Die iranische Nationalelf besteht hauptsächlich aus Spielern, die noch in ihrer Heimat spielen und ist eine der Mannschaften, die mit aus den unbekanntesten Namen... Die maximal durchschnittliche iranische Elf und der Hoffnungsschimmer Dejagah

Javad Nekounam (Iran, Al-Kuwait)Die iranische Nationalelf besteht hauptsächlich aus Spielern, die noch in ihrer Heimat spielen und ist eine der Mannschaften, die mit aus den unbekanntesten Namen der WM besteht. Aber wie stark ist die vor allem defensiv recht routinierte, wenn auch auf internationalem Parkett kaum erprobte Mannschaft von Trainer Carlos Queiroz?

Wer im iranischen Tor beginnen wird, ist noch nicht geklärt. Gute Karten hat der in Deutschland geborene Daniel Davari, der zuletzt mit Eintracht Braunschweig abstieg (29 BL-Spiele 2013/14) und vor einigen Wochen zu den Grasshoppers Zürich wechselte, um dort den zu Freiburg abgewanderten Roman Bürki zu ersetzen. Aber auch der routiniertere Rahman Ahmadi ist ein Tipp für das Einserleiberl. Der 33-Jährige steht beim iranischen Verein Sepahan zwischen den Pfosten und spielte nur im Iran. Insgesamt brachte er es erst auf elf Länderspiele, ist damit aber der international erfahrenste Keeper im iranischen Kader. Der 26-jährige Alireza Haghighi vom portugiesischen Zweitligisten Sporting Covilha hat kaum Chancen.

Torhüter-3

In der Innenverteidigung wird zwar kein Weg am 32-jährigen Jalal Hosseini vorbeiführen, allerdings ist der Perspolis-Abwehrspieler derzeit ein wenig angeschlagen. Mit 84 Länderspielen am Buckel ist Hosseini einer der routiniertesten Spieler im Kader und somit eine wichtige Figur in der Verteidigung der Iraner. Auch rechnen darf man mit Pejman Montazeri (30), der für Umm-Salal in Katar spielt. Der Wüstenklub ist seine erste Auslandsstation, nachdem er zuvor 6 ½ Jahre für Esteghlal Teheran spielte.

Etwa gleichauf mit Montazeri ist der 32-jährige Amir Sadeghi, der aktuell für Esteghlal spielt und als etwas unsicherer gilt. Montazeri ist der abgebrühtere der beiden Abwehrspieler, Sadeghi bringt mehr Offensivpower und bessere Zweikampfwerte mit. Der 31-jährige Teamneuling Ahmad Alenemeh hat als vierter Innenverteidiger ebenfalls Chancen auf Einsätze, zumal die Iraner gegen die offensiv starken Gruppengegner jeden Defensivspieler brauchen werden. Alenemeh spielt für Naft Teheran.

Innenverteidigung-2

In der linken Verteidigung könnte mit Ehsan Hajsafi ein recht moderner Außenverteidiger zum Einsatz kommen, der auch als linker Flügel eingesetzt werden kann. Der 24-Jährige galt einst als Megatalent, hält bereits bei 54 Länderspielen und kickt weiterhin in seiner Heimat bei Sepahan. Hajsafi würde aber hauptsächlich deshalb nach hinten rücken, weil sich Mohammed Beikzadeh von Esteghlal Teheran im Testspiel gegen Montenegro verletzte und damit für die nächsten Spiele fraglich ist. Der zweikampfstarke 30-Jährige war davor eine Bank in der linken Abwehr.

Auch eine Variante mit Hajsafi als Linksaußen ist aber möglich, denn mit Hossein Mahini verfügt der Iran über einen Spieler, der links wie rechts in der Viererkette eingesetzt werden kann. Nominell ist der laufstarke 27-Jährige ein rechter Verteidiger, zuletzt spielte er aber als Linksverteidiger. Auch der 27-jährige Mehrdad Pooladi kann auf beiden Positionen spielen, dürfte aber nur als Notnagel mitfahren, zumal er auch im Verein nicht immer gesetzt war. Die wahrscheinlichere Variante ist also eine sehr defensive mit Mahini als Linksverteidiger und Hajsafi davor.

