Eine Woche lang können die heimischen Fußballklubs noch neue Spieler verpflichten. Es ist kein Geheimnis, dass Rapid noch seine Fühler ausstreckt, um gegebenenfalls den... Medien: Rapid hat intensiven Dribbler aus Haiti auf dem Zettel

Eine Woche lang können die heimischen Fußballklubs noch neue Spieler verpflichten. Es ist kein Geheimnis, dass Rapid noch seine Fühler ausstreckt, um gegebenenfalls den Kader nachzurüsten. Die Flügelposition, die zuletzt Nicolas Kühn einnahm, ist hier eine heiße Position.

Nun meldet das dänische Medium „B.T.“, dass Rapid beim Odense BK wegen dem flexiblen Offensivmann Louicius Don Deedson aus Haiti angefragt hat. Auch der israelische Tabellenführer Maccabi Tel Aviv soll Interesse am 22-Jährigen bekundet haben.

Der plötzliche Flügelengpass

Rapid verpflichtete mit Christoph Lang einen Spieler, der rein stilistisch nicht als Kühn-Ersatz durchgeht. Der Steirer ist eher ein Akteur für die Halbpositionen bzw. das Zentrum. Rapid hat durch die Verletzung von Oliver Strunz und den Abgang von Kühn derzeit praktisch keinen Rechtsaußen im Team. Auch auf der linken Seite ist die Personaldecke dünn: Thierry Gale fällt mit einer Zehenverletzung aus, dafür dürfte Marco Grüll den Grün-Weißen noch bis zum Sommer erhalten bleiben.

Noch intensiverer Dribbler als Kühn

Don Deedson wäre nicht nur ein flexibler Offensivspieler, der an mehrere löchrige Stellen bei den Hütteldorfern passt, sondern auch was seine Leistungsdaten betrifft ein typischer Ersatz für den nach Glasgow abgewanderten Kühn.

Der Haitianer ist ein enorm intensiver Dribbler, kam in seiner Zeit in Dänemark dauerhaft im Schnitt auf mehr Dribblings pro Spiel als Kühn, dribbelt sogar noch häufiger als Gale. Zwar gibt es Verbesserungspotential in der Dribbeleffizienz, aber in Ansätzen zeigte Deedson bereits, welch großes Potential in ihm steckt.

Über die USA nach Dänemark

Den Sprung von der zweiten in die höchste dänische Spielklasse steckte er zuletzt gut weg. Der Haitianer wechselte bereits als Teenager aus seiner Heimat in die USA, kickte im Nachwuchs von Atlanta United und in der Kalonji Soccer Academy, nahm die US-amerikanische Zweitstaatsbürgerschaft an. Im Sommer 2019 wechselte er 18-jährig nach Dänemark, wo er beim Hobro IK unterkam. Für den Zweitligisten erzielte er in 82 Spielen 22 Tore und acht Assists.

Erst im vergangenen Sommer ging Deedson ablösefrei zu Odense und unterschrieb dort bis 2027. Er konnte sich auf Anhieb durchsetzen, kommt in der laufenden Saison auf sieben Tore in 13 Ligaspielen für den abstiegsgefährdeten Klub.

Verschiedene Positionen bei Odense

Bei Odense hat sich Deedson auch positionstechnisch flexibilisiert. Bei Hobro spielte er zumeist im Angriff und wurde aufgrund seiner Schnelligkeit – besonders auf den ersten Metern – zu einem der gefährlichsten Angreifer der zweiten Liga. In der höchsten Spielklasse kam Deedson hingegen zumeist als Rechtsaußen zum Einsatz, wobei er als Linksfuß die Rolle eines inversen Wingers, der von außen zur Mitte zieht, einnahm. Aber er kam auch im Sturmzentrum bzw. als zweiter Stürmer und als Linksaußen zum Einsatz. Bei Rapid kämen für Deedson damit in verschiedenen Systemen mehrere Einsatzoptionen in Frage.

Hohe Dribblingintensität, starke Schussgenauigkeit

In der allgemein dribbelintensiven dänischen Superliga kommt Deedson in der laufenden Saison auf die sechstmeisten Dribblings aller Spieler pro 90 Minuten (7.87). In der vergangenen Saison bei Hobro war er drittintensivste Dribbler der zweiten Liga (8.99). In der Bundesliga wird die diesjährige Dribbler-Wertung von Kühn (6.89) angeführt, gefolgt von Marco Grüll (6.24). Die Dribblingsintensität von Deedson ist also noch höher als die der intensivsten Dribbler der Bundesliga.

Ähnlich wie Grüll hat Deedson aber auch eine starke Abschlussrate und kommt auf über 59% Anteil an Schüssen aufs Tor, wodurch er in der dänischen Liga auf Platz zwei steht und Grülls Wert aus der Bundesliga um 13% übertrifft. Nur Silkeborgs Mittelstürmer Alexander Lind Rasmussen schießt genauer. Dies ist auch ein Grund dafür, wieso Deedson bereits seit 1 ½ Jahren statistisch klar über Erwartung läuft und mehr Tore erzielt, als er xG sammelt.

Die Crux mit der Überperformance

Demnach ist es aber auch nicht unwahrscheinlich, dass sich seine effektive Erfolgsquote irgendwann wieder einpendelt und sein guter „Lauf“ ein Ende finden könnte. Überperformende Spieler zu verpflichten, ist meist schwieriger, weil die effektiven Scorerpunkte mitverkauft werden und angesichts seines bis 2027 laufenden Vertrags wird der kriselnde Odense BK sicher eine hohe Ablösesumme ausrufen.

Odense wickelte im Sommer Rekordverkauf ab

Auch wenn Odense sich derzeit gegen den Abstieg stemmen muss und vor einem harten Abstiegsplayoff steht (selber Modus wie in Österreich, aber ohne Punkteteilung), ist der Klub zuletzt auf dem Markt angekommen. Im vergangenen Sommer verkaufte Odense den jungen Gambier Yankuba Minteh um acht Millionen Euro an Newcastle United. Der 18-Jährige wurde umgehend an Feyenoord verliehen. Die meisten Verkäufe von Leistungsträgern spielen sich zwischen einer und zwei Millionen Euro Ablöse ab. Und das ist auch die Spanne, in der man sich bei Deedson bewegen wird.

Es geht also um Summen, bei denen sich Rapid in Bezug auf den Spieler absolut sicher sein muss. Wahrscheinlicher als ein Schnellschuss ist wohl noch eine genauere Marktsondierung – auch bis in die Sommertransferzeit hinein. Das kolportierte Interesse zeigt jedoch, dass die Rechtsaußenposition für die Wiener wohl noch eine „work in progress“-Baustelle ist, die man nach Kühns Abgang und trotz der zu erwartenden stilistischen Änderung unter Klauß nicht „abschenken“ will.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen