Am dritten Spieltag der österreichischen Bundesliga, gastierte die Wiener Austria im Burgenland beim SV Mattersburg. Dabei hing bei den Wienern bereits früh in der... Analyse: Austria gelingt Befreiungsschlag in Mattersburg

Am dritten Spieltag der österreichischen Bundesliga, gastierte die Wiener Austria im Burgenland beim SV Mattersburg. Dabei hing bei den Wienern bereits früh in der Saison der Haussegen gewaltig schief, nachdem man zuletzt drei Spiele in Folge verlor und nun auch im Europacup nach dem 1:2 gegen Limassol vor dem Aus steht. Daher rief man bei den Violetten den Auftritt im Pappel Stadion bereits als „Spiel des Jahres“ aus und ein Sieg war quasi Pflicht. Auf der anderen Seite kündigten die Mattersburger an, Profit von der schlechten Lage der Austria schlagen und die Wiener endgültig in die Krise stoßen zu wollen. Für reichlich Gesprächsstoff war im Vorfeld dieser Partie also gesorgt.

Austria überrascht mit Aufstellung

Nach dem intensiven Europacupspiel gegen Apollon Limassol blieb Austria-Trainer Christian Ilzer nur wenig Zeit, um seine Mannschaft auf das nächste Spiel vorzubereiten und die Köpfe seiner Spieler wiederaufzurichten. Der Trainer der Violetten entschied sich die Rotationsmaschine trotz der Bedeutung dieses Spiels in Gang zu setzen und wechselte gleich auf mehrere Positionen durch. So feierte Handl in der Innenverteidigung sein Debüt für die Austria, während Zwierschitz, Fitz und Monschein ebenfalls in die Startelf rutschten. Die Formation veränderte sich dabei im Vergleich zum Donnerstag nicht und die Veilchen liefen in einer 4-3-1-2/4-3-2-1 Mischformation auf.

Auf der anderen Seite entschied sich der Mattersburg-Trainer dafür, das System der Austria zu spiegeln, weshalb es mehr oder weniger zum „Duell der Raute“ kam. Behounek rutsche von der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld, während Pusic etwas überraschend den „Zehner“ hinter Schimandl und Kvasina gab. Das Spiel begann für die Mattersburger quasi mit einem großen Paukenschlag: Nach nur zwei Minuten zog Austria-Stürmer Monschein nach einem schweren Malic-Fehler alleine auf das Tor und erzielte das 1:0 für die violetten Gäste.

Das spielte der Austria klarerweise in die Karten und sorgte für die dringend benötigte Moralspritze, denn bislang musste man in den letzten Spielen immer einem Rückstand hinterherlaufen. Vor dem Treffer deutete sich dabei bereits an, dass die Austria ihrer Spielanlage etwas defensiver anlegt. Die violetten Gäste verlegten ihre Pressinglinie nämlich in die eigene Hälfte und ließen die Mattersburger im Spielaufbau in Ruhe. Man versuchte darüber hinaus für etwas Verwirrung beim Gegner zu sorgen, denn man präsentierte sich gegen den Ball zunächst in einer klaren 4-3-2-1 Formation, in der Prokop und Fitz auf einer Höhe, leicht hinter Monschein versetzt, agierten. Vermutlich wollte man damit bewirken, dass der gegnerische Sechser sich nach hinten fallen ließ, damit Mattersburg gegen die zu dritt anlaufenden Austrianer eine Gleichzahl herstellt im Spielaufbau. Nachdem dieser Plan klappte und SVM-Sechser Behounek zurückkippte, kehrte die Austria wieder zum rautenförmigen 4-3-1-2/4-4-2 zurück. Mit diesem Plan verfolgte die Austria wohl den Ansatz, das Zentrum zu kontrollieren und da eine Überzahl herzustellen, indem man den gegnerischen Sechser im Spielaufbau aus seiner Position drängt.

Darüber hinaus verlegte man wie bereits erwähnt die Pressinglinie ins Mittelfeld und ließ die burgenländischen Gastgeber kommen. Die Angreifer Monschein und Fitz positionierten sich in den vertikalen Passwege, um im Verbund mit dem dahinter lauernden Prokop die Mattersburger vom Zentrum auf den Flügel zu leiten/drängen. Sobald dann der Pass auf den Flügel gespielt wurde, schoss der ballnahe Achter auf den Außenverteidiger hinaus, um ihn zu stellen, während der ballnahe Stürmer zurückeilte und die Position vom Achter quasi übernahm und den offenen Raum schloss. Der Mechanismus beim Verschieben des Blocks funktionierte bei den Violetten recht gut und so konnten sich die Mattersburger kaum einmal vom Flügel nach vorne spielen. In der Anfangsphase wurde der Ball meist vorwiegend nach hinten zurückgespielt und die Gastgeber ließen das Spielgerät meist in der ersten Aufbaulinie laufen, ohne wirklich Raumgewinn zu generieren.

