Laut Informationen der „Krone“ und des „Kurier“ wird Rapids Innenverteidiger Mert Müldür in die Serie A zur US Sassuolo wechseln. Den Infos zur Folge... Müldür nach Italien: Das sind Rapids Optionen!

Laut Informationen der „Krone“ und des „Kurier“ wird Rapids Innenverteidiger Mert Müldür in die Serie A zur US Sassuolo wechseln. Den Infos zur Folge soll sich der 20-Jährige bereits zu finalen Vertragsgesprächen in Italien befinden.

Fünf Millionen Euro soll die Ablösesumme für den türkischstämmigen Wiener betragen. Damit wäre Müldür gleichauf mit Jimmy Hoffer der drittteuerste Verkauf in der Rapid-Vereinsgeschichte – nach Robert Beric und Maximilian Wöber. Ein Kauf von Müldür wäre für Sassuolo sinnvoll, nachdem diese ihren Top-Innenverteidiger Merih Demiral zuletzt um 18 Millionen Euro an Juventus Turin abgaben.

Dünne Abwehrdecke bei Rapid

Aber was bedeutet ein Müldür-Abgang für Rapid? Zunächst einmal, dass die Hütteldorfer kurzfristig nur noch sechs topfitte Verteidiger im Kader haben. Sonnleitner ist noch immer verletzt, Dibon musste beim 1:0-Sieg über Sturm mit einem Cut unter dem Auge raus, sollte aber schon gegen den LASK wieder spielen können. Alternativen für die Innenverteidigung sind derzeit Hofmann, Barac und Greiml. Außen können Ullmann, Schick und Auer spielen.

Mindestens ein neuer Verteidiger muss kommen

In einem 3-5-2-System ist diese Palette an Innenverteidigern natürlich sehr dünn. Speziell wenn man bedenkt, dass Barac eigentlich schon auf dem Abstellgleis stand und Greiml erst zwei Spiele für die Kampfmannschaft in den Beinen hat. Darüber hinaus würde Rapid mit Müldür seinen aufbaustärksten Innenverteidiger verlieren. Das Aufbauspiel über die Dreierkette ist aktuell noch eine der großen Schwächen im neuen System Rapids.

Backups für die Flügel gehen aus

Somit ist eines klar: Ein Ersatzmann für Müldür muss kommen und es sollte idealerweise ein gestandener Spieler sein, der sofort funktioniert und aufbaustark ist. Aber ein Müldür-Abgang würde noch ein weiteres Fragezeichen mit sich bringen, denn der türkische U21-Teamspieler ist – neben seinem Stammplatz in der rechten Innenverteidigung – auch noch das erste Backup als rechter Flügelverteidiger. Geht Müldür, so ist Stephan Auer der einzige Ersatzmann für Thorsten Schick und Maximilian Ullmann, nachdem auch Marvin Potzmann den Verein verließ.

Mehrere denkbare Szenarien

Was nun in den nächsten knapp zwei verbleibenden Wochen der Transferzeit passieren wird, ist völlig offen und wie üblich werden sich Kühbauer und Barisic kaum in die Karten schauen lassen. Wir versuchen aber dennoch die verschiedenen, denkbaren Szenarien zu skizzieren.

3 ½ Spieler in Fünferkette gesetzt

Auf den fünf Abwehrpositionen sind derzeit drei Spieler gesetzt: Die Flügelverteidiger Schick und Ullmann, sowie Abwehrchef Dibon. Bei Letzterem darf man aber nie davon ausgehen, dass er eine verletzungsfreie Saison hinlegt – Ausfälle sind beim anfälligen Dibon immer denkbar und demnach wäre es besser, einen Backup mehr, als einen zu wenig zu haben. Zudem dürfte stets zumindest einer aus dem Duo Hofmann-Sonnleitner spielen, was aber nicht viel zu einem sauberen und weitsichtigen Spielaufbau beiträgt.

Klassischer Innenverteidiger oder Hybrid?

Anstelle von Müldür muss natürlich ein Ersatzmann kommen. Das wird so sein, daran wird’s nichts zu rütteln geben. Die Frage ist nur, ob es sich dabei um einen klassischen Innenverteidiger, oder um einen Spieler handeln wird, der auch als Rechtsverteidiger einspringen kann und somit auch Müldürs bisherige Backup-Funktion erfüllt.

Ein Linksfuß statt Müldür?

Einen kleinen Sprung in der Kaderhierarchie machte zuletzt zwangsläufig Mateo Barac. Der häufig hölzern wirkende Kroate ist als einziger Linksfuß in der Innenverteidigung ohnehin ein Spezialfall. Obwohl man mit dem 25-Jährigen praktisch nicht mehr plant und das auch immer wieder durch Nicht-Aufstellungen oder –Einwechslungen (Ausnahme am Sonntag gegen Sturm) veranschaulicht, ist er in der momentanen Lage durchaus wichtig für die Kaderbalance. Andererseits kann es aber auch sein, dass die Müldür-Millionen dafür verwendet werden, einen aufbaustarken Linksfuß zu holen und dafür Barac noch kurz vor Ende der Transferzeit abzugeben, dafür aber rechts in der Innenverteidigung wieder Hofmann oder Sonnleitner zu forcieren.

Oder sogar zwei Innenverteidiger?

Hier könnte es also praktisch zu allen Szenarien kommen. Am wahrscheinlichsten: Statt Müldür einen Linksfuß kaufen, der dann auf dem ursprünglich als „Barac-Position“ gedachten Posten spielt und wiederum Hofmann oder Sonnleitner als rechter Innenverteidiger auf der bisherigen Müldür-Position. Aber es wäre auch nicht unwahrscheinlich, dass Rapid zwei Innenverteidiger holt, die so flexibel sind, dass sich auch nach außen rücken können, wie es etwa Müldür konnte.

Ein Innen- und ein Außenverteidiger?

Zudem ist es denkbar, dass man Müldür eins-zu-eins durch einen anderen Spieler ersetzt den Rest so lässt wie bisher. Dagegen sprechen aber die wenigen Backups für die defensiven Flügel. Schließlich wäre auch der Kauf eines Müldür-Ersatzes für die Innenverteidigung und die zusätzliche Verpflichtung eines möglichst flexiblen Außenverteidigers, der idealerweise Schick und Ullmann ersetzen könnte, eine zusätzliche Option.

Kaum sinnvolle Optionen für eine interne Nachbesetzung

Ein Neuer kommt sicher, ein zweiter Neuer wäre zumindest eine Option. Interne Nachbesetzungen sind hingegen weniger wahrscheinlich. Die tragfähigste Variante wäre Dejan Ljubicic als Innenverteidiger, um den Spielaufbau zu verbessern. Das ist aber durch Grahovac‘ Verletzung vor allem kurzfristig wieder ein Problem fürs zentrale Mittelfeld. Ähnliches gilt für Manuel Martic, dem aber für die Innenverteidigung der Speed fehlen dürfte. Aus dem Nachwuchs gibt’s auch keine Optionen: Amateure-Kapitän Paul Gobara war bei der Ersten noch nie dabei, Top-Talent Dalibor Velimirovic ist noch nicht soweit und Patrick Obermüller wurde bekanntlich nach Hartberg verliehen. Nachrückend bleibt also Leo Greiml das einzige Zünglein an der Waage aus dem eigenen Nachwuchs.

Nur wenige Legionäre im Kader

Sicher ist, dass Zoran Barisic bei der (hoffentlich bereits abgeschlossenen!) Suche nach einem Müldür-Ersatz in alle Richtungen blicken kann. Mit Fountas, Grahovac, Badji, Kitagawa und Barac hat Rapid derzeit nur fünf Legionäre im Kader – wobei Barac je nach Idee von Barisic möglicherweise zu vernachlässigen ist – und kann daher problemlos mit Ausländern nachrüsten. Durch die Müldür-Millionen sollte es auch nicht am Finanziellen scheitern, was aber eine äußerst interessante Facette mit sich bringt: Barisic ist bekannt dafür, niedrig zu pokern und nicht zu viel auszugeben. Gleichzeitig wissen aber andere Klubs über Rapids Engpass und die absolute Notwendigkeit nachzurüsten Bescheid. Das Transferfenster in Österreich ist noch bis 2.September um 18:00 Uhr offen.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen