Um Frank Stronach ist es in den letzten Jahren relativ ruhig geworden; rezente Schlagzeilen um den exzentrischen Milliardär thematisierten „nur“ Familienzwiste, das Leider-doch-nicht-E-Autowerk in... Anekdote zum Sonntag (217) – Frankie goes to Bundesliga

Um Frank Stronach ist es in den letzten Jahren relativ ruhig geworden; rezente Schlagzeilen um den exzentrischen Milliardär thematisierten „nur“ Familienzwiste, das Leider-doch-nicht-E-Autowerk in der Steiermark oder den 90. Geburtstag des Austro-Kanadiers. Früher war das noch anders: Der gelernte Werkzeugmacher wollte erst den österreichischen Fußball an die Weltspitze führen und dann in der heimischen Politik (und darüber hinaus) aufräumen. Beide Projekte mutierten allerdings zum Real-Kabarett und fielen mit Pauken und Trompeten durch. Danach schien sich Stronach langsam aus seinem Geburtsland zurückzuziehen. 2019 verabschiedete er sich z.B. von diversen Liegenschaften oder dem millionenverschlingenden „Pony-Karussell“ aka Magna Racino.

Stronachs Zeit bei der Wiener Austria liegt schon so lange zurück, dass die Erinnerung daran immer mehr verblasst: 1999 präsentierten die Veilchen Magna als ihren neuen Hauptsponsor, ein Jahr später gründete der Selfmade-Milliardär die FrankStronachFußballakademie in Hollabrunn. Geld sollte bei den Violetten ab diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr spielen, weil der spendable Förderer hohe Ziele hatte: „Alles, was ich angefasst habe, ist zur Nummer eins geworden. Ich gehe nicht in dieses Projekt, um Mittelmaß zu erreichen.“, ließ Frank vollmundig verlautbaren. Doch er selbst erwies sich als größter Bremsklotz für das erklärte Endziel – Champions League-Sieger Austria Wien und (spätestens im Jahr 2006) Weltmeister Österreich. Denn Stronach wusste zwar, wohin er wollte, das notwendige Know-How dafür war allerdings nicht einmal in Spurenelementen vorhanden. So verpulverte der generöse Chef 200 Millionen Euro in Wien‑Favoriten, ehe er – nach wiederholten Fanprotesten – Ende November 2005 seinen schrittweisen Rückzug ankündigte.

„Alles, was wir besprochen haben, war am nächsten Tag nicht mehr gültig.“, fasste Toni Polster seine chaotische Zusammenarbeit mit Stronach zusammen. Nicht einmal ein Jahr lang werkte der ehemalige Topstürmer als Generalmanager seiner Austria. Sein Spezi Herbert Prohaska war schon einige Zeit vorher entlassen worden und wusste: „Das Lustige ist, dass mir der Polster vor zwei Jahren gesagt hat, was ich alles falsch gemacht hab beim Stronach. Und ich hab‘ gesagt: ‚Vielleicht kommst du einmal in meine Situation und lernst ihn kennen.‘ Und jetzt ist dem Toni seine Meinung über den Stronach noch viel, viel schlimmer als meine.“ Der spätere Politik-Einsteiger hatte – euphemistisch gesprochen – kreative Vorstellungen von der heimischen Fußballentwicklung. Als Austria-Sponsor und Bundesligapräsident hörten ihm die Medien zu und druckten seine Weisheiten 1:1 ab. Warum allerdings niemand auf die Idee kam, die Handlungen des Unternehmers zu hinterfragen, bleibt angesichts folgender Begebenheiten, die die Wissenslücken des Fußballförderers illustrieren, rätselhaft:

Rechtsanwalt und Spielerberater Skender Fani erzählte einmal, dass er mit Stronach ein Match im Horr-Stadion verfolgte und dieser der Meinung war, dass der ausgewechselte Austria-Spieler später wieder eingetauscht werden würde. Fani dachte anfangs an einen Scherz. Im Laufe der Zeit wurde ihm jedoch klar, dass Stronachs Fußballkenntnisse nicht einmal auf Fan-Niveau waren.

Herbert Prohaska bekam Stronachs fehlenden Realitätssinn bereits vor ihrer Zusammenarbeit zu spüren. Bei einem Privatgespräch fragte der Unternehmer Österreichs Jahrhundertfußballer ungeniert, ob er sich nicht die beste heimische Fußballerin anlachen könne um ein Kind mit ihr zu zeugen. Bei einem solchen Gen-Mix käme hoffentlich ein toller Kicker heraus und die Zukunft des rot-weiß-roten Fußballes sei gesichert, meinte Stronach. Er kenne das von der Pferdezucht, behauptete er weiter. „Schneckerl“, der damals bereits Großvater war, staunte ob dieses Nutztiervergleiches nicht schlecht und konnte nur verlegen lachen; die Aussage des Austro-Kanadiers war tatsächlich ernstgemeint. Ebenso wie sein Vorschlag den ÖFB-Teamchefposten vakant zu lassen. Laut Frank solle einfach der Trainer des aktuellen Tabellenführers nebenbei die rot-weiß-rote Nationalmannschaft coachen. Ein eigener Teamchef sei überflüssig.

Angesichts solcher Meldungen waren alle Menschen, denen die Austria und/oder der österreichische Fußball am Herzen lag, froh, als sich Stronach langsam als Entscheidungsträger zurückzog und nur noch sein Füllhorn ausschüttete. Mit Wiener Neustadt gelang ihm später noch der Aufstieg in die höchste Spielklasse, 2010 kappte jedoch erst Magna und wenige Monate später auch Stronach selbst die Verbindungen zum niederösterreichischen Klub. Franks Fußballakademie schloss schon 2009 ihre Pforten, einzig die Spieler, die sie besuchten, tummeln sich heute noch in der Fußballwelt. Zöglinge der Hollabrunner Kaderschmiede spielen unter anderem in Madrid oder Krakau – ein positiver Aspekt von Stronachs Wirken im österreichischen Fußball. Wohl der einzige.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag