Am Wochenende setzte sich RB Salzburg mit 1:0 gegen den SK Sturm durch. Gegen Ende des Spiels wurde es richtig hektisch und eine Rudelbildung... Kommentar: Wenn Würgegriffe ohne Folgen bleiben

Am Wochenende setzte sich RB Salzburg mit 1:0 gegen den SK Sturm durch. Gegen Ende des Spiels wurde es richtig hektisch und eine Rudelbildung hatte einige Ausschlüsse zur Folge, die nun vom Senat 1 abgehandelt wurden. Besonders heikel ist die Situation, weil die beiden Mannschaften am Donnerstag im Cup-Halbfinale erneut aufeinandertreffen und die Sperren Einfluss auf dieses wichtige Spiel haben werden.

Sturm-Legionär Jon Gorenc Stankovic muss eine Sperre von zwei Spielen absitzen und wird den Blackies nicht nur im Cup fehlen, sondern auch im Bundesliga-Duell gegen den LASK. Sein Mannschaftskollege Dimitri Lavalée erhielt ebenfalls eine Sperre von zwei Spielen, wobei er wie der Salzburger Lucas Gourna-Douath ein Spiel bedingt bekam und somit nur im Cup pausieren muss. Sturm-Geschäftsführer Andreas Schicker erhielt wegen Schiedsrichterkritik eine Geldstrafe von 2.000 Euro und eine einmonatige Funktionssperre.

Was viele Fußballfans jedoch nicht verstehen können ist, dass einer der Hauptprotagonisten der Rangelei nach dem Schlusspfiff komplett ungeschoren davonkam.

Ein Sturm-Fan meinte dazu im Austrian Soccer Board:Die österreichische Liga ist wahrscheinlich auch die einzige Liga weltweit, wo man trotz Schiri + VAR + Strafsenat mit einem Würgegriff ohne Strafe davon kommt…“

Unter dem Twitter-Account der Fußball-Bundesliga ist die Empörung ebenfalls groß: „Solet darf man nicht sperren, den braucht die WWE am Samstag/Sonntag für Wrestlemania.“ Dies war aber noch eine der netteren Wortmeldungen.

Auch für Sturm-Sportchef Schicker, der die Solet-Würgeattacke als klare rote Karte einschätzte, ist es unverständlich, dass dies nicht sanktioniert wurde. Gegenüber Sky sagte Schicker, dass Solet für die mit Abstand schlimmste Aktion verantwortlich war und dass die Nichtahndung sinnbildlich für die Qualität des österreichischen Schiedsrichterwesens sei. Schicker betonte in diesem Interview mehrmals, dass es nicht zu verstehen wäre, dass der SK Sturm vor dem wichtigen Cup-Duell gegen den Tabellenführer nach dieser Aktion zwei Spieler vorgeben muss, während beim Gegner nur Gourna-Douath fehlen wird.

In der Tat stellt sich die Frage der Verhältnismäßigkeit. Wie kann es sein, dass Schicker wegen Schiedsrichterkritik eine einmonatige Funktionssperre bekommt und der Würgegriff von Solet nicht sanktioniert wird?

Die Antwort ist, dass der VAR die Situation bereits behandelte aber falsch einschätzte.

Worauf wir zur eigentlichen Frage kommen: Wie kann es sein, dass der VAR diese Aktion sah und falsch einschätzte? Und in welcher Welt entspricht es dem Fairplay-Gedanken, dass der Senat 1 bei so krassen Fehleinschätzungen nicht im Nachhinein eingreifen darf, insbesondere wenn es sich um Tätlichkeiten handelt? Schicker bekam eine einmonatige Funktionssperre – die Herren im VAR-Keller hätten sich das mindestens auch verdient.

Selbst der ÖFB-Schiedsrichter-Chef Viktor Kassai sagte in einem Sky-Interview in der Winterpause, dass sich sowohl die Schiedsrichter als auch der VAR steigern müssten.

Darum ist es umso mehr verwunderlich, dass der Senat 1 falsche Einschätzungen des VARs, insbesondere wenn es sich um Tätlichkeiten handelt, nicht überprüfen darf. Der VAR war in dieser Saison mehrfach überfordert und darf nicht die letzte Instanz in diesen Situationen bleiben.

Stefan Karger