Mit einem 2:0-Sieg in Altach bestätigte Rapid seine gute Auswärtsform. Die Hütteldorfer sind auswärts nun bereits seit fünf Pflichtspielen ungeschlagen, halten in der Liga... Analyse: Rapids gute Raumbesetzung und der erzwungene „Lucky Punch“

Mit einem 2:0-Sieg in Altach bestätigte Rapid seine gute Auswärtsform. Die Hütteldorfer sind auswärts nun bereits seit fünf Pflichtspielen ungeschlagen, halten in der Liga in der Fremde bei einem Torverhältnis von 13:3. Und auch wenn das Spiel im Ländle kein Leckerbissen für Fußballfeinspitze war, machte Rapid in dieser Begegnung einiges richtig. Dadurch kam schließlich auch das nötige Glück zurück.

Wie üblich setzte Zoran Barisic auf ein 4-2-3-1-System, das dem Altacher 3-4-1-2 vor allem spielerisch zusetzen sollte. Die schwierigen Bodenverhältnisse mussten auf grün-weißer Seite diesmal aber nicht als Ausrede herhalten. Viel mehr hatten die Hausherren mit dem holprigen Rasen so ihre Probleme, was das Spiel nicht ansehnlich machte, Rapid aber als technisch stärkere Mannschaft in eine Vorteilssituation brachte.

Barisic bringt Moormann als sicherere Option statt Auer

Rapid hatte im Zentrum mit Personalsorgen zu kämpfen: Für die Innenverteidigung fielen neben dem Langzeitverletzten Cvetkovic auch Hofmann und Kongolo aus, im zentralen Mittelfeld fehlten der gesperrte Sattlberger und Grgic, dessen Frau ein Kind erwartete. Um ein gutes Aufbauspiel zu gewährleisten und den Sechserraum bestmöglich zuzumachen, musste man bei Rapid also etwas erfinderisch werden.

Für den Spielaufbau kam Martin Moormann erstmals seit der 6. Runde in der Liga von Beginn an zum Einsatz. Damit wollte Barisic für höhere defensive Stabilität sorgen, nachdem man in den letzten zwei Ligaspielen gegen Klagenfurt und den LASK sechs Gegentreffer kassierte. Moormann ist die defensivere Option im Vergleich zu Auer und aufgrund seines Innenverteidigernaturells auch als einrückender Verteidiger geeignet.

Altach bekommt keinen Zugriff auf Rapids Aufbau

Dass die linke Abwehrseite Rapids mit Sollbauer und Moormann im Aufbau durchaus problematisch sein kann, musste man beim erstmaligen Betrachten der Startelf zwar befürchten, allerdings lösten die beiden ihre Aufgaben durchaus stark. Der häufigste Passweg der Grün-Weißen war zwar – erwartungsgemäß – das Zuspiel von Sollbauer auf Moormann (16 Pässe) und auch umgekehrt wurde dieser Passweg häufig gewählt (12 Pässe), aber die Altacher bekamen aufgrund ihres schwachen Flügelspiels nie Zugriff auf diese Zone und konnten kaum Pressingsituationen auslösen.

Gute Raumbesetzung im Mittelfeldzentrum

Das lag auch daran, dass Rapid es schaffte, das Zentrum clever zu verdichten. Im zentralen Mittelfeld lief Rapid mit einer klaren 6-8-10-Staffelung auf, in der die Aufgabenverteilung von Beginn an solide war: Kerschbaum führte nur einen einzigen Offensivzweikampf, konnte sich ansonsten auf die defensive Arbeit konzentrieren, weil Oswald auf der Acht ausgesprochen umtriebig war und weite Strecken zurücklegte. Seidl kam wie üblich auf der Zehn zum Einsatz und hatte hier den „Vorteil“, dass Burgstaller in den Zwischenräumen der Altacher Dreierkette lange Zeit in der Luft hing und sich somit häufig ebenfalls in den Zehnerraum fallen ließ.

Es war sichtbar, dass Altach stark darauf fokussiert war, Burgstallers Wege einzuengen, was auch weitgehend funktionierte, allerdings auf Kosten der Stabilität im Sechserraum ging. Durch seine Abkippbewegungen in den Zehnerraum konnte Burgstaller die Altacher Dreierkette in Bewegung halten und Herausrückbewegungen erzwingen, was Rapid immer wieder die Chance gab, mit tiefen Pässen hinter die Altacher Kette zu kommen. Erfolgreich war das zwar zunächst nicht, aber dennoch hatte man immer das Gefühl, dass Rapid einem Torerfolg näher ist, als die Altacher. Es mangelte – auch durch Burgstallers Abkippbewegungen – an der Strafraumbesetzung in letzter Konsequenz, weshalb sich Rapid nicht mehr Torchancen herausspielen konnte. Zudem passte auch immer wieder der letzte Pass nicht, etwa bei Rapids „Effizienzsorgenkind“ Kühn. Dennoch war eine gewisse „passive Dominanz“ Rapids durchaus sichtbar.

