„Leute erwarten immer, dass mein Leben spektakulär ist. Das ist es aber eigentlich nicht.“, sagte Marko Arnautović vor Jahren als er noch Profi bei... Anekdote zum Sonntag (194) – „Hallo Marko, da ist der Didi Constantini…“

„Leute erwarten immer, dass mein Leben spektakulär ist. Das ist es aber eigentlich nicht.“, sagte Marko Arnautović vor Jahren als er noch Profi bei West Ham war. Tatsächlich ist das Leben der meisten Top-Fußballer wohl etwas eintönig; sind sie doch im Hamsterrad aus spielen, trainieren und regenerieren gefangen. Ja, sie leben in Luxus und haben die Aussicht ausgesorgt zu haben, aber das Glück der kleinen Dinge ist für sie oft unerreichbar.

Uli Hoeneß hat als Spieler beim FC Bayern einmal gesagt, er fahre deshalb ein schönes Auto, weil er vielen Dingen, denen junge Menschen frönen würden, aufgrund seines Jobs nicht nachgehen könne. Ein schicker Untersatz sei dagegen eine Leidenschaft, die er sich erlauben dürfe. Heute leisten sich viele Kicker einen Fuhrpark im Wert von Immobilien. Auch Marko Arnautović liebt teure Autos. Seine Begeisterung dafür entflammte, als er sich im Alter von zwanzig Jahren den teuren Bentley eines Klubkollegen lieh. Nachdem ihm diese Luxuskarosse gestohlen wurde, schütteten viele Medien kübelweise Häme über den exzentrischen Jungprofi aus. Damals war die Story vom Autoklau nur eine der vielen Schlagzeilen, die der Austro-Serbe zu Beginn seiner Karriere produzierte. Der gebürtige Floridsdorfer galt damals als exzentrisches Genie; ein Supertalent mit Flausen im Kopf. Irgendwann hörten die Skandale um den mittlerweile 34-jährigen Offensivspieler jedoch tatsächlich auf und heute erlebt „Arnie“ im Herbst seiner Karriere nochmals einen zweiten Frühling.

Als der Kicker sein Bad-Boy-Image aber noch nicht losgeworden war, taten sich Ö3-Callboy Gernot Kulis und Comedy Hirte Herbert Haider im September 2011 zusammen, um dem jungen Arnautović eine Falle zu stellen. Marko war damals gerade bei Werder Bremen engagiert, nachdem seine Leihe bei Inter ausgelaufen war. Sein Förderer Andi Herzog prophezeite öffentlich: Er muss es in Bremen schaffen – sonst schafft er es nirgendwo.“ Spoiler: Es kam dann doch anders.

An der Weser konnte sich der Stürmer jedenfalls nicht integrieren. Immer wieder gab es Bres’l zwischen ihm und der Klubführung: So wurde der damals 22-jährige wiederholt wegen Disziplinlosigkeit aus dem Kader geschmissen oder musste zum Straftraining antanzen. Auch im ÖFB-Nationalteam war der bei Twente ausgebildete „Arnie“ zwischenzeitlich zum Zuschauen verdammt: Nach einem Kabinen-Zwist mit Stefan Maierhofer im März 2011 berücksichtigte ihn Teamchef Constantini nicht für die kommenden Länderspiele. Er soll zur Ruhe kommen und zeigen, dass er sein Potenzial in den Spielen abrufen kann.“, erklärte Constantini seine Entscheidung.

Wenige Stunden, nachdem Arnautović aber für Werder gegen Hoffenheim getroffen hatte, holte ihn Constantini im Herbst 2011 jedoch zurück ins Team. Entscheidend waren dabei nicht nur die zahlreichen Entschuldigungen Arnautovićs, sondern auch die Fürsprache seines Trainers: Thomas Schaaf bestätigte dem ÖFB-Teamchef, dass sich der Stürmer auch abseits des Platzes in letzter Zeit gut verhalte.

Kurz vor dem EM-Quali-Spiel gegen die Türkei am 6. September läutete das Telefon in Markos Hotelzimmer. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen schaffte es Herbert Haider als Didi Constantini den ÖFB-Stürmer an den Hörer zu bekommen. „Marko, wir haben schon wieder ein Problem! […] Angeblich hängst du jede Nacht am Pay TV-Sender.“, begann die einstudierte Standpauke, die der Radiosender anschließend mit einer Instrumental-Version von „Je t’aime (moi non plus)“ unterlegte. Arnautović stotterte und antwortete, er würde sich ganz normale Filme, wie „The Fast & the Furious“, anschauen. Der Stimmenimitator weiter: „Marko, es sind ärgere Sachen. Sagen wir es ist ein Porno. Pornofilme härteren [sic!] Ausmaßes! […] „Du bist angeblich bis 2, halb 3 Uhr im Zimmer narrisch geworden.“ Der Spieler blieb noch immer (verhältnismäßig) gelassen.

Für den vermeintlichen Teamchef das Zeichen aus vollen Rohren zu feuern: Er erklärte, es seien auch Frauen in Markos Hotelzimmer gesehen worden. Der unschuldige Angreifer griff nun zum letzten Strohhalm: Mehrmals schwor er bei seiner Mutter, er habe nichts getan und beendete seine Verteidigungsrede mit den denkwürdigen Worten: „Ich geh‘ schlafen, ich bin fit, ich bring‘ meine Leistung, ich mach‘ Tor, ich mach‘ Auflage.“ Trotzdem eröffnete ihm Haider/Constantini, er müsse angesichts dieser Umstände einen Nachfolger für ihn nominieren. Konsterniert fragte „Arnie“: „Sie wollen mich wirklich raushauen?!“ „Gern net.“, seufzte der Comedy Hirte daraufhin in nachgemachtem Tirolerisch, während sich Kulis und die Aufnahmeleitung des Radiosenders im Hintergrund ihr Lachen verkneifen mussten. Schweigen am anderen Ende der Leitung. Und dann wurde der damalige Deutschland-Legionär endlich erlöst, indem die Signatur des Ö3-Callboys ertönte. Marko quittierte den „practical joke“ in typischem Wienerisch: „Oida, wollts es mi häkeln, oder was?“ Nachdem er beinahe die gesamte Unterhaltung relativ cool und gelassen geblieben war, konnte er über den Jux-Anruf letztendlich selbst lachen. Mit ihm musste ganz Österreich schmunzeln, als der Beitrag frühmorgens in den Äther geschickt wurde. Einzig und allein sein Arbeitgeber fand den Scherzanruf gar nicht komisch. So maulte Thomas Schaaf öffentlich: „Warum kann man den Jungen nicht in Ruhe lassen?“ Deutsche und Humor eben.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag