Ein erfahrener Stamm in der Zentrale und viele junge Spieler – der FC Wacker Innsbruck präsentiert sich in der Saison 2012/13 als guter Mix,... Kaderanalyse Wacker Innsbruck – Überraschung dank gutem Mix möglich

Ein erfahrener Stamm in der Zentrale und viele junge Spieler – der FC Wacker Innsbruck präsentiert sich in der Saison 2012/13 als guter Mix, der in dieser Spielzeit überraschen kann.

 

 

 

Torwartposition 

37 Lenze zählt Szabolcs Sáfár mittlerweile. Der gebürtige Ungar, der 1997 von seinem Stammklub Vasas SC zur Salzburger Austria kam, hält den Kasten seitdem in Österreich – mit Ausnahme des Herbstes 2003, den er bei Spartak Moskau verbrachte – dicht. Seit einem Jahr tut er dies beim FC Wacker und wenn er fit ist, ist er auch in hohem Alter noch ein sicherer Rückhalt. Nach 332 Bundesligapartien können ihn eben nur Verletzungen stoppen. Allerdings ist nun das letzte Vertrags- und wohl auch Karrierejahr auf Profiebene angebrochen.

Als Ersatz steht vor allem der 18-fache Nachwuchsnationalteamtorhüter Markus Egger (22) bereit. Egger hat derzeit den Status der Nummer zwei inne, ist solide, aber kein übermäßig guter Ersatz. Er nimmt aber brav den Platz auf der Bank ein und harrt seiner Chance, eventuell Sáfár als Einsergoalie zu beerben. Ein Manko haftet an ihm: Der ehemalige Wattens-Goalie konnte in seinen bislang sechs Einsätzen in der Bundesliga noch nicht gewinnen, zeigte noch keine außergewöhnlichen Leistungen.

Aus dem eigenen Nachwuchs stammt Markus Siding (18). Der Jungspund sammelte bislang nur in der Regionalliga West seine Erfahrungen und saß in der abgelaufenen Spielzeit vier Mal auf der Bank. In 15 Einsätzen in der Regionalliga kassierte er 29 Tore, vor allem gegen Teams aus dem oberen Tabellendrittel musste er oft hinter sich greifen. Sollte er Einsätze bekommen, kann er frei von der Leber weg agieren und aufzeigen, er ist aber die deutliche Nummer drei.

Ein alter Hase und zwei Jungspunde – die Torwartposition ist nicht ausgewogen besetzt. Sáfár ist ob seines Alters verletzungsanfällig und die Ersatzleute sind noch sehr jung, eventuell zu jung. Sollte der Ungar länger ausfallen, wird die Verteidigung davor noch mehr arbeiten müssen, da dem Duo Egger/Siding schlichtweg Spiele auf höchstem Niveau fehlen.

Der Abwehrverbund 

Inaki Bea ist weg, hier müssen andere in die Presche springen. Der Abwehrchef wird Martin Svejnoha (34) heißen und sich um seine Nebenleute kümmern. Der Tscheche gilt vor allem als menschlicher Kitt im Team und auf ihn wird in seinem vierten Jahr beim FC Wacker auch die wichtige Führungsrolle zukommen, die er ohne den Spanier alleine bestreiten muss. Den Platz in der Startelf neben ihm könnte an Dario Dakovic (25) gehen. Der bosnisch-österreichische Kicker spielte nach der Ausbildung in der AKA Tirol auch für Wattens und den SV Hall und ist nun seit 2008 Bestandteil der Mannschaft. Dakovic besticht vor allem durch sein Stellungsspiel, er kommt mit wenigen Fouls aus. Die im Grunde genommen einzige Alternative in der Innenverteidigung ist der 23-jährige Marco Kofler, der sich bei seinem Debüt im Dezember 2010 gegen Rapid Wien gleich eine Patellaluxation zuzog. Ohne dieser hätte er schon mehr Bundesliga-Einsätze absolviert. Der Innenverteidiger, der auch auf der rechten Seite aushelfen kann, zeigte sich in der vergangenen Spielzeit bei seinen 24 Einsätzen noch etwas überfordert, sah zehn Mal Gelb. Der Lavanttaler Fabian Hafner, der vor einem Jahr nach Innsbruck kam, hat erst einen Kurzeinsatz bei den Profis. Dem 18-Jährigen, der neben dem U19-Team auch schon ins U21-Nationalteam einberufen wurde, gehört die Zukunft, er wird aber erst reinschnuppern.

Auf der linken Seite gibt es mit Alexander Hauser (28) einen recht modernen Außenverteidiger, der sehr gerne Vorstöße unternimmt. Er ist mannschaftsdynamisch sehr wichtig, ist, seit er 2009 kam, einer der vielbeschworenen „Typen“, die den Antreiber mimen. Sein Ersatz ist Christian Schilling (20). Dem Ex-GAK-Spieler fehlt wie Hauser aber der konkrete Drang nach vorne. Die rechte Seite ist nach Hardings Abgang zum LASK verwaist, die nunmehr fix verpflichtete Rapid-Leihgabe Thomas Bergmann ist eine Möglichkeit, einen Linksverteidiger auf rechts zu stellen ebenfalls.

Es fehlt schlichtweg die Kadertiefe in der Verteidigung. Die ersten Vier sind recht gut, dann wird es eher mau. Bei der Abwehr ist zu attestieren, dass das klamme Budget eben keine großen Sprünge zulässt. Das Sparen hier könnte sich durch Verletzungen der Leistungsträger negativ auswirken.

Das Mittelfeld 

Die zentrale Figur ist Routinier Tomás Abrahám (33). Der Tscheche ist Kapitän und Taktgeber auf der Sechserposition im Mittelfeld und unheimlich wichtig. Als Ersatzmann oder zweiter Sechser wurde Simon Piesinger (20) von Blau Weiß Linz verpflichtet. Der 1,92 Meter große Schlacks kam, sah und wurde Fixstarter im Linzer Mittelfeld und tätigte den nächsten Schritt. Piesinger interpretiert seine Rolle modern, beherrscht auch den Pass in die Tiefe. Der U20-WM-Held von 2007, Peter Hackmair, ist wie der Neuzugang ein moderner Sechser, wird aber aufgrund einer Kreuzbandoperation erst im Herbst voll angreifen können. In der offensiven Mittelfeldzentrale ist ein Fixplatz für Carlos Merino (32) reserviert. Der Spanier, der sich von einer Arthroskopie im Sprunggelenk erholt, wird erst gegen Ende Juli wieder voll angreifen können. Mit CD Numancia spielte er 2004/05 in der Primera Division, seit einem Jahr organisiert er das Offensivspiel der Innsbrucker. Neben ihm soll der mittlerweile 26-jährige Christoph Saurer zu alter Stärke zurückfinden. Am Tivoli hofft man, dass der Linksfuß die tolle Saison 2009/10 beim LASK mit fünf Toren und sieben Assists wiederholen kann.

Auf den Außenbahnen tummeln sich einige Spieler, die ihr vorhandenes Talent, das sie in der abgelaufenen Spielzeit aufblitzen ließen, bestätigen sollen. Rechts könnte es Thomas Bergmann (22) sein, wenn er nicht in der Abwehr gebraucht wird. Große Chancen auf einen Stammplatz hat deswegen Daniel Schütz (21). Der Ex-Altacher bewies mit zwei Toren und fünf Assists, dass er eine Alternative sein kann, allerdings stimmte die Fitness noch nicht, er absolvierte keine Ligapartie über 90 Minuten. Christopher Wernitznig (22) war die Überraschung der Saison, im letzten Sommer verstanden selbst Insider nicht, was er im Profikader zu suchen hatte. Acht Tore und sechs Assists in 29 Partien sprachen eine deutliche Sprache, was er da macht. Die Ersatzmänner: Thomas Löffler  (21) durfte im rechten Mittelfeld schon sieben Partien absolvieren, Marco Köfler (21) im linken. Sascha Wörgetter (18) und Konrad Gilewicz (20), Sohn von „Legende“ Radoslav, komplettieren das Aufgebot.

Dem Mittelfeld fehlen die Kicker im besten Fußballeralter. Junge Spieler unterliegen Schwankungen, dementsprechend wird es an den Oldies Abrahám, Merino und – in dem Fall gehört er hier dazu – Saurer liegen, Konstanz reinzubringen.

Der Sturm 

Drei gestandene Spieler, einer für die Perspektive. Routinier Marcel Schreter (30), der in der vergangenen Saison einige Durchhänger hatte, kann auch im offensiven Mittelfeld agieren, hat einen guten Schuss und ist ein Mann, der gefährliche Freistöße treten kann. Julius Perstaller (22) kann diese Saison den Turbo zünden, die vergangene war mit fünf Toren nicht gerade das Gelbe vom Ei. Nach dem guten Einstand von 2010/11 mit 12 Scorerpunkten muss er nun zeigen wohin seine Reise geht: Nach oben, dann müssen zehn Tore oder mehr her, oder eben nach unten – es ist Zeit, sich zu beweisen. Neben Nachwuchsmann Alexander Fröschl (19), der reinschnuppern soll, wurde mit dem 21-jährigen Marcelo Fernandes noch ein Samba-Kicker verpflichtet, der leihweise von Bangu Atlético Clube kommt und sich in Europa beweisen möchte.

Hin oder her: Ein Stürmer wird an seinen Toren gemessen. Einer der Akteure sollte allenfalls zweistellig treffen, auch wenn das natürlich leichter gesagt als getan ist. Schreter und Perstaller müssen auf einem Niveau bleiben, denn Tore dieser beiden werden den Weg weisen. Geht es mit Wacker weiter rauf, oder bleiben sie ein Mittelständler.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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