Peter Pacult und Christian Canestrini gab es früher nur im Doppelpack. Keinen Posten als Cheftrainer trat der Floridsdorfer Pacult ohne seinen Athletikcoach an, doch... Anekdote zum Sonntag (130) – Palmsonntag

Peter Pacult und Christian Canestrini gab es früher nur im Doppelpack. Keinen Posten als Cheftrainer trat der Floridsdorfer Pacult ohne seinen Athletikcoach an, doch seit einiger Zeit arbeiten PP und CC nicht mehr zusammen. Unfreiwillig. Seitdem geht es mit der Trainerkarriere des Ex-Rapid-Meistermachers – so ehrlich muss man sein – leider bergab. Nach seinem Herzensverein, dem Floridsdorfer AC, konnte der Ex-Stürmer in Kroatien, Serbien oder Slowenien nicht mehr an frühere Erfolge wie Meistertitel oder Europacup anschließen. Auf Nachfrage des Kuriers bestätigte der Wiener, dass seine Leistungen eben auch von Canestrinis Arbeit abhingen: „Ich habe immer gehört: Dafür ist kein Geld da! Aber im Nachhinein kostet das die Vereine doppelt Geld.“ Da hat er recht, der Peter Pacult. Im Spitzensport zählen Kleinigkeiten. Eine Optimierung im Fitnessbereich ist sogar essentiell wichtig und auf lange Sicht gesehen einer der Schlüssel zum Erfolg. Rapids Stadtrivale engagierte einst Hermann-Maier-Fitnessguru „Heini“ Bergmüller. 2015 rechnete der Coach mit den Austria-Kickern jedoch brutal ab: „Als ich kam, hatte das Team teilweise erschreckendes Niveau, es entsprach nicht einmal mäßigen Hobbyläufern.“ Die Vorstellungen klafften auseinander und so war es kein Wunder, dass Bergmüller und der FAK bald getrennte Wege gingen.

Pacult, der von Ernst Happels Training geprägt worden war, bestand daraus, dass seine Spieler hervorragende aerobe Ausdauerwerte hatten. Im Trainingslager verordnete der gebürtige Wiener den Kickern daher immer wieder: Laufen, laufen, laufen. Im Sommer 2007 sollten Pacult und Canestrini mit einem Ausdauertrainingslager in Bad Radkersburg den Grundstein für die Meistersaison legen. Tatsächlich wirkte Rapid in den letzten Spielen der Saison 07/08 (auch abgesehen vom euphorischen Schwung ob des sich in Sichtweite befindenden Tellers) unheimlich frisch. Die Spieler mochten das langweilige Konditionsschinden naturgemäß weniger. Damals tat sich aber ein weiteres Problem auf: Kaum waren die Rapidler in der Südoststeiermark angekommen, hörten sie, dass Christian Canestrinis Geburtstag vor der Tür stand. Fieberhaft suchte man nun nach einem Geschenk, denn das Wiegenfest des Fitnesscoaches ohne Gratulation vorbeiziehen zu lassen, hätte vielleicht Rundenlaufen bis zum Geht-nicht-mehr bedeutet. Kapitän Hofmann und Tormann Payer bildeten das Think-Tank. Die Saison hatte noch nicht begonnen, deshalb war die Mannschaftskasse so gut wie leer. Nachdem man aber sowieso keine gute Idee für einen schnellen Lustkauf hatte, wurde aus der Not eine Tugend gemacht: Payer und Hofmann stibitzten aus der Hotellobby eine Palme samt Kübel. Irgendwie trieben sie auch eine grün-weiße Schleife auf, die sie an das exotische Gewächs banden. Nach dem Abendessen übergab Rapids jetziger Rekordspieler mit feierlicher Miene das blumige Geschenk an Canestrini. Dieser war gerührt: Die Kicker hatten also tatsächlich an seinen Geburtstag gedacht. Liebevoll betrachtete er die Palme, die ihn sogleich in Urlaubstimmung versetzte und nahm sie auf sein Zimmer mit.

Am Abfahrtstag checkten zunächst die Spieler aus, während sich das Trainerteam Zeit ließ. Christian Canestrini kam als einer der Letzten in die Lobby. Er mühte sich mit Pflanzenkübel und Koffer ab und legte schließlich verschwitzt seinen Zimmerschlüssel auf die Rezeption. Als er sich jedoch anschickte, das Hotel durch die große Glastüre zu verlassen, wurde er vom Manager aufgehalten: „Was wollen Sie mit unserer Palme?“ „Wieso Ihre Palme?! Das ist ein Geschenk von der Mannschaft!“ „Irrtum! Diese Palme stand bis vor wenigen Tagen hier in der Lobby. Wir haben sie schon vermisst!“ Canestrini war verblüfft, hatten ihn die Spieler doch tatsächlich – im wahrsten Sinne des Wortes – gepflanzt. Die Rapidler hatten die ganze Szenerie durch die breite Glasfront beobachtet und bogen sich vor Lachen. Sie hatten es tatsächlich geschafft den Athletiktrainer auf die Palme zu bringen. Zwar schwieg der gebürtige Innsbrucker während der ganzen Heimfahrt eisern, zurück in Hütteldorf verschärfte er die Gangart bei jedem Training aber derart, dass manche Spieler vom weißen Palmenstrand zu fantasieren begannen.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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