Der Weg von Mark Flekken in das Tor der niederländischen Nationalmannschaft kam einer Achterbahnfahrt gleich. Vielen dürfte der niederländische Goalie Mark Flekken vor allem... Plötzlich Team-Goalie: Die Story von Mark Flekken

Der Weg von Mark Flekken in das Tor der niederländischen Nationalmannschaft kam einer Achterbahnfahrt gleich.

Vielen dürfte der niederländische Goalie Mark Flekken vor allem aufgrund eines kuriosen Gegentreffers bekannt sein. Vielleicht war es sogar das kurioseste Tor in der Geschichte der 2. deutschen Bundesliga.

Anfang des Jahres 2018 trifft der FC Ingolstadt auf den MSV Duisburg. Dort hütete Flekken zu dieser Zeit das Tor. Seine Mannschaft hatte gerade das 2:0 erzielt. Zumindest glaubte Flekken das. Denn das Tor wurde aufgrund einer Abseitsposition aberkannt, das Spiel lief demnach weiter. Der heute 28-Jährige hatte dies offensichtlich nicht mitbekommen und nahm mit dem Rücken zum Spielfeld einen Schluck aus seiner Trinkflasche.

Selbst als Ingolstadt sich bereits im Strafraum des MSV befand, war Flekken immer noch nicht auf der Höhe des Geschehens. Daher reagierte er auch nicht, als ein Mitspieler den Ball zu ihm köpfte, um die Situation zu klären: Flekken war weiterhin mit der Flüssigkeitsaufnahme beschäftigt. Ingolstadts Stefan Kutschke registrierte das und spitzelte den Ball ins Tor.

Flekken wurde somit kurzzeitig zur Lachnummer im deutschen Fußball. Es spricht für ihn, dass er die damalige Situation mit Humor nahm – die nun legendäre Trinkflasche versteigerte er für einen guten Zweck.

Vier Jahre später wird Flekken für sein Heimatland das Tor im Freundschaftsspiel gegen Deutschland hüten. „Flekken wird wieder spielen“, sagte Louis van Gaal, Cheftrainer der Niederlande, nach Flekkens Debüt beim 4:2-Erfolg gegen Dänemark am vergangenen Samstag.

Jenem Spiel also, in dem der Däne Christian Eriksen nach seinem Zusammenbruch bei der letztjährigen Europameisterschaft die Rückkehr mit einem Tor feierte. Das Spiel zwischen Niederlande und Dänemark hatte damit also gleich zwei Feelgood-Storys zu bieten. Denn das Flekken einmal das Trikot von Oranje überstreifen würde, war nicht abzusehen.

Nach seinem Wechsel in die Bundesliga zum SC Freiburg im Jahr 2018, musste sich Flekken zunächst mit der Position des Ersatzgoalies hinter Alexander Schwolow begnügen. Im Sommer 2020 wechselt Schwolow zu Hertha BSC. Der Weg schien frei für Flekken, der bei seinen bisherigen Einsätzen in der Bundesliga bereits nachweisen konnte, was für ein ausgezeichneter Torhüter er ist.

Doch aus seiner Karriere als Nummer eins in Freiburg wurde zunächst nichts. Aufgrund einer Verletzung am Ellenbogen, die Flekken sich im September 2020 beim Aufwärmen für das Pokalspiel gegen Waldhof Mannheim zuzog, musste er monatelang pausieren.

Schon während seiner Zeit bei der SpVgg Greuther Fürth (2013 bis 2016) fiel er wegen eines Kreuzbandrisses lange aus und konnte sich auch deshalb bei den Franken nicht durchsetzen. So wechselte Flekken 2016 zum damaligen Drittligisten MSV Duisburg. Hier schaffte er den Sprung zur Nummer eins – und zum Torjäger.

Denn neben seinem Gegentor gegen Ingolstadt, wird Flekken auch aus einem weiteren Grund einen Platz in den Geschichtsbüchern der „Zebras“ sicher haben. Am 07. August 2016 erzielte Flekken in der Drittligapartie beim VfL Osnabrück ein Ferserltor zum 1:1-Ausgleich. Es war das erste Tor eines Goalies aus dem Feld in der Geschichte des MSV.

Flekken hatte also eine durchaus bewegte Fußballgeschichte hinter sich, ehe er zum unangefochtenen Stammgoalie in Freiburg wurde. In der aktuellen Saison erlebt er dort gerade seinen endgültigen Durchbruch, gehört mit einer Schussabwehrquote von fast 80 Prozent gar zu den besten Torhütern der Bundesliga. Hinzu kommen seine Fähigkeiten mit dem Ball am Fuß. Eine Eigenschaft, auf die van Gaal bekanntermaßen einen hohen Wert bei seinen Torhütern legt. Nicht umsonst bezeichnete er Flekken daher auch als einen „echten van-Gaal-Keeper“.

Das Lob des Bondscoaches, die Wertschätzung in Freiburg – dafür hat Flekken lange und hart gearbeitet. Das Tor gegen Ingolstadt dürfte nur noch eine blasse Erinnerung aus längst vergangenen Zeiten sein.