In dieser neuen Serie nehmen wir die Statistikwerte unserer Legionäre in der ersten deutschen Bundesliga ganz genau unter die Lupe. Zuerst arbeiten wir für... Abseits.at-Leistungscheck – Wenig Ballkontakte für Laufwunder Julian Baumgartlinger

In dieser neuen Serie nehmen wir die Statistikwerte unserer Legionäre in der ersten deutschen Bundesliga ganz genau unter die Lupe. Zuerst arbeiten wir für jeden einzelnen Spieler die bisher gespielten Runden auf, danach ergänzen wir nach jedem Spieltag die Werte für unsere österreichischen Exporte. Heute analysieren wir die Daten von Julian Baumgartlinger, der beim 1. FSV Mainz um einen Stammplatz kämpft.

In der heurigen Meisterschaft absolvierte der Mainzer-Neuzugang bisher genau 499 Minuten für seinen neuen Klub. Der laufstarke Mittelfeldspieler durfte vier Mal von Beginn an auflaufen und wurde genauso oft eingewechselt. Der aktuelle Trend lässt den 23-jährigen Salzburger positiv in die Zukunft blicken, denn während er in den ersten sechs Runden insgesamt nur 64 Minuten spielte, durfte er zwischen der siebenten und zwölften Meisterschaftspartie gleich 385 Minuten lang sein Können unter Beweis stellen. Auch die Aussagen des sportlichen Leiters Christian Heidel stimmen positiv: „Bei uns noch gab es noch nie einen Spieler mit einem solchen Laufvermögen.“  Trainer Thomas Tuchel ist ebenfalls zufrieden mit dem österreichischen Nationalspieler: „Julian hat anfangs seine Rolle akzeptiert und sich nie bemitleidet. Er genießt ein hohes Standing, strahlt positive Energie aus und ist lernwillig.“

Baumgartlinger weiß genau was er will, ist ein Vorzeigeprofi, der schon früh auf eigenen Beinen stand. Mit nur 13 Jahren zog er ohne seine Eltern nach München, wo er bei einer Gastfamilie lebte, um die Akademie von 1860 München zu besuchen. Trotzdem ist es noch ein weiter Weg zum unumstrittenen Stammspieler. Der Kicker schätzt, dass Baumgartlinger beim kommenden Heimspiel gegen den FC Bayern München vorerst auf der Ersatzbank Platz nehmen wird. Die deutsche Fachzeitschrift geht davon aus, dass Caligiuri, Soto und Kirchhoff die Aufgabe bekommen werden, hinter dem offensiven Mittelfeldspieler Ivanschitz dicht zu machen. Bei den Mainzer-Fans kommt der Salzburger jedenfalls gut an, da sie seine bescheidene Art und seine Einsatzfreude zu schätzen wissen. Leider gibt es gerade von der achten Runde keine Tracking-Werte – an diesem Spieltag zeigte Baumgartlinger gegen den 1. FC Nürnberg seine stärkste Saisonleistung und steuerte seinen bisher einzigen Assist bei.

Lauffreudig wie eh und je

Wie oben erwähnt war Baumgartlinger in vier Runden über die volle Spielzeit im Einsatz, wobei einmal das Tracking nicht funktionierte. In den anderen drei Runden rannte er jedes Mal mehr als zwölf Kilometer, was zwar keine große Überraschung, aber natürlich dennoch ein ausgezeichneter Wert ist. 12,16 km lief er in der vergangenen Runde gegen den VfB Stuttgart, 12,4 km gegen Borussia Dortmund und 12,46 km gegen den FC Augsburg. In der elften Runde wurde er in der 15. Minute eingewechselt und kam dennoch fast auf zehn Kilometer. Obwohl er eine Viertelstunde weniger am Platz war, lief er mit 9,86 km mehr, als so manch andere Mittelfeldspieler während einer gesamten Partie. Baumgartlinger sieht sein laufintensives Spiel auch als seine größte Stärke an. Er will immer in Bewegung sein, um etwaige Löcher zu stopfen und bei Ballbesitz als Anspielstation zu dienen. Früher trainierte er neben dem Fußball auch Leichtathletik, was seine starken Leistungen in diesem Bereich erklärt.

Weit weniger Ballkontakte als bei der Wiener Austria

Baumgartlinger gelangen in der österreichischen Bundesliga gegen LASK Linz einmal 123 Ballkontakte, was selbst gegen einen schwachen Gegner ein absolut fantastischer Wert ist. Auch ansonsten kam er regelmäßig auf über 90 Ballkontakte pro Partie und war in dieser Wertung einer der dominantesten Spieler in der österreichischen Bundesliga. Bei seinem neuen Klub ist er leider weit weniger tonangebend, wie folgende Statistiken beweisen:

Seinen Bestwert, 72 Ballkontakte, erzielte er bei der 0:1-Heimniederlage gegen den FC Augsburg. Auch die 67 Ballkontakte in 75 Minuten gegen Werder Bremen waren durchaus in Ordnung. In den beiden anderen Partien, die über 90 Minuten gingen, erreichte er jedoch nur 48, bzw. 46 Ballkontakte – einen Wert, den man vom Mittelfeldspieler nicht gewohnt ist. Auch bei seinen Kurzeinsätzen in der zweiten und der vierten Runde hatte er wenige Ballkontakte. In den 55 Minuten kam er insgesamt nur auf 21 Ballkontakte (10 gegen den SC Freiburg und 11 gegen Hannover 96).

Zweikampfwerte in Ordnung – Fehlpassquote gering

In den bisherigen 499 Spielminuten absolvierte Baumgartlinger 107 Zweikämpfe, von denen er 60 gewann. Der Mittelfeldspieler ging also in 56% aller Fälle als Sieger aus einem Duell mit seinem Gegenspieler hervor. In Österreich gewann der Mittelfeldmotor etwa 60 Prozent seiner Zweikämpfe – wenn man bedenkt, dass die deutsche Bundesliga um einiges stärker ist, dann kann man mit seiner Zweikampfquote durchaus zufrieden sein. Wenig Grund zur Kritik liefert auch seine Fehlpassquote: 162 gelungenen Pässen stehen 26 Fehlpässe gegenüber. Es landen also 86% seiner Abspiele bei seinen Mitspielern.

Fazit

Die Einstellung und die Einsatzfreude passen auf alle Fälle – man sieht Baumgartlinger jedoch an, dass er noch etwas Zeit braucht, um sich an die deutsche Bundesliga zu gewöhnen. Seine Leistungen beim 3:3-Unentschieden gegen den 1. FC Nürnberg und beim 3:1-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart waren auf alle Fälle ein Schritt in die richtige Richtung. Baumgartlinger hat sicherlich die nötige Einstellung und das Potential, dass er sich über kurz oder lang einen Stammplatz bei den Mainzern sichern wird können. Wir werden sehen, wann er sein Können das nächste Mal unter Beweis stellen wird und dann insbesondere auf die Anzahl der Ballkontakte achten. Es wäre schön, wenn er in diesem Bereich wieder annähernd solche Werte erzielt, wie bei der Wiener Austria.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert