Aktuell auf dem dritten Tabellenplatz, direkt im Windschatten des Rekordmeisters aus Bayern: Mit so einer Saisonleistung hätten wohl selbst hartgesottene Stuttgart-Fans nach dem 16.... Der Höhenflug des VfB Stuttgart – Die Gründe, die Garanten & die glorreichen Aussichten

Aktuell auf dem dritten Tabellenplatz, direkt im Windschatten des Rekordmeisters aus Bayern: Mit so einer Saisonleistung hätten wohl selbst hartgesottene Stuttgart-Fans nach dem 16. Platz in der letzten Saison nicht gerechnet. Sebastian Hoeneß ist das scheinbar Unmögliche gelungen – sofern im Endspurt nichts schiefgeht, werden die Stuttgarter damit in der nächsten Saison in der Champions League zaubern.

Aus der Krise an die Spitze: Hoeneß transformierte den VfB im Schnelldurchlauf

Allein um zu verdeutlichen, wie beachtlich die Leistung Stuttgarts in der aktuellen Saison ist, genügt ein Blick ins letzte Jahr: Da standen nach 34 Spielen 33 Punkte, 45 Tore und 57 Gegentore. Der VfB ging in die Relegation, bewahrte sich selbst vor dem Abstieg und befindet sich seither in einem kontinuierlichen Höhenflug. Das zeigen auch die Zahlen: Nach lediglich 26 Spielen hat Stuttgart schon 60 Tore, 31 Gegentore und 56 Zähler auf dem Konto – das Team knippst weitaus häufiger, steht hinten solide und ist Bayerns Topverfolger Nummer 1. Für die Tabellenspitze und die Schale wird es nach Leverkusens historischer Saison wohl nicht reichen, aber Stuttgart darf sich mit voller Stolz als Teil des aktuellen Spitzen-Trios sehen.

Zu verdanken hat man das, so ist man sich in Baden-Württemberg einig, allen voran zwei Personalien: Einerseits der auf der Trainerbank in Form von Sebastian Hoeneß, andererseits Serhou Guirassy im Sturm. Überraschend ist das allemal, denn Guirassy war bis zur aktuellen Saison ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, während Hoeneß erst im Jahr 2020 in der ersten Spielklasse (damals bei TSG Hoffenheim) ankam. Ihm gelang es, Stuttgart im positiven Sinne auf den Kopf zu stellen: Als Hoeneß seine Position im April 2023 antrat, befand sich Stuttgart noch auf dem letzten Tabellenplatz – für einige Fans war der Abstieg schon eine ausgemachte Sache.

Stuttgart überrascht – und ist trotzdem nicht die einzige Überraschung in dieser Saison

Die aktuelle Bundesliga-Saison ist eine der Superlative – und das nicht nur auf dem Platz. Winamax, die zu Beginn der Saison als Trikotsponsor eingestiegen sind, dürften von dem Erfolg selbst überrascht sein. Denn wer hätte damit rechnen können, dass die diesjährige Saison nicht nur mit der Rekordserie der Bayern bricht, sondern der Top-Verfolger VfB Stuttgart statt Borussia Dortmund heißt?

Das Glücksspiel-Sponsoring spaltete zudem vor der Saison noch die Fans: VfB-Geschäftsführer Alexander Wehrle betonte da sogar noch, man wolle keinem chinesischen Glücksspielanbieter den Platz auf den Trikots überlassen – was der VfB letztlich auch nicht tat. Trotzdem rechneten wohl nicht viele neutrale Beobachter mit der Winamax-VfB-Kooperation. Der VfB steht damit aber nicht alleine da: Auch die Hertha aus Berlin wird von CrazyBuzzer und damit von einem Unternehmen aus dem Glücksspielsektor gesponsert. Allgemeinen Brancheninformationen nach soll der VfB-Deal aber deutlich lukrativer für den Verein sein – nach der Badischen Zeitung fließen 6,5 Millionen jährlich nach Stuttgart.

Die Weichen auf Erfolg

Natürlich ist der Erfolg in einem Mannschaftssport wie dem Fußball nicht auf eine einzige Personalie zurückzuführen. Trotzdem kommt man bei Stuttgart natürlich nicht drumherum, auf einzelne Personalien gesondert hinzuweisen. Hoeneß Systemumstellung, nach der der VfB nun weitaus mehr Torchancen als noch in der letzten Saison kreiert, dürfte ebenso wie sein guter Draht zu den Spielern in der Kabine eine Schlüsselrolle spielen. Noch dazu sehen nicht wenige Beobachter einen Teil des Erfolgs in der Trennung von Sven Mislintat. Vor Hoeneß hielt der Ex-Sportdirektor die Zügel mehr oder weniger alleine in der Hand.

Nun ist der VfB ein Team – aber auch das hat seine Stars. So natürlich die Nummer 9 in Form von Serhou Guirassy. Der Mittelstürmer aus Guinea kam erst im Sommer des letzten Jahres zum VfB – gezahlt hat der Verein dafür eine Ablöse von gerade einmal neun Millionen an den französischen Club Stade Rennes. Aktuell beträgt Guirassys Marktwert laut Transfermarkt satte 40 Millionen Euro. Kaum verwunderlich in Anbetracht seiner Saisonleistungen. In 20 Spielen hat er 22-mal den Ball im Netz versenkt, dazu kommt eine Vorlage. Im DFB-Pokal knipste der Stürmer zweimal in zwei Spielen.

Guirassy hatte, außer Hoeneß und dem VfB, vorher wohl niemand auf dem Zettel. Die längste Zeit seiner Karriere war der 28-jährige Mittelstürmer, der auch als Linksaußen spielen kann, ein eher unbeschriebenes Blatt. Nun wäre er plötzlich auf dem besten Weg zur diesjährigen Torjäger-Kanone – wenn nicht gerade auch Harry Kane bei den Bayern ständig neue Rekorde knacken würde. Auch viele andere VfB-Spieler haben großen Anteil am Erfolg, wie natürlich generell das komplette Team. Das erkannte auch Bundestrainer Julian Nagelsmann, der für die aktuell stattfindenden Testspiele gleich vier Stuttgarter nominierte: Waldemar Anton, Chris Führich, Deniz Undav und Maximilian Mittelstädt. Letzterer durfte im Testspiel gegen Frankreich sogar von Anfang an ran.

Die Top-4 wird es sicherlich werden: Stuttgart-Fans dürfen sich freuen

Schafft es der VfB noch den jüngst wieder erstarkten Bayern den Rang abzulaufen und sich den zweiten Platz zu sichern? Oder holen Dortmund oder Leipzig noch auf? In jedem Fall war die Saison schon jetzt ein voller Erfolg für Hoeneß und das Team – und die Fans danken es mit einer seit Jahren nicht dagewesenen Euphorie.

Erwin Novotny