Kasanwirjo verdichtet mit Einrückbewegungen das Zentrum

Hinzu kam, dass Kasanwirjo, wie man es bereits in der Vergangenheit beobachten konnte, bei Rapids Aufbauspiel – vor allem über links – ins Zentrum rückte. Diese Variante ist durchaus ein zweischneidiges Schwert, weil der junge Niederländer technisch häufig unsauber agiert und auch immer wieder für unnötige Ballverluste zu haben ist. Wenn Kasanwirjo derartige Fehler im Zentrum, anstatt auf seiner angestammten, rechten Abwehrseite macht, ist dies im Falle von schnellen Gegenstößen durch den Gegner natürlich gefährlicher, als in der verhältnismäßig ungefährlicheren Zone rechts. Speziell gegen stärkere, umschaltstarke Gegner könnte diese Variante nach hinten losgehen.

Gegen Mannschaften mit technischen Defiziten, wie sie Altach gestern Nachmittag eindeutig offenbarte, steht allerdings die Verdichtung und die verstärkte Physis im wichtigen Sechserraum im Vordergrund. Das Mittelfeld der Vorarlberger war schlichtweg nicht massiv genug, um Rapids Überladungen entgegenzuwirken. Dadurch bekam Altach nie Zugriff aufs Spiel und konnte im Mittelfeld kaum Bälle festmachen oder über längere Zeit zirkulieren lassen. Ohne besonders aktives Pressing zu praktizieren, kam Rapid damit auf einen sehr niedrigen PPDA-Wert und konnte Bälle sehr schnell wieder zurückerobern. Eine konsequente, dynamische Raumbesetzung reichte hierfür.

Zu inkonsequente Anpassungen der Altacher

Altach wiederum adaptierte am eigenen Spiel deutlich zu wenig und Standfest erkannte die Probleme zu spät bzw. reagierte nicht adäquat. Die Gastgeber ließen ihr Flügelspiel komplett verwaisen, bespielten weder die Räume hinter dem einrückenden Kasanwirjo, noch Moormanns Seite. Man versuchte es immerwährend durch die Mitte und mit weiten Bällen auf Nuhiu, um dann auf die zweiten Bälle gehen zu können. Aufgrund von Rapids bereits beschriebener, guter Staffelung kam man aber nur selten in den Kampf um diese zweiten Bälle. Als Standfest begann, Anpassungen vorzunehmen, lag Rapid bereits in Führung.

Bis zu Burgstallers Supertor zum 1:0 nach 64 Minuten, deutete eigentlich alles auf ein 0:0 hin. Auch die xG-Dynamik wies das zu diesem Zeitpunkt aus. Rapid war bis hierhin nicht zwingend genug, erarbeitete sich zu wenige klare Chancen, scheiterte in manchen Szenen am starken Dejan Stojanovic. Altach wiederum „konnte nicht“ und hatte aufgrund der guten Rapid-Staffelung gegen die recht hohe Passquote der Wiener nichts auszurichten. Es benötigte also einen Lucky Punch, von dem man aufgrund des Spielverlaufs eher annehmen konnte, dass er den Hütteldorfern gelingen könnte.

Rapids entscheidender „Doppelschlag“

Guido Burgstaller sorgte schlussendlich eindrucksvoll für diesen Lucky Punch. Sein vorweggenommenes Tor der Runde brachte Rapid in eine perfekte Ausgangslage und Nuhius Eigentor nur fünf Minuten später, machte den Deckel drauf. Ab hier hatte Altach nur noch durch Einzelaktionen des eingewechselten Gustavo Santos ein bisschen etwas entgegenzusetzen – auf der anderen Seite hätte Rapid in der Schlussphase noch das eine oder andere Tor mehr schießen können.

Was am Ende aussah wie ein „staubiger“ Auswärtssieg, war das Resultat einer guten Mannschaftsleistung des Tabellensechsten. Begünstigt allerdings auch durch schwache Altacher, die vor allem technisch und taktisch nur wenig Gegenwehr leisteten. Rapid reagierte gut auf die personellen Probleme im Zentrum und machten mit relativ sauberem Passspiel und einer guten Raumbesetzung den Sack zu. Am kommenden Wochenende wird das physischere Hartberg-Mittelfeld den Wienern allerdings sicher mehr entgegensetzen, als die gestern zahnlosen Altacher.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen