Daniele De Rossi wechselte nach vielen langen Jahren bei der AS Roma zu den Boca Juniors. Der 36-Jährige unterschrieb einen Einjahresvertrag und hebt sich... Boca Juniors statt Katar – der romantischste Transfer der Saison

Daniele De Rossi wechselte nach vielen langen Jahren bei der AS Roma zu den Boca Juniors. Der 36-Jährige unterschrieb einen Einjahresvertrag und hebt sich positiv von den zahlreichen Altstars ab, die ihre Karriere im arabischen Raum oder China ausklingen lassen, um noch einmal richtig abzukassieren.

Der defensive Mittelfeldspieler absolvierte nach Francesco Totti mit 614 Profispielen die zweitmeisten Einsätze der Roma-Vereinsgeschichte. 2009 wurde er zum besten Spieler der Serie A gewählt, sein größter Erfolg ist der Gewinn der Weltmeisterschaft 2006. Daneben gewann er zweimal den italienischen Pokal und sammelte zahlreiche individuelle Auszeichnungen, etwa die Nominierung in das All-Star-Team bei der Europameisterschaft 2012.

Im Rahmen der Präsentation bei seinem neuen Klub gab er die Beweggründe an, warum er nach zwei Jahrzehnten bei der AS Roma nun einen Vertrag bei den Boca Juniors unterschrieb:

„Mein Herz gehört der Roma, aber ich mag Boca sehr, seit ich ein Kind war. Wegen Maradona, wegen dem Stadion. Weil ich mich in das Stadion verliebt habe, in die Fans, die leidenschaftlich sind. Ich wollte gerne nach (Süd)-Amerika gehen. Um diese Treppe hochzugehen. Mit den Boca-Spielern ins Bombonera einzulaufen. Ein von Italienern gegründeter Verein, in dem ich mich wie zu Hause fühle. Ein großer Klub, an den man glauben kann. Das Wichtigste im Leben ist, die eigenen Träume erfüllen zu können. Danke Boca.“

Daniele De Rossi setzt mit diesem Wechsel ein wichtiges Zeichen. Sicherlich wird man als Außenstehender sagen können, dass er in den rund 20 Jahren bei den Römern schon lange ausgesorgt hat und natürlich auch bei den Boca Juniors nicht um ein Butterbrot spielen wird. Dennoch ist klar, dass er in Katar, China oder selbst in den USA bei einem Wechsel um ein Vielfaches mehr auf seiner vermutlich letzten Auslandsstation lukrieren hätte können. Der Wunsch beim Maradona-Klub aufzulaufen war aber größer und in einigen Jahrzehnten werden die kostbaren Erinnerungen und Eindrücke, die er in der kommenden Saison machen wird, wahrscheinlich einen höheren Stellenwert haben als ein etwas höherer Kontostand.

Wir Fans erleben in der heutigen Fußballwelt kaum noch „romantische Transfers“. Fußballer küssen nach Toren und Siegen vor den Anhängern das Wappen und landen kurze Zeit später beim nächsten Klub, wo die gleichen Liebesbekundungen gemacht werden. Umso schöner sind die immer seltener werdenden Exemplare, die demonstrieren, dass es doch auch noch andere Werte gibt.

Wir ziehen den Hut und wünschen Daniele De Rossi ein richtig geiles Jahr!

Stefan Karger