An diesem Wochenende sollte ein Kurztrip in die Lombardei am Programm stehen. Zu dritt ging es via Flugzeug nach Bergamo, wo wir mit einem... Groundhopping: Spitzenspiele in der Lombardei

An diesem Wochenende sollte ein Kurztrip in die Lombardei am Programm stehen. Zu dritt ging es via Flugzeug nach Bergamo, wo wir mit einem Mietauto ostwärts fuhren, um beim Autobahnkreuz in Verona in Richtung Süden abzubiegen, wo bereits nach wenigen Kilometern die Stadt Mantova unser Ziel sein sollte.

Mantova Calcio 1911 – US Triestina Calcio 2:1 (2:0)

Von den schönen Plätzen der Stadt bekommen wir heute noch nicht viel mit, denn die Zeit drängt, sodass wir uns, abgesehen von einem Einkehrschwung im Teatro delle Birre, wo es gebraute Spezialitäten aus der Provinz Mantova gibt, auf den zum Weg Stadio Danilo Martelli machen.

Die Heimstätte von Mantova Calcio 1911 ist ein ehemaliges Radstadion, das allerdings nicht mehr für den Radsport geeignet ist, ist doch in die Curva Te, benannt nach dem dahinter befindlichen Schloss samt Schlosspark, eine Stahlrohrtribüne für die Heimfans gebaut worden. Nach vielen Jahren in der Viertklassigkeit läuft es für Mantova sportlich wieder bestens. In der drittklassigen Serie C, Girone A, führt man überlegen die Tabelle an und kann wohl schon für die Serie B planen. Dies spiegelt sich heute auch im Zuschaueranspruch wider, denn zum heutigen Spitzenspiel gegen den Tabellendritten US Triestina Calcio kommen 5.950 Besucher ins Stadion.

Für das erste Highlight an diesem Abend sorgen die rund 230 Gästefans aus Triest, die kurz vor Spielbeginn lautstark und begleitet von Böllern, Fackeln und Rauch den Auswärtssektor betreten. Die Heimseite macht mit viel weniger Lärm auf sich aufmerksam, denn sowohl die Heimkurve als auch die Haupttribüne (die Gegengerade ist derzeit mit Planen überdeckt) schwenken zu Spielbeginn Plastikfähnchen in den Vereinsfarben. Gesangstechnisch wird diese Choreographie von der Curva Te auch eindrucksvoll untermalt. Die Spieler Triestinas legen vor dem Anpfiff noch Blumen vor den Auswärtsblock, um dem vor 40 Jahren von der Polizei nach einem Spiel in Triest getöteten Ultra Stefano Furlan zu gedenken. Auch beide Fanlager gedenken ihm heute. Ansonsten scheinen sie sich weniger zu mögen, wenn man die verschmähenden Fangesänge beider Kurven während des Spiels richtig interpretiert.

Auch dem Rasen läuft es für Mantova an diesem Abend ausgezeichnet. In der neunten Minute ist Mensah nach einer Flanke von links per Kopf zur Stelle und auch der zweite Treffer der Gastgeber ist, nur vier Minuten später, abermals ein Kopfballtreffer. Nach einem Eckball von rechts steigt Brignani am höchsten und platziert den Ball per Kopf in die Ecke des Tores. Durch diese beiden Gegentreffer ist der US Triestina völlig von der Rolle und kommt in den ersten 45 Minuten gar nicht gefährlich vor das Tor Mantovas.

Nach dem Seitenwechsel habe die Gäste aus Triest auch einige gute Torchancen, doch Mantova ist einem dritten Treffer dennoch näher als Triestina dem Anschlusstreffer. Dass dieser Anschlusstreffer dann dennoch in der 86.Minute fallen sollte, ist einem Elfmeter geschuldet. Dieser wird vom Minasso getreten, doch der Keeper kann sowohl den Elfmeter als auch den Nachschuss abwehren. Im folgenden Gestocher im Fünfmeterraum wird der Ball von Brignani so unglücklich abgefälscht, dass es nur mehr 2:1 für Mantova steht.