Mit Fortdauer versuchte man es vermehrt mit langen Bällen entlang der Seitenlinie oder mit Spielverlagerungen, um irgendwie Flügeldurchbrüche zu kreieren. Die Austria verteidigte diese Bemühungen allerdings recht mühelos und man zeigte erneut, dass man mittlerweile die Flügeln – trotz der Raute und vielen Spieler im Zentrum – sehr gut kontrollieren kann. Das liegt auch daran, dass die violetten Außenverteidiger mittlerweile schneller aus ihren Positionen herausstechen und auch mal die gegnerische Außenverteidiger stellen, während gleichzeitig die Achter stattdessen zurückrücken und dieses Herausstechen absichern. Aber auch die Achter nutzen beim Anlaufen der gegnerischen Außenverteidiger geschickter ihren Deckungsschatten und können dadurch etwa Pässe ins Zentrum besser unterbinden.

Austrias strategischer Fokus auf rechts

Durch die stabile Defensive und verbesserten Abläufe in der Arbeit gegen den Ball, konnte die Austria die Partie kontrollieren, ohne viele Ballbesitzanteile zu haben. Nach gut zwanzig Minuten wurde man dann auch diesbezüglich konkreter und ließ das Spielgerät vermehrt in den eigenen Reihen zirkulieren. Dabei war es der Plan in der Offensive, über die zurückfallenden Fitz und Prokop Dreiecke zu bilden und das Kombinationsspiel dadurch in Gang zu bringen. Vor allem Prokop tauchte überall auf dem Feld auf und beteiligte sich als Kombinationspartner, um damit in Ballnähe Überzahl zu schaffen und enge Situationen zu lösen. Fitz tat dies eher in höheren Zonen und attackierte oft gezielt den Raum hinter dem linken Außenverteidiger, um so über den Flügel für Durchbrüche zu sorgen. Optional zog Fitz den gegnerischen Außenverteidiger aus seiner Position, um den Raum für Rechtsverteidiger Klein zu öffnen, damit dieser aufrücken konnte. Strategisch wählte man also klar die rechte Seite als Ausgangspunkt für die eigenen Angriffsbemühungen und versuchte diese „Schwachstelle“ beim Gegner anzubohren.

Die Mattersburger auf der anderen Seite, hatte Probleme richtigen Zugriff auf die Austria zu finden und im Verbund Druck auf den ballführenden auszuüben. Zwar stellte man mit der Spiegelung des Systems der Austria sicher, dass jeder Spieler eine klare Zuteilung bekam, allerdings kam man dennoch oft einen Schritt zu spät oder herrschte Unklarheit, wer für welchen Gegenspieler verantwortlich ist. Das lag auch daran, dass man die zurückfallenden Bewegungen von Prokop und Fitz nicht optimal aufnahm und dieser Kniff die Mattersburger zum Teil überforderte. Man versuchte dennoch, sich auf das Spiel der Austria einzulassen, aggressives Gegenpressing zu betreiben und die Abwehrlinie hochzuhalten, damit man kompakt blieb. Allerdings bot man dadurch dem Gegner Rückraum an, was nicht unproblematisch war.

Dadurch bekam speziell Austria-Stürmer Monschein die Möglichkeit, seine Stärken und seinen guten Tiefgang ins Spiel zu bringen und diese Räume zu attackieren. So war es dann auch nicht nur vermehrt die rechte Seite, von der aus die Angriffsbemühungen der Austria ihren Ausgangspunkt hatten, sondern Stürmer Monschein blieb stetig eine Gefahr. Klein bediente etwa in einer Situation mustergültig den in die Tiefe startenden Monschein, der nur knapp am Tor vorbeischoss. Ein wenig später war dann auch diese Zone auf der rechten Offensivseite der Violetten der Startpunkt für die Entstehung des 2:0 für die Gäste. Prokop behauptete den Ball gegen zwei Gegenspieler, Fitz schlich sich erneut im Rücken des linken Außenverteidigers vorbei und bediente mustergültig Monschein, der einen Doppelpack schnürte. Wenig später erzielte man nach dem gleichen Muster beinahe das 3:0, allerdings klärten die Burgenländer im letzten Moment. Kurz vor der Halbzeitpause, hätte Halper nach einer schönen Aktion die Möglichkeit gehabt, den Anschlusstreffer zu erzielen, doch sein Abschluss fiel zu schwach aus. So ging es mit einer 2:0 Führung der Austria in die Halbzeit.