Rechts dürfte sich mit Steve Beitashour ein Teamneuling gegen einen Alteingesessenen durchsetzen. Beitashour wurde in Kalifornien geboren, ist 27 Jahre alt und spielt seit vier Jahren für die San Jose Earthquakes. 2013 debütierte er für das Nationalteam seines Vaterlandes. Damit wird’s eng für den 30-jährigen Khosro Heydari, der seit 5 ½ Jahren eine Bank auf der rechten Abwehrseite von Esteghlal ist. Der 45-fache Teamspieler wurde seit Beitashours Aufkommen immer mehr zum Einwechsler degradiert. Allerdings kann Heydari auch im Mittelfeld eingesetzt werden

Außenverteidigung-2

Das zentrale Mittelfeld der Iraner ist traditionsgemäß sehr defensiv geprägt. Im 4-2-3-1-System von Trainer Queiroz findet sich eine klassische, sehr tief agierende Doppelsechs wieder. Chef im Mittelfeld ist der 33-jährige Javad Nekounam vom SC Kuwait, der bereits 142 Länderspiele absolvierte und dabei 37 Tore erzielte. Im Laufe der Zeit zog sich Nekounam positionsmäßig immer weiter zurück und mittlerweile ist der Kapitän der Auswahl der organisierende Sechser im Team des Iran. Der 186cm große Mittelfeldspieler kickte sechs Jahre für Osasuna in Spanien und ist demnach einer der erfahrensten Spieler im Team.

Wahrscheinlich wird neben Nekounam mit dem kampfstarken Andranik Teymourian ein weiterer klassischer Sechser auflaufen. Der 31-Jährige bestritt bisher 77 Länderspiele und steht bei Esteghlal unter Vertrag. Vier Jahre lang spielte der beinharte Teymourian in England, konnte sich aber weder bei Bolton, noch bei Fulham oder Barnsley durchsetzen. Ersatzmann für Teymourian ist der 25-jährige Reza Haghighi von Perspolis, der aber nur Außenseiterchancen auf Einsätze hat.

Die offensivere Position im zentralen Mittelfeld ist eindeutig gegnerabhängig: Wenn es gegen einen übermächtigen Gegner geht, wird wohl Ghasem Haddadifar spielen, der als Achter bei Zob Ahan agiert. Der 30-Jährige bringt noch mehr defensive Stabilität ins zentrale Mittelfeld und verwandelt das System praktisch in ein 4-3-2-1. Wenn’s ein bisschen mehr Offensivpower sein soll, gibt es den Spanien-Legionär Masoud Shojaei. Der 29-Jährige spielt in der Segunda Divisíón bei Las Palmas, nachdem er zuvor fünf Jahre bei Osasuna unter Vertrag stand. Er ist als Zehner zu bezeichnen, der offensiv auch immer wieder pendelt, um Dreiecke mit seinen Flügelspielern herzustellen.

Der 22-jährige Bakhtiar Rahmani ist für die offensivste Mittelfeldposition ein klassischer Einwechselspieler. Rahmani bestritt erst drei Länderspiele, gilt aber großes Talent, das befreit aufspielen kann, wenn es eingewechselt wird.

ZentralesMittelfeld-3

Der Star des Teams spielt am rechten Flügel und heißt Ashkan Dejagah. Der 27-Jährige ist der einzige Spieler im Team, der in zwei verschiedenen Topligen unter Vertrag stand. Dejagah, der in Deutschland aufwuchs, spielte drei Jahre für Hertha BSC, über fünf Jahre in Wolfsburg und zuletzt 1 ½ Jahre beim FC Fulham, mit dem er abstieg. Auf den dynamischen Einzelaktionen des torgefährlichen Flügelspielers ruhen die meisten offensiven Hoffnungen der Iraner. Dass ein Ergänzungsspieler eines Premier-League-Absteigers die größte Hoffnung des Teams in sich birgt, spricht allerdings auch Bände.

Auf der linken Seite wird wohl der bereits erwähnte Ehsan Hajsafi eine wesentlich defensivere Rolle einnehmen, als Dejagah auf der rechten Seite. Das beidbeinige Toptalent Alireza Jahanbakhsh ist eine Alternative für beide Seiten. Der NEC-Nijmegen-Legionär ist erst 20 Jahre alt und gilt als dribbelstark und torgefährlich. Allerdings steht er erst bei fünf Länderspielen und war bisher eher Wechselspieler, als Führungskraft.

Flügel-3

Stürmer Nummer Eins ist der 24-jährige Karim Ansarifard, der zuletzt leihweise für Teraktor Serazi auf Torjagd ging und mit 14 Saisontoren in der iranischen Liga im Gepäck nach Brasilien reiste. In der heimischen Liga ist der Angreifer eine recht große Nummer, aber im Nationalteam traf er praktisch nie gegen größere Gegner. Einerseits mangels guter Vorlagen, andererseits weil er auf internationaler Ebene maximal ein Durchschnittsstürmer ist.

Womöglich wäre der Einsatz von Reza Ghoochannejhad (26) sinnvoller, zumal dieser immerhin mehrere Jahre in den Niederlanden und Belgien spielte und aktuell Ergänzungsspieler bei Charlton Athletic in Englands zweiter Liga ist. Im iranischen Nationalteam erzielte er neun Tore in 13 Spielen, war im Zuge der WM-Vorbereitung aber dennoch nur Ersatzmann für Ansarifard.

Angriff-2

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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