Die Gastgeber überstehen aber auch die letzten Minuten des Spiels unbeschadet und haben durch diesen Sieg nun acht Punkt Vorsprung auf den Tabellenzweiten aus Padova. Es schaut somit gut aus, dass hier im Bälde Serie B und somit landesweit in ganz Italien gespielt wird. Noch früher als für Mantova sollte es für mich in die Serie B gehen, denn dort stand morgen in Cremona ein Spiel auf dem Programm. Doch bevor es so weit sein sollte, ging es zum Abschluss des Abends noch auf einen kurzen Abstecher ins schon bekannte Teatro delle Birre.

US Cremonese – AC Reggiana 1919 1:1 (0:0)

Nach einer ergiebigen Stadtbesichtigung Mantuas bei ebenso ergiebigem Regen ging es am späten Vormittag weiter nach Cremona, wo ich nach rund einer Stunde die Fahrgemeinschaft verlasse, zumal diese zu einem Eccellenza-Spiel weiterfährt, weil beide Reisebegleiter schon zumindest einmal hier bei einem Spiel des US Cremonese beigewohnt haben.

Alleine mache ich mich dann noch auf eine kurze Stadtrunde durch Cremona, ehe ich mich ins Stadio Giovanni Zini begebe. Hier trifft heute der US Cremonese auf den AC Reggiana 1919. Die Gastgeber, die in der vergangenen Saison noch in der Serie A spielten, befinden sich derzeit hinter Parma auf Rang zwei in der Tabelle der Serie B, der die direkte Rückkehr in die höchste Spielklasse Italiens bedeuten würde. Die Gäste aus dem nahen Reggio Emilia sind nach ihrem Aufstieg aus der Serie C im Mittelfeld der Tabelle klassiert und könnten bei idealem Verlauf noch einen Play Off-Platz erreichen.

Da die Kurven beider Vereine befreundet sind, kommen heute viele Gäste aus der Emilia-Romagna in das bereits in der Lombardei liegende Cremona. Die unüberdachte Gästekurve ist heute sehr gut besucht und insgesamt kommen heute 8.956 Zuschauer ins Stadion. Zu Spielbeginn macht die Curva Sud eine tolle Fähnchenchoreographie, in der die eigenen Vereinsfarben auf den Seitenblöcken dargestellt werden und die Farben Reggianas im Mittelblock sowie darunter ein Spruchband zu sehen sind. Gegenüber hält man ebenfalls ein die Freundschaft bekräftigendes Spruchband in die Höhe und in den kommenden 90 Minuten besingt man sich auch oftmals gegenseitig.

Auf dem Rasen geht es zwar nicht so freundschaftlich zu, obgleich es in den ersten 45 Minuten nicht viel Erwähnenswertes gibt. Reggiana hat zwar ein Chancenplus, aber auch Cremonese kommt einige Mal vors Tor der Gäste. Ein Treffer will jedoch nicht fallen, sodass torlos die Seiten gewechselt werden.

Nach dem Seitenwechsel geht Reggiana nach einem Eckball von links in Führung. Marcandalli steigt im Strafraum hoch und bringt den Ball per Kopf platziert im rechten Eck des Tores der Gastgeber unter. Doch die Freude um die Führung währt nicht sehr lange. In der 70.Minute erkämpft sich Cremonese den Ball im Mittelfeld, von wo er auf den rechten Flügel gespielt wird. Von dort findet die Flanke den im Strafraum lauernden Coda, der den Ball volley im linken Eck des Tores zum 1:1-Ausgleich einschießen kann.

Zehn Minuten später gibt eine weitere Balleroberung Cremoneses im Mittelfeld. Der Ball kommt schnell an die Strafraumgrenze, wo dieser sehenswert im rechten Kreuzeck des Tores der Gäste untergebracht wird. Das Stadion steht Kopf, denn diese drei Punkte wären im Aufstiegsrennen sehr wichtig. Doch der Jubel währt nur kurz, denn der Schiedsrichter wird vom VAR zum Bildschirm gebeten, um sich die Balleroberung im Mittelfeld noch einmal anzusehen. Er sieht dort dann doch ein klares Foul, wodurch diesem Treffer die Anerkennung verwehrt wird.

Der negative Schlusspunkt ist in der 90.Minute die rote Karte gegen den Norweger Johnsen, der an der Mittellinie brutal einsteigt und völlig zurecht des Feldes verwiesen wird. Cremonese bringt das 1:1 in Unterzahl über die Zeit, doch die vom Ex-Internationalen Giovanni Stroppa trainierte Elf trauert den zwei verlorenen Punkten nach, hat doch Como in der Tabelle wieder punktemäßig zu Cremonese aufgeschlossen. Reggiana, das ebenfalls von einem Ex-Internationalen, nämlich Alessandro Nesta, trainiert wird, ist mit diesem Punktgewinn mehr als zufrieden.

Ich bin ebenfalls mehr als zufrieden mit dem Besuch dieses Spiels und begebe mich auf geradem Weg zum Bahnhof, von wo aus ich zum in Caravaggio stattfindenden Abendspiel in der Serie C aufbrechen sollte.

Atalanta BC U23 – LR Vicenza 1:2 (0:1)

Von Cremona ging per Regionalzug nach Treviglio in Richtung Norden. Auf dem Weg dorthin passiert man die Stadt Crema, in der sich Drittligist Pergolettese und Viertligist Crema ein Stadion teilen. Dies sollte auch an meinem Zielort Caravaggio der Fall sein, denn der heimische US Caravaggio spielt im Stadio Comunale di Caravaggio viertklassig und der U23 Atalanta Bergamos, die in dieser Saison in der Serie C, Girone A, spielt, dient dieses Stadion ebenfalls als Heimstätte.

Im Dauerregen lege ich zu Fuß die 15 Minuten vom Bahnhof zum Stadion zurück. Ich erreiche dieses rund 20 Minuten vor dem Anpfiff und zusammen mit den 142 Fans der Gäste aus Vicenza. Unter den 389 Zuschauern im Stadion treffe ich auch wieder auf meine beiden Mitfahrer. Sofern man heute nicht im Gästeblock oder ein Fotograph auf dem Spielfeldrand ist, nimmt man Platz unter dem Tribünendach, das sich über den Mittelblock der Längstribüne erstreckt. Im Stadion gibt sonst keine weitere Tribüne und somit natürlich auch keine weiteren überdachten Plätze.

Der Regen verhindert nicht, dass im Gästeblock Stimmung gemacht wird. Zu unserem Leidwesen wird aber auf optische Unterstützung, wie Rauch oder Pyrotechnik, seitens der Kurve Vicenzas heute verzichtet. Da sich beide Mannschaften im oberen Tabellendrittel der Gruppe A der Serie C befinden, kommt es zu einer sehr unterhaltsamen Partie mit guten Chancen auf beiden Seiten. Die beste davon hat Atalantas U23 mit einem Weitschuss und die Unterkante der Latte.

Auf der Gegenseite macht es Vicenza besser. Ein Verteidiger vertendelt den Ball an der Torauslinie und so wird dieser per Stanglpass von der linken Seite in den Strafraum gespielt, wo ihn Rolfini in der 26.Minute mühelos zur Führung Vicenzas über die Linie drücken kann. In der weiteren Folge hat die U23 Atalantas wieder die besseren Chancen, aber der nächste Treffer sollte abermals auf der Gegenseite fallen. Nach einem Freistoß im Mittelfeld wird der Ball in der 59.Minute von links scharf in die Mitte gespielt und dort steht Ferrari goldrichtig und schiebt zum 2:0 für Vicenza ein. Der Treffer ähnelte stark dem 1:0 in der ersten Spielhälfte.

Atalanta versucht es noch, sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen. Doch erst in der dritten Minute der Nachspielzeit sollte der sehenswerte Anschlusstreffer fallen. Falleni verwertet eine Flanke von links akrobatisch per Volley vom Elfmeterpunkt. Aber dieses Tor kommt zu spät, um diesem Spiel noch eine Wende geben zu können und so entführt Vicenza diese drei Punkte aus Caravaggio. Damit überholt der LR Vicenza auch die U23 Atalantas in der Tabelle.

Wir begeben uns danach noch in Caravaggio in den Supermarkt, um uns ein Abendessen zu besorgen. Danach legen wir die letzten Kilometer zum Hotel bei widrigen Wetter- und Straßenverhältnissen, aber immerhin ohne Hundeattacke, zurück. Nach einer kurzen Nacht geht es zeitig in der Früh bereits wieder zum Flughafen nach Bergamo und von dort, mit drei besuchten Spielen in der Lombardei im Gepäck, wieder zurück in Richtung Heimat.

Es folgen einige Impressionen von der Reise, die sich per Klick vergrößern lassen:

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.