Mattersburg stellt System um

Nach der Pause versuchte es der Trainer der Mattersburger nicht nur mit einem Spielerwechsel, sondern auch mit einer Systemumstellung. Mit der Einwechslung von Gruber, nahm man Abstand von der „Raute“ und ging zu einem 4-2-3-1 über, wo Gruber über den rechten und Pusic über den linken Flügel für Druck sorgen sollten. Zumindest funktionierte das auch die ersten Minuten und man konnte sich mit Einwürfen und Standards in der gegnerischen Hälfte festsetzen. Bis auf einen Distanzschuss von Gruber, blieben die Angriffsbemühungen jedoch ohne Erfolg und Durchschlagskraft, obwohl die Austria den eigenen Abwehrchef verletzungsbedingt auswechseln musste.

Die Mattersburger verlegten durch die Umstellung auf ein 4-2-3-1 ihren Fokus noch mehr auf den Flügel, wo man auf beiden Seiten jeweils Pärchen mit den aufrückenden Außenverteidiger bildete und versuchte, über Durchbrüche und Hereingaben für Gefahr zu sorgen. Stattdessen aber fing man sich den nächsten Treffer ein, nachdem der starke Fitz Monschein auf die Reise schickte und Grünwald mit einem Nachschuss das 3:0 markierte. Neben dem nächsten Treffer und der Vorentscheidung, spielte die Austria immer mehr die Vorteile ihrer Grundordnung aus und dominierten die zentralen Räume vollkommen, während man auch weiterhin die Außenbahnen kontrollierte. Mit dem auffälligen Prokop, der sich überall auf dem Feld aufhielt, schuf man konstant Überzahl im Mittelfeld, ließ Ball und Gegner laufen und erspielte sich so Chance um Chance. Im letzten Drittel war vor allem der stark aufspielende Fitz für die entscheidenden Dinge verantwortlich und so markierte nicht umsonst der Youngstar auch das 4:0 und damit die endgültige Entscheidung für seine Mannschaft.

Mattersburg bekam vor allem die Räume hinter den beiden Sechsern nicht zugestellt. Da man mit den beiden Innenverteidigern – aufgrund der Tempodefizite – nicht noch weiter nachrücken konnte, agierte man im zweiten Durchgang etwas konservativer und ließ die Abwehrlinie tiefer, was allerdings ebenfalls nicht klappte. Genau diese Zwischenlinienräume waren nun die Achillesferse der Burgenländer, denn da hielt sich nun nicht nur der starke Fitz auf, sondern auch der eingewechselte Kapitän Grünwald, der gemeinsam mit dem nachstoßenden Prokop die defensiven Schwachstellen der Gastgeber anbohrte. Dadurch ließ die Austria nicht nur den Ball gut laufen und zeigte dabei auch ein gutes Positionsspiel, sondern nach Ballgewinn ging weiterhin die Post ab und Monschein war für den Gegner weiterhin nicht zu bremsen, geschweige denn zu kontrollieren. Zwar gelang Mattersburg nach einem Stellungsfehler von Zwierschitz durch Gruber der 1:4-Anschlusstreffer, doch Monschein stellte wenig später den alten Vorsprung mit seinem dritten Tor wieder her und sorgte für den umjubelten 5:1 Endstand.

Fazit

Die Austria feierte also den lang ersehnten Befreiungsschlag und schießt sich mit dem 5:1 Sieg über Mattersburg den Frust von der Seele. Dabei zeigte man sich perfekt auf den Gegner eingestellt, wählte bei der Sommerhitze eine ökonomische Spielweise und konterte nicht nur eiskalt, sondern bespielte gezielt die Schwachstellen beim Gegner. So wirbelten vor allem Prokop und Fitz auf dem gesamten Feld umher und waren für die Mattersburger im Zwischenlinienraum nicht zu bändigen, wodurch die beiden in weiterer Folge Stürmer Monschein perfekt in Szene setzen konnten. Auch der Angreifer nutzte die gebotenen Räume gnadenlos aus und legte folglich einen Trippelpack hin, womit er seine Mannschaft auf die Siegerstraße brachte. Damit feierte man nicht nur den ersten Sieg in der Liga, sondern sammelte vor dem wichtigen Rückspiel im Europacup nochmal Selbstvertrauen, um doch noch den Aufstieg in das Playoff der Europa League zu packen. Der Grundstein dafür wurde jedenfalls gelegt.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic