Da es im Jänner wettermäßig in Italien zumeist stabil ist und der Grunddurchgang der Meisterschaft in diesem Monat schön langsam auf die Zielgerade einbiegt,... Groundhopping: Italiens temperamentvoller Süden (1)

Da es im Jänner wettermäßig in Italien zumeist stabil ist und der Grunddurchgang der Meisterschaft in diesem Monat schön langsam auf die Zielgerade einbiegt, lohnt es sich, dort Fußballspiele zu verfolgen. Auch wenn es bei diesem Ausflug hauptsächlich Spiele der drittklassigen Serie C zu sehen gab, darf man sich davon nicht täuschen lassen, denn es wird qualitativ guter Fußball gezeigt und im temperamentvollen Süden geht es in den Kurven auch sehr leidenschaftlich zur Sache.

Virtus Francavilla Calcio – Foggia Calcio 1:0 (1:0)

Vom Flughafen in Bari ging es entlang der Adria in die Provinz Brindisi, in der sich auch das beschauliche Städtchen Francavilla Fontana befindet. Um es bildlich zu veranschaulichen, ist man hier bereits im Absatz des italienischen Stiefels angekommen und in diesem im oberen Drittel in der Mitte und auf etwa halben Weg zwischen Taranto und Brindisi.

Bei angenehmen 15°C genießen wir den Nachmittag in der Stadt. Die Altstadt erinnert wenig überraschend an das nahegelegene und genau vor einem Jahr besuchte Lecce. Der Rest der Stadt besteht aus weißen Häusern mit Flachdächern, sodass es ein nordafrikanischer Einschlag hier auch nicht mehr verleugnen lässt.

Nach einem günstigen Abendessen in einer Pizzeria geht es dann auch schon zu Fuß ins Stadio Giovanni Paolo II, das mittlerweile völlig unpäpstlich Nuovarredo Arena genannt wird. Es zählt in der Serie C, Girone C mit einem Fassungsvermögen von 3.360 zu den kleinsten Spielstätten. Von der kleinen Haupttribüne hat man nur eine eingeschränkte Sicht und diese dient zur Hälfte ebenfalls noch als Gästesektor. Doch auf der Gegenseite ist eine neue Haupttribüne und Bau, wodurch dieses Problem in naher Zukunft entschärft wird.

Derzeit hat man die beste Sicht auf das Spielfeld von der Hintertortribüne, wo die Ultras der Curva Sud Francavilla Fontana für eine doch unerwartet gute Stimmung sorgen. Weniger unerwartet kam die Schweigeminute für den in dieser Woche verstorben Luigi „Gigi“ Riva, der seinerseits den Torrekord in der italienischen Nationalmannschaft innehält und in Cagliari zur Legende geworden ist.

Auf dem (Kunst-)Rasen entwickelt sich vor rund 1.300 Besuchern ein munteres Spiel mit guten Chancen auf beiden Seiten. Das ist nicht selbstverständlich, sind doch sowohl Virtus Francavilla Calcio als auch Foggia Calcio mitten im Abstiegsstrudel. Während die Gastgeber dringend Punkte brauchen, um nicht auf den direkten Abstiegslatz zurückzufallen, braucht das in Krise steckende Foggia die Punkte, um nicht in die Play-Out-Zone zu fallen.

Als mit etwas Verspätung, Mitte der ersten Spielhälfte, die Tifosi aus Foggia eintreffen, hat Virtus Francavilla bereits ein Übergewicht an Chancen und dieses Übergewicht sollte sich in der 34.Minute auch in Zählbares ummünzen lassen. Artistico drückt eine scharfe Hereingabe von links zur Führung der Gastgeber über die Linie. Danach gehört die Zeit den Kurven, während Francavilla ihre Rivalen aus Brindisi verschmäht, macht dies Foggia mit Taranto, die wiederum mit Francavilla befreundet sind.

Nach dem Seitenwechsel hat Foggia zwar mehr Spielanteile, doch die zwingenden Tormöglichkeiten bleiben aus. Ein defensiv gut agierendes Virtus Francavilla lässt im eigenen Strafraum nichts zu und da Foggias Weitschüsse auch kein Erfolgsrezept waren, bleiben die drei Punkte heute in der Region Brindisi. Foggia ist nun nur mehr knapp vor den Play-Out-Plätzen und dementsprechend kühl wird die Mannschaft seitens der Fans auch in die Kabine verabschiedet.

Um sich hier aus dem Stadion verabschieden zu können, dauert es auch etwas länger, denn die Zuschauer dürfen dieses erst verlassen, nachdem die Gästefans wegeskortiert wurden.

Potenza Calcio – S.S. Juve Stabia 1:3 (0:2)

Von Francavilla ging es über Tarent in die Region Basilikata weiter. Diese gebirgige Region in Süditalien ist vor allem durch die Städte Potenza und Matera den meisten ein Begriff. In diesen beiden Städten sind auch die beiden populärsten Vereine der Basilikata beheimatet. Diese beiden Vereine spielen aber derzeit nicht in der selben Spielklasse, aber ein Derby in der Basilikata gibt es in der Serie C dennoch, zumal der AZ Picerno auch drittklassig spielt. Doch an die Popularität der anderen beiden Vereine kommt Picerno natürlich nicht heran, auch wenn man in der Serie C, Girone C derzeit auf Platz vier liegt.

Auf diesem Platz wäre man in Potenza gerne, aber man liegt aktuell nur im Mittelfeld der Tabelle und daher kann es schnell sowohl ins Play-Off als auch ins Play-Out gehen. Am heutigen Tag kommt der Tabellenführer S.S. Juve Stabia ins am Fuße Potenzas, dessen Altstadt sich auf einem Hügel befindet, liegende Stadio Alfredo Vivani. Das sorgt zwar für eine gute Kulisse von 2.905 Besuchern, jedoch wird es heute schwer für Potenza Calcio zu punkten.

In der Anfangsphase trifft Potenza das erste Mal ins Tor, aber das Tor wird wegen einer Abseitsposition nicht gegeben. So kommen die Gäste aus Castellammare di Stabia besser ins Spiel und erzielen noch vor der Pause zwei Treffer. Adorante ist sowohl on der 19. als auch in der 32.Minute per Kopf zur Stelle und somit befindet sich Juve Stabia auf der Siegerstraße. Doch wie ich seit meinem Besuch in Castellammare die Sabia weiß, kann es schnell gehen, dass die Elf einen Vorsprung von zwei Toren gegen einen im Griff habenden Gegner verspielen kann.

Dass dem heute nicht so sein wird, dafür sorgt der eingewechselte Erradi in der 53.Minute. In dieser wird er perfekt an der Strafraumgrenze angespielt und er versenkt ebenso perfekt den Ball im rechten Eck des Tores. Damit ist die Partie wohl endgültig zu Gunsten des Teams aus Kampanien gelaufen. Einer der wenigen folgenden Höhepunkte war es, dass die Potenza Kurve gegen Juve Stabia skandierte, was aber den Gästesektor ziemlich kalt ließ, zumal dort zwar viele mitgereiste Fans waren, es aber keinen organisierten Support gab.

Als sich in der 85.Minute bereits die ersten Zuschauer auf den Weg nach Hause machen, nimmt sich Volpe ein Herz und zieht von der Strafraumgrenze ab. Sein Schuss geht an Juve Stabias Keeper Thiam vorbei und via Innenstange zum Ehrentreffer der Gastgeber ins Netz. Potenza kommt im Anschluss danach noch einem guten Angriff, der allerdings nichts einbringt. Nun sind die drei Punkte Juve Stabias endgültig gesichert und bei sechs Punkten Vorsprung auf Avellino schaut es mit dem Direktaufstieg in die Serie B auch sehr gut aus.

Für uns ist das heutige Fußballprogramm noch nicht zu Ende, denn es geht von der Basilikata in Richtung Norden zurück nach Apulien, wo im in der Provinz Foggia liegenden Cerignola noch ein Abendspiel in der Serie C stattfinden sollte.

Es folgen Impressionen, die sich per Klick vergrößern lassen:

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.