Fußball in Osttirol, damit verbinden die meisten, wenn überhaupt, den SV Rapid Lienz. Doch der Traditionsverein ist seit langem in den Niederungen von Kärntens... Groundhopper’s Diary: Zu Besuch auf Osttirols entferntesten Plätzen

Fußball in Osttirol, damit verbinden die meisten, wenn überhaupt, den SV Rapid Lienz. Doch der Traditionsverein ist seit langem in den Niederungen von Kärntens Unterliga West angelangt. Vor der eben begonnenen Saison war es lange Zeit überhaupt unklar, ob Lienz überhaupt am Meisterschaftsbetrieb teilnehmen kann. Da alle Osttiroler Vereine im Kärntner Fußballverband mitspielen, kämpft Lienz mit Matrei, Nußdorf/Debant und Thal/Assling in der Unterliga West um die Vorherrschaft in Tirols größtem Bezirk. Ein Aufstieg in die Kärntner Liga ist wohl für keinen Osttiroler Verein derzeit ein Thema. Insgesamt nehmen zwölf Teams an den Meisterschaften im Kärntner Fußballverband teil. Diese stammen teilweise auch aus den entlegenen Tälern Osttirols. Am zweiten Samstag im August war es möglich, zwei Sportplätze in diesen Tälern zu besuchen. Beide jeweils mit einem atemberaubenden Alpenpanorama.

SG Defereggental – TSU Nikolsdorf 5:0 (1:0)

Nach dem Blitzturnier in Ferndorf, wo die Carinthians Horntes – Kärntens bestes Frauenfußballteam – am Vormittag auf die Frauen vom FC Wacker Innsbruck und NK Olimpia Ljubljana trafen, hätte man in der Umgebung von Spittal an der Drau bleiben können und ein Spiel in nahen Weißenstein und eines in Sachsenburg machen können. Die Betonung liegt auf hätte, denn der Spielplan wollte es so, dass man die beiden von Kärnten aus am weitest entferntesten Plätze Osttirols, nämlich die in St. Jakob in Defereggen und den in Prägraten am Großvenediger an einem Nachmittag, noch dazu beide Spiele über die volle Distanz, besuchen konnte. So eine Ansetzung kann man sich natürlich nicht entgehen lassen, zumal der Platz in Prägraten nur abwechselnd mit dem Platz in Virgen von der in der letzten Saison eingegangen SG Virgental bespielt wird.

Bevor es aber ins Virgental ging, stand ein Besuch im Defereggental auf dem Programm, wo die SG Defereggental in einem Spiel der 2.Klasse A des KFV auf die TSU Nikolsdorf traf. Die Gäste stammen zwar auch aus Osttirol, sind aber rund 60 Kilometer vom heutigen Austragungsort in St. Jakob in Defereggen, der auch Brunnalmstadion genannt wird, beheimatetet und tragen ihre Heimspiele nahe der Grenze zu Kärnten aus.

Sportlich sind beide Teams ebenfalls ziemlich weit von einander entfernt, denn Nikolsdorf ergatterte in der letztjährigen Abbruchsaison gerade einmal zwei Pünktchen, während sich die SG Defereggental sich im Aufstiegsrennen um einen Platz in die 1.Klasse A befand.

Bei Kaiserwetter und atemberaubenden Panorama sehen die 90 Besucher sehr lange eine ausgeglichene Partie. Die Gastgeber haben zwar mehr vom Spiel, aber Nikolsdorf kommt auch zu einigen Möglichkeiten. Hafele bringt aber dennoch die Heimelf in der 27.Minute in Führung. Es ist nach dem Seitenwechsel auch erneut Hafele, der in der 51.Minute mit seinem zweiten Treffer an diesem Tag für die Vorentscheidung in dieser Begegnung sorgt.

Mein Sohn Daniel ist von der bulligen Nummer 20 in der Nikolsdorfer Verteidigung begeistert, aber er ist auch aufmerksam, als ein Spieler verletzt am Boden liegt. Ein Osttiroler Jungspund namens Luis meint aber: „Dea is lei ned valetzt, dea tuat nua knipfa!“ Diese Osttiroler, was denen immer einfällt… So begrüßen sie sich mit einem „Heil!“ und wenn ein Spieler schießen soll, dann rufen sie lauthals „Schoiß!“.

In der 69.Minute fällt das 3:0 durch Veider und somit ist die SG Defereggental an diesem Tag durch. Nikolsdorf ist zwar weiterhin bemüht, aber ein Treffer will heute einfach nicht gelingen. In der Schlussphase kommt es für die Gäste leider noch schlimmer. Nach einem Eckball fällt per Kopf das 4:0 durch Monizter und in der Schlussminute sorgt Hafele mit seinem dritten Treffer in diesem Spiel für den Endstand von 5:0. Die SG Defereggental gewinnt diese Partie zwar hochverdient, aber etwas zu hoch. Für uns geht es das Tal wieder zurück nach Huben und dann über Matrei weiter in das Virgental, wo um 18.00 Uhr gespielt wird.

SG Virgental/TSU Virgen – FC Dölsach 1:2 (0:0)

Pünktlich wird das im Virgental liegende Prägraten am Großvenediger erreicht. Das Waldstadion in Prägraten trägt seinen zu Recht und die Parkplatzsituation ist dort ziemlich abenteuerlich, so mitten an der steilen Straße hinauf zum Sportplatz. Aber auch diese Situation wird Dank der Erfahrung von tausenden Grounds gemeistert, wobei ich immer noch nicht weiß, was die Groundanzahl mit der Parkplatzsituation gemein hat. Aber nun ab ins Waldstadion Prägraten, wo gerade der Anpfiff in einer Begegnung der 1.Klasse A des KFV erfolgt und man hinter dem Eingang auch von einem „Logo“ begrüßt wird. Ein Hopperkollege, der liebevoll Bartmann genannt wird, hätte seine vollste Freude.

Hier schließen sich auch gleich wieder Kreise, denn vor zwei Jahren habe ich nicht nur die TSU Nikolsdorf zu Hause gesehen, sondern auch im Anschluss danach den FC Dölsach gegen die Sportunion Prägraten. Wie es das Schicksal so will ist Dölsach heute in Prägraten zu Gast. Ach, was hätte jetzt auch Hopperkollege Martin seine Freude.

Freude hat auch der Platzsprecher, der Dölsach als übermächtigen Gegner darstellt, aber auch hofft, dass endlich ein „Pünktle“ auf das Konto der SG Virgental kommt. Voller Inbrunst gibt er durchs Mikrofon bekannt, dass dafür „Tore, Tore und nochmals Tore“ notwendig sind. Auf ein 0:0 wird im Virgental wohl nicht gespielt.

Doch nach 45 Minuten steht es tatsächlich noch 0:0 in Prägraten. Vom Spiel selbst bekommt man beim atemberaubenden Bergpanorama ehrlich gesagt nicht wirklich viel mit. Gepaart mit dem engen und urigen Sportplatz ist dieses Spiel dadurch aber auch ohne Tore ein absolutes Highlight.

Von einer Dölsacher Übermannschaft, wie sie der Platzsprecher angekündigt hat, ist auch nach dem Seitenwechsel nichts zu sehen. Die Virgentaler bieten dem Favoriten nicht nur Paroli, sondern gehen vor 150 Zuschauern auch in der 53.Minute durch Berger in Führung. Mit weiterem Verlauf des Spiels wird Dölsach zwar aktiver, jedoch verrinnen die Minuten und so scheint es, dass die ersten Punkte tatsächlich auf das Konto der SG Virgental landen sollten.

Doch man sollte nie die Rechnung ohne den Wirt machen und der Wirt war heute eindeutig Andreas Wenger. Der bullige Mittelstürmer der Gäste stochert in der 80 Minute nach einem Eckball das Leder zum Ausgleich über die Linie und trifft in der 86.Minute staubtrocken ein weiteres Mal. „Dölse Tone“ wie ihn der Platzsprecher nennt, hat schmerzhaft zugeschlagen und eindrucksvoll bewiesen, warum mit dem FC Dölsach in der 1.Klasse A heuer gerechnet werden muss.

Mit diesen tollen Eindrücken werden der Großvenediger und das Virgental wieder verlassen. Bis man entlang der Isel wieder in Drautal und zurück nach Kärnten gelangt, vergehen noch einige Minuten, um die großartigen Eindrücke der heutigen Spiele in Osttirol im Einbruch der Dunkelheit Revue passieren zu lassen.

Heffridge, abseits.at

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.