Holes bereits das 1:0 für seine Mannschaft erzielt. Sein Vertrag bei Slavia läuft übrigens noch bis 2023. An Interessenten wird es nach dem Turnier sicher nicht mangeln.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen