In Österreich lief die Transferzeit zunächst schleppend an – doch ein Blick über unsere Grenzen hinaus, speziell in vergleichbare Ligen, zeigt, was möglich wäre.... Die Glücksgriffe der „Österreichähnlichen“ – diese Transfers beschäftigen kleine Fußballnationen im Winter 2011/12!

In Österreich lief die Transferzeit zunächst schleppend an – doch ein Blick über unsere Grenzen hinaus, speziell in vergleichbare Ligen, zeigt, was möglich wäre. Abseits.at wirft einen Blick auf unser geografisches Umfeld und Nachbarn in der UEFA-Fünfjahreswertung und die winterlichen Transferaktivitäten, die Aufsehen erregen!

Als der SK Sturm als ersten Qualifikationsgegner zur Champions League den ungarischen Vertreter Videoton Szekesfehervar zog, sprach man im Vorfeld vor allem über die brasilianische Gefahr im Angriff der Ungarn. Der 28-jährige Brasilianer Andre Alves erzielte in drei Jahren 55 Ligatore für den ungarischen Verein und dominierte damit die Liga. Nun hat der 181cm große Angreifer einen neuen Klub gefunden: Alves wechselt zu Omonia Nikosia! Das Bemerkenswerte an diesem Transfer: Die Zyprer sicherten sich die Dienste des Goalgetters erst ab Sommer und nutzten damit ein Vertragsverlängerungs-Hickhack zwischen Alves und Videoton aus. Dies ist eine Vorgehensweise, die viele österreichische Klubs in der Wintertransferzeit ablehnen – frei nach dem Motto „was wir kaufen, wollen wir gleich“. Nicht selten fehlt österreichischen Klubs der Weitblick, den Omonia Nikosia hier clever bewies.

Affolter von Bern nach Bremen

Werder Bremen reagierte auf Personalsorgen in der Abwehr und verpflichtete den 20-jährigen Schweizer Francois Affolter von den Young Boys Bern. Nachdem Andreas Wolf nach nur einem halben Jahr zum AS Monaco abwanderte und Sebastian Prödl mit seiner schweren Gesichtsverletzung für längere Zeit ausfallen wird, war Affolter ein logischer Kandidat für das Konzept der Bremer. Der vierfache Teamspieler kann nicht nur in der Innenverteidigung aufgeboten werden, sondern spielte auch schon im defensiven Mittelfeld und als rechter Verteidiger, bestritt zudem bereits über 130 Pflichtspiele für die Berner. Affolter wurde zunächst gegen eine Leihgebühr für ein Jahr von den Bremern ausgeliehen – die Norddeutschen besitzen jedoch eine Kaufoption, die eines der hoffnungsvollsten Schweizer Talente gegen eine niedrige Millionensumme längerfristig an den SV Werder binden könnte.

Nsereko probiert’s in Rumänien

Das deutsche Megatalent Savio Nsereko hat einen neuen Klub: Der 22-jährige Offensivallrounder wurde in Uganda geboren und galt lange Zeit als eines der größten Talente Europas – obwohl sich seine Visitenkarte eindrucksvoll liest, konnte er sich jedoch nirgendwo durchsetzen. Bereits als er im Alter von 16 Jahren zu Brescia Calcio wechselte schien klar, dass er ein ganz Großer wird. Es folgten jedoch erfolglose Engagements bei West Ham United, Fiorentina, Bologna, 1860 München, Chernomorets 919 und Juve Stabia. In den letzten 2 ½ Jahren absolvierte Nsereko nur 16 Ligaspiele – diese dafür für vier verschiedene Klubs. Nun versucht er sein Glück in Rumänien und wechselt zum Europacup-Starter FC Vaslui. Nsereko wechselte einst um elf Millionen Euro von Brescia zu West Ham – der Transfer von Juve Stabia zu Vaslui geht jedoch kostenlos über die Bühne…

Kopenhagen holt verkannten Top-Verteidiger

Der FC Kopenhagen ist bereits dort, wo so mancher österreichische Klub noch hin möchte. Ab der kommenden Frühjahrssaison verstärkt man sich gezielt mit dem dänischen Ex-Internationalen Kris Stadsgaard. Der 26-jährige Innenverteidiger überzeugte einst bei Nordsjaelland und galt als eines der größten Talente Dänemarks. Hinzu kommen starke zwei Jahre bei Rosenborg Trondheim und eine wechselhafte, aber einsatzintensive Saison bei Málaga. Einzig in der Serie A bei Reggina konnte sich Stadsgaard nicht durchsetzen. In der laufenden Saison machte er aufgrund einer Thromboseerkrankung kein einziges Spiel für seinen bisherigen Arbeitgeber Málaga – und so wechselt der Weltenbummler nun ablösefrei zum dänischen Vorzeigeklub.

Polens Letzter holt Kaiserslautern-Routinier

Einen guten Fang machte der polnische Tabellenletzte Zaglebie Lubin. Der krisengeschüttelte Klub aus Niederschlesien sicherte sich die Dienste des Tschechen Jiri Bilek (28), der zuvor drei Jahre beim 1.FC Kaiserslautern unter Vertrag stand, sich aber am Betzenberg nie durchsetzen konnte. Einzig 2009/10, damals in der zweiten deutschen Bundesliga, war Bilek Stammspieler bei den Roten Teufeln. Zuvor sorgte der ehemalige U21-Teamspieler bei Slovan Liberec und Chmel Blsany mit seiner Passsicherheit und einer beeindruckenden Zweikampfquote für Aufsehen. Zaglebie Lubin sicherte sich einen Spieler, dessen Leistungsfähigkeit weit über dem Standard der unteren Tabellenhälfte der polnischen Ekstraklasa anzusiedeln ist und der wohl auch bei so manchem österreichischen Klub ein „Leiberl“ hätte.

Alphonse von Zürich in die Ligue 1

In den letzten Jahren war der 29-jährige Alexandre Alphonse stets ein verlässlicher Torschütze für den FC Zürich. Zwar konnte der Angreifer spielerisch nicht immer überzeugen, unterm Strich stehen jedoch 55 Ligatore in 166 Spielen. Nun wagt der in Paris geborene Offensivmann den nächsten Schritt und wechselt für 500.000 Euro in die Ligue 1 zu Stade Brest. Normalerweise sollte Alphonse, der für die Nationalelf von Guadeloupe aufläuft schon längst in einer größeren Liga spielen, aber sieben Verletzungen in den letzten zwei Jahren warfen ihn immer wieder aus der Bahn.

Über Russland und Italien wieder nach Hause

Slovan Bratislava macht es ähnlich wie der FC Kopenhagen. Als der heute 27-jährige Kamil Kopunek bei Spartak Trnava aufgeigte und sich 2006 ins slowakische Nationalteam spielte, kam ein ligainterner Wechsel nicht in Frage. Der talentierte Mittelfeldspieler wechselte stattdessen nach Russland zu Saturn Ramenskoe und wurde danach an den AS Bari verkauft. Da sich der Rechtsfuß aber weder in Russland noch in Italien durchsetzen konnte, machte er sich wieder auf die Suche nach „First-Team-Football“ und landete schließlich spät aber doch in der slowakischen Hauptstadt, wo er vor allem aufgrund seiner taktischen Stärke und seines überlegten Spiels im Mittelfeld benötigt wird.

Einst Real Madrid, heute ZSKA Sofia

Was in Österreich bejubelt werden würde, gelang zuletzt ZSKA Sofia. Vor etwa einer Woche holte der bulgarische Tabellenzweite, der im Frühling Überraschungsmannschaft und Tabellenführer Ludogorets abfangen möchte, den Uruguayer Carlos Andrés Diogo. Der 28-jährige Rechtsverteidiger spielte bisher für Real Saragossa und machte in der Saison 2005/06 zwanzig Spiele für Real Madrid. Nachdem Saragossa den Vertrag des 21-fachen Teamspielers im Sommer nicht verlängerte und Diogo von Verletzungen geplagt wurde, stand er ein halbes Jahr – und unterschreibt jetzt völlig überraschend in Bulgarien. Zwar ist die Verpflichtung des Südamerikaners in die Kategorie „Risikotransfer“ einzuordnen, allerdings sind seine spielerischen Möglichkeiten weit über den Voraussetzungen der bulgarischen Liga einzuordnen.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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