Mit Adana Demirspor kehrt einer der in der Türkei populärsten und im Rest Europas kaum bekannten türkischen Vereine nach 26 Jahren zurück in die... Adana Demirspor wieder erstklassig: Die Rückkehr der „Blauen Blitze“

Mit Adana Demirspor kehrt einer der in der Türkei populärsten und im Rest Europas kaum bekannten türkischen Vereine nach 26 Jahren zurück in die Süper Lig. Die Fans sind linksorientiert wie nur wenige im europäischen Fußball, entsprechend gibt es Fanfreundschaften mit dem FC St. Pauli oder AS Livorno. Zur nun beginnenden Saison hat man einige prominente Spieler verpflichtet.

Im Konzert der Großen

In Adana, mit rund zwei Millionen Einwohnern fünftgrößte Stadt der Türkei und nahe der südlichen Mittelmeerküste gelegen, wurden Fußballbegeisterte in den letzten Jahren wenig verwöhnt. Mitte des letzten Jahrzehnts verfügte die Stadt für drei Jahre nicht mal mehr über einen Verein in der zweiten Liga. Dabei spielten die beiden populärsten Vereine, Adanaspor und Adana Demirspor, zusammen nicht weniger als 40 Jahre in der seit 1959 bestehenden Süper Lig.

In der bei Gründung noch Millî Lig genannten ersten Klasse spielten nur Vereine aus Istanbul, Ankara und Izmir. Adana Demirspor konnte 1960 als erster Verein dieses Dreigestirn aufbrechen.

0:10 gegen Besiktas

Die großen Erfolge hat man dennoch nie feiern können, in der Liga war 1982 Platz sechs die beste Platzierung, 1978 stand man einmal im Pokalfinale. 1989 kassierte man bei Besiktas eine 0:10-Niederlage, bis heute die höchste Niederlage in der Süper Lig. Dabei erzielte Besiktas gleich sechs Kopfballtreffer. Damals pendelte Adana Demirspor zwischen den beiden höchsten Spielklassen, in neun Jahren stieg man drei Mal auf und genauso oft wieder ab. Zwischen 1999 und 2012 spielte man dann für insgesamt elf Jahre sogar nur drittklassig.

Neun verlorene Aufstiegsrelegationen

Dabei war man in diesen Jahren keineswegs unterlegen, durch gute Leistungen schaffte man es 2006, 2008, 2010 und 2011 in die Playoffs um den Aufstieg, verlor aber jeweils. Im fünften Anlauf erreichte man 2012 über die Playoff-Spiele die Rückkehr in die Zweitklassigkeit. Auch dort qualifizierte man sich wieder mehrmals für die Playoffs, scheiterte aber 2012, 2015, 2016, 2019 und 2020.

Bekanntester Spieler des Vereins war Fatih Terim, der erfolgreichste Trainer des türkischen Fußballs. Nach ihm war auch das bisherige Stadion benannt. Anfang des Jahres wurde die neue Spielstätte, das „Yeni Adana Stadyumu“ fertigstellt und wird, wie auch die vorherige, mit den Rivalen von Adanaspor geteilt. Dafür sind die Hälfte der Sitze in den Vereinsfarben blau-marineblau (Adana Demirspor) bzw. orange-weiß (Adanaspor) gehalten. Wegen der Corona-Pandemie mussten die Fans bislang aber auf einen Besuch verzichten.

Großer Fanrückhalt

Der Club wurde 1940 als Betriebssportverein der Eisenbahn gegründet, daher stammt auch der Name „Demirspor“. Das Logo ist noch im Vereinswappen zu finden, die Fans legen auch heute noch großen Wert auf die Herkunft als klassischer Arbeiterverein. Politisch stehen sie entsprechend links, das Stadtderby gegen Adanaspor, deren Fanschicht sich klassisch eher aus der Mittel- und Oberschicht speiste, lebt damit auch von den sozioökonomischen Differenzen. Während Demirspor die größere Fanbasis für sich verbuchen kann – in der zweiten Liga hatte man einen höheren Zuschauerschnitt als die meisten Erstligavereine – war Adanaspor sportlich erfolgreicher und mehrfach im Europapokal vertreten. Das Spiel zwischen den Stadtrivalen gehört zu den bedeutendsten türkischen Derbys außerhalb Istanbuls.

Große Namen vor Saisonbeginn

In diesem Jahr gelang endlich der Aufstieg in die Süper Lig, direkt als Meister und ohne Relegation. Seit Murat Sancak 2018 das Präsidentenamt übernahm, konnten mehrere bekannte Spieler verpflichtet werden, unter ihnen Gökhan Inler, mit dem nun der Titel in der zweiten Liga geholt wurde.

Zur neuen Saison verpflichtete man mehr als zehn neue Spieler. Auch wenn man kaum Ablösesummen zahlte, sind doch einige prominente Namen unter den Neuzugängen: Mario Balotelli wurde vom AC Monza verpflichtet, der norwegische Nationalspieler Jonas Svensson vom AZ Alkmaar, Benjamin Stambouli kommt vom FC Schalke 04 und wurde mit PSG und Montpellier zweimal französischer Meister. Auch Younes Belhanda war bei Schalke und wurde mit Montpellier Meister, gewann darüber hinaus Meisterschaften mit Dynamo Kiew und in jüngeren Jahren mit Galatasaray. Lucas Castro kommt vom Ligarivalen Karagümrük und stand knapp 200-mal in der Serie A auf dem Platz.

An diesem Wochenende beginnt die neue Saison der Süper Lig, für Adana Demirspor steht am ersten Spieltag das Auswärtsspiel bei Fenerbahce an.

Daniel Schwieterjann