Der SK Rapid sicherte sich mit einem insgesamt überzeugenden 3:1-Sieg über den LASK den Vizemeistertitel in der österreichischen Bundesliga. Es ist der erste zweite... Rapids Vizemeistercoup und die möglichen Gegner in der CL-Qualifikation!

Der SK Rapid sicherte sich mit einem insgesamt überzeugenden 3:1-Sieg über den LASK den Vizemeistertitel in der österreichischen Bundesliga. Es ist der erste zweite Platz seit vier Jahren und mehr als nur ein Prestigeerfolg für die Hütteldorfer.

Dabei hatte das Spiel einen anderen Charakter, als die letzten Spiele Rapids gegen den LASK. Kühbauer wich stilistisch von der ultradefensiven Spielweise ab, konterte nicht nur, sondern suchte mit einem massierten Mittelfeld die Kontrolle in der Zentrale. Das gelang auch, weil Schwab die offensivste Position in der Mittelfeldzentrale einnahm, dahinter Grahovac und Petrovic die Doppelacht gaben.

Starke Mittelfeldzentrale bringt spielerische Stabilität

Trotz der zahlreichen Verletzungen auf Seiten der Wiener ging dieses Rezept auf und man sah Rapid kaum einen körperlichen Verschleiß an. Speziell die Doppelacht mit Grahovac und Petrovic machte am gestrigen Abend einen ausgezeichneten Job: Speziell in der ersten Hälfte erlangte Grahovac, der immer wieder clevere, kurze Vertikalpässe spielte und mit starkem Stellungsspiel glänzte, ein hohes Maß an Kontrolle in der Mitte. Mit Fortdauer des Spiels wurde auch Petrovic immer stärker, übernahm den spielerischen Part mit etwas mehr Tiefgang und belohnte sich als insgesamt wohl stärkster Rapidler mit zwei Assists.

Beinharte, aber auch aufbausolide Dreierkette

Der LASK hatte Möglichkeiten ins Spiel zurückzukommen, hatte bei einem aberkannten Treffer Pech, kam durch Klauss‘ Energieanfall zwischenzeitlich auf 1:2 heran. Dennoch fanden die Linzer kaum Lösungen gegen die Rapid-Defensive, die wieder einmal sehr sicher stand und aus der Dreierkette mit Greiml, Ljubicic und Stojkovic auch weitgehend gut herausspielte. Dieses solide Aufbauspiel, aber auch die sehr griffige Anbindung zum gut gestaffelten zentralen Mittelfeld war wohl der größte Unterschied zu den bisherigen Saisonduellen gegen den LASK, wo man nur selten sauber gegnerische Linien überspielen konnte.

Zweiter Platz für Grün-Weiß fix

Rapid gewann damit auch das zweite Meistergruppenspiel gegen den LASK und liegt eine Runde vor Schluss bereits fünf Punkte vor den Linzern. Auch wenn der LASK keinen Vier-Punkte-Abzug bekommen hätte, wäre Rapid also derzeit vorne – aufgrund des Verzichts auf einen weiteren Einspruch durch die Oberösterreicher ist der zweite Platz nun für die Ismael-Elf nicht mehr möglich und der LASK würde bei einem Wolfsberg-Sieg im heutigen Nachtragspiel in Hartberg sogar auf den vierten Platz zurückfallen.

Der „undankbare“ zweite Platz

Da Rapid die Meisterschaft nun fix auf dem zweiten Rang beenden wird, kann man sich bereits ein wenig mit dem Europacup-Modus auseinandersetzen. Zuletzt gab es einige Diskussionen darüber, dass der dritte Platz, der einen fixen Startplatz in der Europa League Gruppenphase bedeuten würde, besser wäre, als Platz 2, wo Rapid nun vor mehreren Qualifikationsspielen steht. Diese werden aufgrund von Corona diesmal in einem einzelnen Spiel ausgetragen. Das Heimrecht wird gelost.

Bereits im ersten Spiel geht’s um alles

Rapid steigt nun also in der zweiten Qualifikationsrunde in die Champions League ein. Um in die Königsklasse zu kommen, müsste Rapid drei Runden überstehen. Übersteht man die erste Runde, wäre der Platz in der Europa League Gruppenphase fix – auch wenn man das nächste Qualifikationsspiel verlieren würde. Verliert Rapid aber sein erstes Spiel, würde man in die Qualifikation zur Europa League umsteigen und müsste dort zwei Runden überstehen, um es in die Gruppenphase zu schaffen. Das allererste Quali-Spiel hat also bereits „Endspiel-Charakter“ für Rapid.

Mögliche Rapid-Gegner im ersten Quali-Spiel

Auch wenn man zuletzt ein wenig zurückfiel, spricht die Setzung noch für den SK Rapid. Im allerersten, wohl wichtigsten Spiel wären die Hütteldorfer gesetzt und könnten – Stand jetzt – auf den Tabellenzweiten aus Holland, Griechenland oder Kroatien, oder den Tabellendritten aus der Türkei treffen. Nachdem die meisten nationalen Meisterschaften noch nicht aus sind, steht noch nicht exakt fest, wer diese Mannschaften sein werden, aber für Rapid-Fans lohnt sich in den nächsten Wochen ein Blick auf diese Meisterschaften. Hier die aktuell möglichen Gegner:

Rot = Wahrscheinlichkeit gering
Blau = Wahrscheinlichkeit hoch

  • AZ Alkmaar (fix Zweiter in Holland, mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls gesetzt, außer andere höher rankende Teams rutschen in die Qualifikation)
  • AEK Athen (derzeit Zweiter in Griechenland)
  • PAOK Saloniki (derzeit Dritter in Griechenland, mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls gesetzt)
  • Lokomotiva Zagreb (derzeit Zweiter in Kroatien)
  • NK Osijek (derzeit Dritter in Kroatien)
  • Hajduk Split (derzeit Vierter in Kroatien)
  • NK Rijeka (derzeit Fünfter in Kroatien, nur noch geringe Chancen auf Platz 2)
  • Istanbul Basaksehir oder Trabzonspor (derzeit Erster und Zweiter in der Türkei, UEFA-Verfahren gegen Trabzonspor aber noch offen; theoretisch könnten beide noch Dritter werden, ist aber eher unwahrscheinlich)
  • Sivasspor (derzeit Dritter in der Türkei)
  • Galatasaray (derzeit Vierter in der Türkei, vermutlich ebenfalls gesetzt)
  • Besiktas (derzeit Fünfter in der Türkei, vermutlich ebenfalls gesetzt)

Würde sich in den nationalen Meisterschaften der betroffenen Länder nichts mehr ändern, wären die möglichen Gegner – Stand jetzt – AEK Athen, Sivasspor und Lokomotiva Zagreb. Es ist aber natürlich zu erwarten, dass sich dies in den nächsten Runden weiter verändert. Die oben angeführten Gegner sind aber in jedem Fall die einzig Möglichen für Rapid.

Erster Sieg könnte Millionen bringen

Für die Teilnahme an der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League erhält Rapid 380.000 Euro Antrittsgeld. Würde man diese Runde überstehen und damit zumindest die EL-Gruppenphase erreichen, gäbe es ein Antrittsgeld von etwa drei Millionen Euro. Im allerersten Spiel geht es also bereits um Millionen.

Dritte CL-Quali-Runde mit möglichen Hammerlosen

Was passiert nun aber, wenn Rapid weiterkommt oder eben in die EL-Qualifikation umsteigt? Im Falle eines Sieges wäre Rapid als ungesetztes Team in der dritten Champions-League-Qualifikationsrunde. Laut aktuellem Stand wären die wahrscheinlichsten Gegner dort Benfica Lissabon, Dynamo Kiev, FK Rostov, FK Krasnodar oder KAA Gent.

Bei einer Niederlage: Rapid in EL-Quali zunächst gesetzt, danach vermutlich ungesetzt

Wenn Rapid sein erstes Spiel verliert, müsste man sich in zwei Qualifikationsrunden für die Europa League Gruppenphase qualifizieren. Hier wäre man im ersten Spiel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gesetzt und es würde gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner oder sogar einen Exoten gehen. Nach aktuellem Stand wäre Rapid im darauffolgenden Europa-League-Playoff ungesetzt, was aber stark an der Kippe steht und sich durch diverse Qualifikationsergebnisse noch knapp ändern kann. Rapid hätte also eine kleine Chance auf die Liste der Gesetzten zu rutschen und sich damit unter anderem Hammerlose wie Tottenham, ZSKA Moskau oder VfL Wolfsburg zu ersparen.

K.O.-Spiel-Unsicherheit wegen Corona

Wie bereits erklärt, stehen all diese Ausführungen stets unter dem Schatten der weiteren Unsicherheit, weil es in der kommenden Europacupsaison in Qualifikationsspielen keine Hin- und Rückspiele gibt, sondern nur einzelne Partien. Ob man das Heimrecht hat oder in der Fremde antreten muss, entscheidet also das Los. Die Auslosung findet am 10. August statt, das erste und wichtigste Qualifikationsspiel steht für die Hütteldorfer am 25. oder 26.August an.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen