Auch Mitte Dezember rollt in vielen europäischen Ligen noch der Ball. Selbst in den meisten Nachbarländern wird am dritten Adventwochenende noch gespielt. Dies führte... Groundhopping: Im Advent nach Tschechien

Auch Mitte Dezember rollt in vielen europäischen Ligen noch der Ball. Selbst in den meisten Nachbarländern wird am dritten Adventwochenende noch gespielt. Dies führte dazu, dass keine größeren Fahrten in Erwägung gezogen werden mussten, denn in der letzten Runde des Kalenderjahres in der tschechischen Fortuna Liga hatte der FK Pardubice ein Heimspiel. Da bot sich am Samstag eine Fahrt in die Tschechische Republik an, denn in der rund 270 Kilometer nördlich gelegenen Stadt Pardubice wurde erst in diesem Jahr ein neues Stadion eröffnet.

FK Pardubice – FC Slovan Liberec 2:0 (1:0)

Nach etwas unter vier Stunden Fahrzeit erreicht man das Stadtzentrum, in welchem sich auch das Stadion Arnošta Košťála befindet. Es ist aber aufgrund eines Sponsoringvertrags nur als CFIG Aréna bekannt. Der erste Name wäre geschichtsträchtiger, handelt es sich doch um den ersten stellvertretenden Vorsitzenden des SK Pardubice, der als Widerstandskämpfer 1942 in Pardubice hingerichtet wurde. Ebenso geschichtsträchtig ist die Historie des Stadionareals selbst. Hier stand nämlich seit 1930 ein Mehrzweckstadion, dass allerdings seit den 1970er Jahren kaum mehr genutzt wurde und daher nach und nach verfallen ist. Selbst der FK Pardubice zog es trotz einer Renovierung des Stadions Anfang der 2000er Jahre vor, im kleinen Stadion Pod Vinicí seine Dritt- oder Zweitligaspiele auszutragen.

Mit dem Aufstieg des FK Pardubice in die höchste tschechische Spielklasse im Jahr 2020 wurde dann das Stadion vollständig modernisiert. Die denkmalgeschützte Haupttribüne wurde renoviert und auf den restlichen Seiten neue Tribünen errichtet. Hinter den beiden Tribünen auf der Gegengerade ist ein Teil der alten Tribüne erhalten geblieben. Somit wurde das ehemalige Letní Stadion in ein reines Fußballstadion umgewandelt.

Das erste Spiel fand hier am 04.02.2023 gegen Slavia Prag vor ausverkauften Haus statt. Das für 17,6 Millionen Euro errichtete Stadion fasst 4.620 Besucher und kann bei Bedarf auf 6.500 bis 8.000 Plätze erweitert werden. Doch ein Ausbau scheint derzeit nicht nötig zu sein. Ausverkauft ist das Stadion nur sehr selten und in der Fortuna Liga spielt der FK Pardubice seit je her gegen den Abstieg.

In der letzten Runde vor Weihnachten hat man den FC Slovan Liberec zu Gast. Gegen den Mittelständler aus dem Nordwesten der Republik finden sich gerade einmal 2.189 Zuschauer im Stadion ein, das damit nur zu weniger als der Hälfte gefüllt war. Der Gästeblock ist ganz ordentlich besucht, allerdings sind sowohl die Anzahl der Mitfahrer als auch der Support nicht mit dem großer Prager Vereine oder Baník Ostrava zu vergleichen. Die Heimseite macht zwar etwas mehr Stimmung, ist aber dafür noch spärlicher besetzt, als der Gästeblock. Immerhin ist das Maskottchen, ein Lebkuchenmännchen, unterhaltsam. Es hat auch einen Hintergrund, zumal die Stadt an der Elbe unter anderem auch für ihre Lebkuchenproduktion bekannt ist.

Der FK Pardubice erwischt heute einen Traumstart und geht durch Zlatohlávek bereits in der zwölften Minute in Führung. Aus einem platzierten Flachschuss ins Eck resultierte dieser Führungstreffer. Liberec ist in den ersten 45 Minuten äußerst harmlos und kommt nur selten vor das Tor Pardubices, sodass die Pausenführung der Gastgeber durchaus gerechtfertigt ist.

Liberec geht nach dem Seitenwechsel mit etwas mehr Elan in diese Partie und erzielt auch einen Treffer. Jedoch wird der vermeintliche Ausgleich aufgrund einer Abseitsposition nicht gegeben. Das Schiedsrichtergespann war sich sofort einig und der VAR braucht auch nur wenige Sekunden, um die Abseitsposition zu bestätigen.

Auf der Gegenseite macht es Daněk in der 67.Minute besser. Der 20-jährige Leihspieler von Sparta Prag setzt zu einem Sololauf an und umkurvt den herauseilenden Keeper der Gäste mit einem Außenhaken. Danach schiebt er den Ball lässig zum 2:0, und somit zur Vorentscheidung, ein.

Eine Schrecksekunde gibt es für Pardubice noch in der Schlussphase, denn der für den Torschützen Zlatohlávek eingewechselte Mukwelle Remplacé sieht in der 90.Minute wegen Schiedsrichterbeleidigung glatt Rot. Aber der FK Pardubice bringt die fünfminütige Nachspielzeit auch in Unterzahl ohne Gegentreffer über die Zeit und verabschiedet sich mit einem Sieg von diesem Fußballjahr. Vier Punkte fehlen der Heimelf auf den zehnten Platz. Dieser verhindert den Gang in die Relegationsrunde, in der sich nach dem Grunddurchgang sechs Vereine die beiden Absteiger ausmachen.

Es folgen Impressionen, die sich per Klick vergrößern lassen:

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.